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kritisch gespielt: 5‑Minute Mystery

5‑Minute Mystery von Connor Reid – erschienen bei Game Factory

5-Minute Mystery - Box
Bild: Game Factory

Da mir das Plug­in fehlt, mit dem die vor­aus­sicht­li­che Lese­zeit ange­zeigt wird, weiß ich nicht, ob man mit dem fol­gen­den Geschreib­sel zu 5‑MINUTE MYSTERY in fünf Minu­ten durch ist. Ich hof­fe aller­dings, dass sich dabei der Text nicht als Mys­te­ri­um herausstellt.

The­ma... Skan­dal! Dem all­um­fas­sen­den Muse­um wur­de doch tat­säch­lich ein ech­ter MacGuf­fin gestoh­len. Aller­dings wur­den ver­rä­te­ri­sche Spu­ren hin­ter­las­sen, auch wenn das ledig­lich selt­sa­me Sym­bo­le sind. Kön­nen wir mit deren Hil­fe die Per­son über­füh­ren, die den MacGuf­fin gestoh­len hat?

5-Minute Mystery - Verdächtige
so schön verschroben

Illus­tra­tio­nen… wur­den kunst­voll von Cam Ken­dell erstellt. Die ein­zel­nen Ver­däch­ti­gen wer­den dabei als Tie­re dar­ge­stellt, die alle nicht nur einen eige­nen Cha­rak­ter auf­wei­sen, son­dern zusätz­lich mit bestimm­ten Eigen­schaf­ten und Gegen­stän­den aus­ge­stat­tet sind. Auch die ein­zel­nen Orte im Muse­um sind spie­le­risch und ori­gi­nell gestal­tet. Die­sen Illus­tra­to­ren-Namen darf man sich ger­ne in den Redak­tio­nen merken.

5-Minute Mystery - Übersicht
Mys­te­riö­ser Kodex gepaart mit klas­si­schem Material

Aus­stat­tung… in der auf­grund des durch­dach­ten Inserts gut auf­ge­räum­ten Box, sticht vor allem ein Kunst­stoff-Teil her­vor: der soge­nann­te Kodex. Die­ser besteht auf fünf dreh­ba­ren Wal­zen, die jeweils bestimm­te unter­schied­li­che Sym­bo­le auf­zei­gen. Die­se Sym­bo­le fin­den sich gut ver­steckt auf den 32 Sze­ne-Kar­ten wie­der. Die Über­sich­ten zei­gen die Ver­tei­lung der Sym­bo­le eben­falls an wie die unter­schied­li­chen Gegen­stän­de und Eigen­schaf­ten, die auch auf eige­nen Papp-Plätt­chen zu sehen sind. Zusätz­lich sind noch Ver­däch­ti­gen-Kar­ten im Ange­bot und pas­sen­de "Übeltäter"-Plättchen. Zu guter Letzt sind noch 16 unter­schied­li­che Fall­ak­ten in der Box, die Mis­sio­nen in "leicht", "mit­tel" und "schwer" anbieten.

Ablauf… am Anfang wird sich geei­nigt, wel­cher Fall bear­bei­tet wird. Denn je nach Schwie­rig­keits­grad bekommt man Hil­fen oder man wird ein­ge­schränkt. Zusätz­lich wird über die Fall­ak­te auch die zur Ver­fü­gung ste­hen­de Zeit und die Anzahl der Ver­däch­tig­ten fest­ge­legt, die man als ver­deck­te Plätt­chen offen aus­legt. Dann beginnt die wil­de Hatz, bei der wir alle gemein­sam spielen.

5-Minute Mystery - Suche
Wel­ches lila Sym­bol ist zu sehen?

Es wird eine Sze­ne-Kar­te auf­ge­deckt und nun suchen alle die im Bild ver­bor­ge­nen Sym­bo­le. Fin­det man eines davon, stellt man die­ses im Kodex ein. Ist man der Mei­nung, dass alle Sym­bo­le gefun­den wur­den, wird die Sze­ne-Kar­te umge­dreht und die Codex-Anzei­ge auf Rich­tig­keit über­prüft. Wur­den kei­ne Feh­ler began­gen, wird nun ein Hin­weis­plätt­chen gezo­gen und an das Ver­däch­ti­gen­plätt­chen ange­legt. Stimmt die ange­zeigt Farb­fol­ge am Rand über­ein, dann trägt bspw. die ver­däch­tig­te Per­son den Gegen­stand des Hin­wei­ses bei sich. Auf­grund die­ser Infor­ma­tio­nen beginnt die Deduk­ti­ons-Arbeit und über die gleich­mä­ßig ver­teil­ten Ver­däch­ti­gen-Kar­ten wer­den nun Per­so­nen ausgeschlossen. 

