10–2024: Humpty Dumpty (aus 3 Chapters)
3 CHAPTERS von Joe Hout bringt viele bekannte Sagen- und Märchengestalten in eine Box. Die meisten davon waren mir zumindest grob vertraut, aber Humpty Dumpty hinterließ ein großes Fragezeichen. Das mag daran liegen, dass ich von Alice im Wunderland lediglich die Disney-Verfilmung kenne, die ich als Kind nicht verstanden habe – und wahrscheinlich als Erwachsener ebenfalls meine Probleme damit hätte. Dadurch sind mir Gestalten wie Grinsekatze, Herzdame und das Weiße Kaninchen aber zumindest grob bekannt. Mit Humpty Dumpty konnte ich dahingegen überhaupt nichts anfangen. Durch ihre spezielle Funktion hat sich mir diese Karte allerdings ins Gedächtnis eingebrannt, so dass ich bei der Suche nach einem passenden Mitarbeiter des Monats sehr zielgerichtet den Stapel der Karten nach Humpty Dumpty durchgesehen habe.
"Humpty Dumpty saß auf der Lauer.
Humpty Dumpty fiel von der Mauer.
Auch der Drachen mit all seinen Mannen
brachte Humpty nicht mehr zusammen."*
3 CHAPTERS ist schon ein spezielles Spiel. Durch die vielen Karteneffekte benötigt man meist eine Einführungsrunde, um mit den bestehenden Möglichkeiten vertraut zu werden. Diese Runde kann sich allerdings durch das notwendige Kennenlernen der Kartenfunktionen etwas zu sehr in die Länge ziehen. Anders sehen dann Folgepartien aus, bei denen das Spiel nur so flutscht – vielleicht auch deswegen, weil schnell gemerkt wird, wie zufällig das Spiel eigentlich ist. Macht man sich anfangs noch ganz viele Gedanken und wägt Wahrscheinlichkeiten ab, lernt man schnell, dass zumindest in größeren Gruppen das oftmals verlorene Liebesmüh ist (und ganz nebenbei: die 3‑Personen-Variante ist noch unbefriedigender, weil die Kartenverteilung noch zufälliger ist). Der eigene Erfolg hängt doch sehr davon ab, an welcher Stelle ich sitze und was für Karten überhaupt im Spiel sind. Für ein spaßiges Kartenspiel, was 3 CHAPTERS auch sein will, ist dieses Chaos förderlich. Wer allerdings die Kontrolle eines klassischen Stichspiels schätzt, wird mit 3 CHAPTERS wahrscheinlich nicht glücklich.
Allerdings habe ich beobachten können, dass die vielen kleinen Sondereffekte nicht unbedingt zielführend sind. Ein stumpfes Spielen auf hohe Kartenwerte (und damit verbunden viele Stichgewinne) ist nicht selten eine sehr erfolgversprechende Taktik. Dabei kann Humpty Dumpty sehr gute diese gewählte Taktik unterstützen – oder zumindest bei einem hohen Stich erfolgreich Edelsteine abgreifen, wenn andere ebenfalls dieser Prämisse folgen. Aus diesem Grund habe ich Humpty Dumpty gerne in meinen eigenen Reihen!
* Bei meiner Ode an Humpty Dumpty orientierte ich mich an den Übersetzungen von Erika Tophoven, aus ihrem Buch Nursery rhymes. Englische Kinderreime (Dt. Taschenbuch-Verlag, 1995)
Danke, mir ging es so wie dir: Humpty Dumpty war für mich ein schwarzer Fleck auf der Märchenlandkarte. Mit Alice stehe ich bis heute auf dem Kriegsfuß.
Humpty Dumpty im Deck der Karten zu finden war für mich eine Überraschung und hat mal wieder die eine längst vergangene Seite in mir gezupft – denn ich bin mit den nursery rhymes genährt worden: Humpty Dumpty sat an a wall, Humpty Dumpty made a great fall, all the kings horses and all the kings men couldn't put Humpty together again. Die deutsche Übersetzung klingt wie immer ungewohnt und holprig. Ich hatte sogar einen Humpty als Kind. Keine Ahnung, wo der abgeblieben ist.