Mein Traumhaus von Klemens Kalicki erschienen bei Pegasus Spiele

Ein Hingucker auf der Spielwarenmesse in Nürnberg war der Stand von Pegasus. Dieser war nämlich herzallerliebst gestaltet wie deren neues Familienspiel MEIN TRAUMHAUS (einer Lokalisierung von DOMEK – entwickelt von Rebel). Ich bin mir nicht sicher, ob ich es so pastellfarben in meinem Traumhaus haben möchte, aber den ein oder anderen Einrichtungsgegenstand oder ein zusätzliches Zimmer hätte ich schon ganz gerne (wenn ich so an den Whirlpool oder die Sauna denke).
Thema... nachdem endlich das Traumhaus fertig gebaut ist, soll es nun auch neu eingerichtet werden. Erfahrungsgemäß hat man dafür dann allerdings kein Geld mehr übrig. Nicht so in MEIN TRAUMHAUS, denn hier kann man kostenfrei seine Zimmer einrichten. Die Betonung liegt also auf "Traum".

Grafik... ist von Bartłomiej Kordowski und war mir beim Ansehen des Covers zu sehr an Animationsfilme angelehnt (mir gefällt einfach die blonde Dame auf dem Cover überhaupt nicht). Die Gestaltung der Spielkarten hat mich dann aber eines besseren belehrt. Hier sind sehr schöne viele kleine Details abgebildet, so dass man bei der Betrachtung seines Hauses wirklich ins Träumen geraten kann – und das nicht nur, wenn man das Spielezimmer betrachtet. Doch, doch, die Illustrationen von Kordowski sind wirklich eine Augenweide und haben etwas von Wimmelbüchern – ohne wimmelig zu wirken. Vor allem erkennt man erschreckend viele Sachen wieder.

Ausstattung... besteht hauptsächlich aus Karten. So gibt es für zwölf Spielrunden Raumkarten und Spezialkarten, die verschiedene Effekte auslösen können (sie sorgen für ein Dach, Dekoration, Helfer oder Werkzeuge). Die Raumkarten unterscheiden sich in wenige Kellerräume und viele gewöhnliche Wohnräume. Zusätzlich wird angezeigt, wieviele neben einander liegende Karten einen gemeinsamen Raum bilden können, der dann am Spielende mehr Punkte wert ist.
Anfangs erhält jeder Spieler ein eigenes leeres Haustableau, welches im Spielverlauf mit Raumkarten gefüllt wird. Für die einzelnen Dekorationen bestehen eigene Pappplättchen, die dann später in die Zimmer gelegt werden. Weiterhin ist noch für die gemeinsame Auslage ein Spielplan zusammen zu puzzeln (und für die Abrechnung gibt es einen eigenen kleinen Wertungsblock).

Ablauf... ist recht einfach. In jeder der zwölf Runden wird das Tableau mit fünf Raumkarten und vier Spezialkarten gefüllt – dauerhaft im Angebot ist eine weitere Karte, die den Startspieler in der nächsten Runde bestimmt.
Reihum wählt nun jeder Spieler die Karten aus einer Spalte (also eine Raumkarte mit der dazu gehörigen Spezialkarte). Die Raumkarte legt man dann in sein Haus. Dabei ist folgendes zu beachten:
- Kellerräume müssen auf die beiden Felder des untersten Stockwerkes gelegt werden, alle anderen Räume auf Felder der beiden oberen Stockwerke.
- Eine Raumkarte darf nicht oberhalb eines leeren Feldes liegen.
- Man darf die maximale Größe eines Raumes nicht überschreiten.
- Kann man die Raumkarte nicht anlegen, dann muss man diese Karte mit der Rückseite nach oben als leeren Raum legen. Leere Räume bringen am Ende keine Punkte – das gilt es also zu vermeiden.
Die Spezialkarten werden unterschiedlich benutzt:
- Helfer können in der Regel am Spielende eingesetzt werden und dann zusätzliche Aktionen ermöglichen.
- Werkzeuge nutzt man einmalig während eines eigenen Spielzuges in einer späteren Runde.
- Dekorationen legt man in Räume, die dann als abgeschlossen gelten. Dekorierte Räume können demnach nicht mehr erweitert werden. Hat man kein Platz für die Deko, wird sie auch nicht genommen. Man kann Deko also nicht zwischenlagern.
- Dachkarten legt man verdeckt (!) auf sein Haustableau. Am Ende des Spiels können diese zusätzliche Punkte ergeben, wenn man mindestens vier Dachkarten hat (ansonsten regnet es ins Haus hinein?).