Dann wird eine neue Sze­ne-Kar­te auf­ge­deckt und die Pro­ze­dur beginnt von vor­ne – und wird so lan­ge wie­der­holt, bis man ent­we­der den oder die Täte­rin ermit­teln konn­te oder die Zeit abge­lau­fen ist. Ist man dann noch nicht zu gestresst, kann man eine neue Fall­ak­te begin­nen. Am eigent­li­chen Ablauf ändert sich dann aber nichts.

Das gefällt mir nicht so gut: Ich gehe nicht so weit zu sagen, dass man schon sol­che Zeit­druck-Spie­le mögen muss, um mit 5‑MINUTE MYSTERY Spaß zu haben. Denn die auf­kom­men­de Hek­tik ist nur ein Teil des Spiel­erleb­nis­ses. Aber man soll­te eine gewis­se Stress-Resis­tenz besit­zen. Wenn der Timer unbarm­her­zig tickt, wer­den auch Feh­ler gemacht – dar­auf zielt das Spiel­prin­zip mit den sich sehr ähneln­den Sym­bo­len ab. Wenn nun aller­dings Per­so­nen am Tisch sit­zen, die damit nicht umge­hen kön­nen, die unbe­dingt gewin­nen wol­len und schlech­te Stim­mung ver­brei­ten, weil nicht alles wie am Schnür­chen läuft, dann ist kei­nem gehol­fen. Bei 5‑MINUTE MYSTERY wer­den Team-Play­er benö­tigt. Alpha­spie­ler, die am liebs­ten alles selbst machen wol­len, kom­men nicht wirk­lich zum Zuge und stö­ren dann nur die Grup­pe. Also locker machen und das Spiel nicht all zu ernst neh­men – das tut es selbst auch nicht. 

Zusätz­lich kann man mit der rich­ti­gen Umge­bung nach­hel­fen. Das gesam­te Spiel­ma­te­ri­al ist recht dun­kel gehal­ten. Das ver­stärkt zwar schön die Stim­mung, macht es bei schumm­ri­ger Beleuch­tung aber auch unnö­tig schwer. Somit soll­te man für aus­rei­chend Hel­lig­keit sor­gen, damit man gut die ein­zel­nen Sze­nen betrach­ten kann. Außer­dem soll­te man vor allem beim Spiel mit Kin­dern im Vor­feld dar­auf hin­wei­sen, dass ein Mon­okel nicht eine Bril­le ist. Die­ses komi­sche Teil ist näm­lich kaum noch bekannt und kann somit in der Hek­tik des Spiels für unnö­ti­ge Ver­wir­rung sorgen.

5-Minute Mystery - Missionen
vie­le unter­schied­li­che Fälle

Auch wenn die Vari­anz der ein­zel­nen Fall­ak­ten groß ist, so ist das Spiel­prin­zip doch immer das Glei­che. Des­we­gen wür­de ich auch nicht emp­feh­len, mehr als drei Fäl­le am Stück zu spie­len, weil es sonst zu wie­der­ho­lend ist. Als wach machen­de Eröff­nung für einen Spie­le­abend oder für einen schnel­len Fül­ler zwi­schen­durch ist 5‑MINUTE MYSTERY aber bes­tens geeignet.

5-Minute Mystery - Wimmelbilder
Wim­mel­bild­su­che mal anders

Das gefällt mir gut: 5‑MINUTE MYSTERY ist für mich eine posi­ti­ve Über­ra­schung. Anfangs war ich sehr skep­tisch, denn von sei­nem geis­ti­gen Vor­gän­ger 5‑MINUTE DUNGEON bin ich nicht voll­stän­dig über­zeugt. In die­sem Zusam­men­hang habe ich mich gewun­dert, war­um der dama­li­ge KOS­MOS-Ver­lag nun nicht den Nach­fol­ger ins Pro­gramm genom­men hat. Das muss doch sei­ne Grün­de haben. Bestimmt; aller­dings sind die­se mei­ner Mei­nung nach nicht im spie­le­ri­schen Bereich ver­or­tet. Denn 5‑MINUTE MYSTERY kann was! Dabei ist es auch mehr als nur ein wei­te­res Hek­tik-Spiel. Denn neben einer gewis­sen Schnel­lig­keit und Stress­re­sis­tenz sind nun auch eine gute Beob­ach­tungs­ga­be und vor allem deduk­ti­ves Den­ken gefordert.

Dabei kann man natür­lich mal mehr Pech oder Glück haben. Aller­dings stört das nicht. Denn vor allem hat man viel Spaß am gemein­sa­men Spie­len. Errät man erst mit abge­lau­fe­ner Zeit in einer 50:50-Situation die gesuch­te Per­son, ist das Hal­lo nur um so grö­ßer, wenn man erfolg­reich war. Hin­zu kommt die sehr lie­be­vol­le Gestal­tung der Kar­ten – ins­be­son­de­re der Ver­däch­ti­gen. Die­se Tier­cha­rak­te­re sind zwar teil­wei­se etwas schrul­lig, aber immer lie­bens­wert gestal­tet. Außer­dem man muss schon sehr genau hin­se­hen, ob sich nicht unter dem Arm noch der Zip­fel einer Zei­tung ver­birgt. Dabei wur­de glück­li­cher­wei­se auch auf man­che Fall­stri­cke ver­zich­tet. Manch­mal waren wir uns auf den ers­ten Blick unsi­cher, ob das Tier nun Fell oder Haut besitzt – bis wir gemerkt haben, dass die­se Info extra noch­mals im Hin­ter­grund der Kar­te ver­ar­bei­tet ist. Die wah­ren Details lie­gen also mehr im Offen­sicht­li­chen verborgen.