Und damit es nicht langweilig wird und ich dem gewählten Stil treu bleibe, folgt nun gleich die nächste Aufzählung. MEIN TRAUMHAUS endet nach zwölf gespielten Runden und dann wird die Endwertung durchgeführt. Diese geschieht folgendermaßen. Man erhält Punkte für:
- Räume – abhängig von der Anzahl der Karten, aus denen der Raum besteht.
- Dekoration – entsprechend der Punktzahl auf den Plättchen.
- Dächer – für ein gleichfarbiges Dach aus vier Karten gibt es satte 8 Punkte, für ein Dach (aus wiederum mindestens vier Karten) in Mischfarben zumindest 3 Punkte. Zusätzlich bekommt man für jedes Dachfenster noch einen Zusatzpunkt.
- Einrichtungsboni – wenn sich auf dem Haustableau in den Wohnstockwerken jeweils mindestens ein Badezimmer befindet, bekommt man 3 Punkte. Ebenfalls mit 3 Punkten wird man belohnt, wenn sich im Haus jeweils mindestens ein Schlafzimmer, ein Badezimmer und eine Küche befinden.

Das gefällt mir nicht so gut: Ich finde es irgendwie unpassend, dass man die Dachkarten verdeckt sammeln muss und man sich diese auch im Verlauf des Spiels nicht mehr ansehen darf. Hier wird also ein kleines Memory-Element eingebaut, was für mich nicht so richtig zum Spiel passt. Zudem ist es keine ernsthafte Gedächtnis-Herausforderung, da man meist sowieso auf eine Farbe spielt und man sich diese Anzahl recht einfach merken kann.
Dafür wird man dann mit sehr vielen Punkten für ein farbenreines Dach belohnt (8 Punkte, was im Vergleich recht viel ist). Das finde ich eher unpassend, da die Verteilung der Dachkarten nun einmal sehr glückslastig ist (wie von allen Karten). Es ist dem Zufall überlassen, ob man überhaupt eine Chance haben wird, ein farbenreines Dach zu erstellen. Jede Dachfarbe ist mit sieben Karten vertreten, man braucht derer vier. Also fühlt man sich ganz schön getrieben, wenn die gewünschte Dachfarbe offen liegt, denn den hohen Bonus will sich eigentlich keiner entgehen lassen. Am Ende hat man aber problemlos seine Dachkarten zusammen und ärgert sich, dass man unnötige Raumkarten genommen hat. Hier ist also eine Triebfeder drin, die ich als etwas zu stark empfinde, weil sie etwas dem an sich sehr harmonischen Spielgefühl entgegen wirkt – immer die Zielgruppe Familie in den Augen. Spielerfahrene Personen finden dieses Element sicher reizvoll – aber diese greifen bei diesem Thema und Cover wohl eher selten zu MEIN TRAUMHAUS.

Das gefällt mir gut: Man kann sich leicht vorstellen, dass der Startspieler einen großen Vorteil hat, da er aus einer recht großen Auslage wählen kann. Für die nachfolgenden Spieler wird diese Auswahl immer kleiner. Deswegen gefällt mir die Vergabe des Startspieler sehr gut. Nimmt man sich die Reihe mit der Startspielerkarte, dann muss man auf weitere Spezialkarten verzichten. Das kann man mal machen, aber auf Dauer wird einem das nicht weiterbringen. Somit ist dafür gesorgt, dass der Startspieler auch wechseln wird.
Das Spielgefühl ist an sich recht solitär, da jeder nur an seiner Einrichtung bastelt. Allerdings ist das Aufdecken der Auslage immer wieder spannend – insbesondere am Ende, wenn man noch auf die ein oder andere Karte sehnlichst wartet. Und man darf die Interaktion beim Auswählen nicht unterschätzen, entstehen doch hierbei die Emotionen. Selten wird dabei so ausgewählt, dass man den anderen Mitspieler schadet. Vielmehr hat man seine eigene Auslage und deren Optimierung im Blick. Will man es etwas verschärft spielen, dann kann man – insbesondere dann, wenn nicht mit vier Personen gespielt wird – die Auslage auch einschränken: der Startspieler darf dann eine oder zwei Spalten entfernen.
Von den zwölf Spielrunden darf man sich nicht schrecken lassen. Eine Partie MEIN TRAUMHAUS dauert selten länger als eine halbe Stunde. Man hat danach noch ausreichend Zeit, sich auch die Häuser der anderen Spieler anzuschauen. Gerade beim Spielen mit Kindern ist das oftmals wichtiger als das Auszählen der Siegpunkte. Hier kann wunderbar gesponnen werden, wie es sich in einem solchen Haus leben würde (wenn z.B. kein Bad eingebaut wurde).

Fazit: MEIN TRAUMHAUS ist ein sehr gutes Familienspiel. Es ist harmonisch und immer wieder von kleinen Spannungsmomenten geprägt. Dabei ist keine langfristige strategische Planung möglich, sondern die Spieler müssen immer ein wenig improvisieren, um leere Räume zu verhindern. Dabei können verrückte Einrichtungen entstehen, die dann auch entsprechend kommentiert werden sollten – und die eigentliche Wertung gerne in den Hintergrund drängt. Somit also "Daumen hoch!" für ein weiteres schönes Familienspiel aus dem Hause Pegasus (wie das ebenso zu empfehlende KINGDOMINO).
Titel | Mein Traumhaus |
Autor | Klemens Kalicki |
Illustrationen | Bartłomiej Kordowski |
Dauer | 30–45 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | entspannte Familienspieler |
Verlag | Pegasus |
Jahr | 2017 |
Ich bedanke mich bei Pegasus für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
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