Auch das wei­te­re Mate­ri­al kann ich bezüg­lich der Wer­tig­keit nur loben. Der Kodex ist schön sta­bil und die Wal­zen sind leicht­gän­gig. Die­ses Teil hat zudem einen immensen Auf­for­de­rungs­cha­rak­ter. Den Kodex wol­len alle sofort in die Hand neh­men. Glück­li­cher­wei­se sieht dies das Spiel­prin­zip auch vor, schließ­lich sol­len mit jeder neu­en Sze­ne auch die Rol­len inner­halb der Grup­pe wei­ter­ge­reicht wer­den. So dür­fen alle in einem Fall mal die Fin­ger an den Kodex legen, wäh­rend die ande­ren ver­su­chen, mehr oder weni­ger prä­zi­se die Sym­bo­le zu benennen.

Das ist übri­gens gar nicht so leicht. Denn wie erklä­re ich auf die Schnel­le die Unter­schie­de bei den Ster­nen oder den Qua­dra­ten? Ein­ge­spiel­te Grup­pen fin­den dann schnell ihr eige­nes Voka­bu­lar. Die­ses hilft aber bei einem der schwe­ren Fäl­le nicht wei­ter, da man in die­sem auf ein­mal nicht mehr mit­ein­an­der reden darf. Die­ses Bei­spiel zeigt übri­gens gut die Viel­falt der ein­zel­nen Fall­ak­ten auf. Auch wenn das Spiel­prin­zip sich wie­der­holt, die Fall­ak­ten brin­gen immer neue Her­aus­for­de­run­gen. Zusätz­lich ist auch die Vari­anz groß. So gibt es ein Hau­fen unter­schied­li­cher Ver­däch­ti­ger und somit unzäh­li­ge Kombinationen.

5-Minute Mystery - Unterschiede
gleich und doch ungleich

Noch bes­ser wird die­se Vari­anz an den Sze­ne-Kar­ten deut­lich. Einer­seits gibt es vie­le unter­schied­li­che Orte, ande­rer­seits wie­der­ho­len sich die­se dann doch. Das ver­hin­dert, dass man sich mer­ken kann, wel­che Sym­bo­le auf wel­cher Sze­ne-Kar­te gefragt sind. War eben in der Abstell­kam­mer noch der Kreis mit dem Punkt zu sehen, sind auf den ande­ren Abstell­kam­mer-Kar­ten ande­re Kreis-Sym­bo­le zu erkennen.

5-Minute Mystery - App-Timer Contdown
Jetzt aber hurtig!

Übri­gens ist auch die 5‑MINUTE MYS­TERY-App eine ech­te Emp­feh­lung wert. Die­se ist nicht zwin­gend not­wen­dig, sie ver­stärkt aber das Spiel­erleb­nis. Für alle Fall­ak­ten sind die kur­zen Tex­te ein­ge­le­sen. Haupt­säch­lich fun­giert die App aber als Timer mit stim­mungs­vol­ler Hin­ter­grund­s­mu­sik – die deut­lich ner­ven­auf­rei­ben­der wird, wenn die Zeit kurz davor ist, abzu­lau­fen. Das macht deut­lich mehr Spaß als ein blo­ßer Küchen­we­cker, auch wenn man dadurch gegen Ende etwas mehr gestresst wird.

Fazit: 5‑MINUTE MYSTERY ist bei uns ein­ge­schla­gen, wie eine Bom­be! Die ers­ten zwei-drei Wochen kam es fast täg­lich auf den Tisch und wur­de auch nicht lang­wei­lig, da die unter­schied­li­chen Fäl­le immer wie­der Abwechs­lung bie­ten. Doch auch in ande­ren Grup­pen konn­te 5‑MINUTE MYSTERY schnell mit sei­nen Qua­li­tä­ten über­zeu­gen, wes­we­gen es für mich den Sta­tus eines ech­ten Geheimtipps besitzt.

Titel5‑Minute Mys­tery
AutorCon­nor Reid
Illus­tra­tio­nenCam Ken­dell
Dau­er5 bis 30 Minuten 
Per­so­nen­an­zahl1 bis 4 Personen
Ziel­grup­peMul­ti-Tas­king-Fami­li­en­spiel­run­den
Ver­lagGame Fac­to­ry
Jahr2021
Hin­weisfür die Bespre­chung wur­de vom Ver­lag ein
Rezen­si­ons­exem­plar zur Ver­fü­gung gestellt

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