Carcassonne – Star Wars Edition von Klaus-Jürgen Wrede – erschienen im Hans im Glück Verlag
Wahrscheinlich gibt es nun einige die mich schief anschauen! "Wie kann der denn bloß so einen Marketing-Gag empfehlen? CARCASSONNE STAR WARS! Es weiß doch wirklich jeder, dass Spiele zu Filmen absolut unterirdisch sind. Und sowieso: CARCASSONNE im Weltraum – wie blöd ist das denn?"
Zugegeben, so habe ich auch anfangs gedacht. Dazu kamen noch weitere Vorbehalte gegen einen x‑ten CARCASSONNE-Ableger. Keine Frage, CARCASSONNE ist klasse! Aber ab der dritten oder vierten Erweiterung habe ich aufgehört, mich für weiteres Material oder Ableger zu interessieren. Ich war der Meinung, das Maß ist voll.
Meine Berührungsängste gegen diese Edition wurden jedoch von meinem Sohn aufgelöst. Klar, dem Star Wars Overkill im letzten Jahr war auch er voll ausgesetzt, aber schon vorher haben wir einige interessante Partien CARCASSONNE gespielt. Da kam mir die Idee, ihm diese Edition vielleicht zum Weihnachtsfest zu schenken. Also mal die Regel gelesen und ... Überraschung: das klang gar nicht schlecht! Denn durch die neu eingeführten Würfel kommt nun ein interessantes Element dazu.
"WAS, jetzt auch noch ein CARCASSONNE mit Würfeln??? Jetzt drehen die ja voll am Rad..."
Ja, es gibt Würfel. Spätestens jetzt sollte einem klar sein, dass nun etwas neues vorliegt. Versuchen wir mal das ganze objektiv zu bewerten...
Die thematische Einbettung ist Unsinn, keine Frage. Aber die Gestaltung der Legeplättchen ist gelungen und die Meeples mit aufgeklebten Star Wars Charakter sind witzig (zumal meine Lieblingsfarben beim Spielmaterial dabei sind: schwarz und orange). Im Vergleich zum Basisspiel fällt einem sofort neben den neuen Würfeln auf, dass die "Wiesenwertung" entfernt wurde. Eine gute Entscheidung, um das Spiel einstiegsfreundlicher zu machen. Zusätzlich werden nun auch die "Klöster" (hier: Planeten) anders gespielt, da ich diese auch noch nachträglich besetzen kann. Ich lege also erst einmal das Planeten-Plättchen und warte ab, wie es sich entwickelt. Lohnt es sich, dafür ein Männchen zu opfern, wenn ich mit diesem in der Zwischenzeit noch anders Punkte machen kann? Wenn ich Pech habe, wird es aber schon von jemand anderem besetzt.
Und nun kommen die Würfel ins Spiel. Denn mit diesen kann ich um Gebiete "kämpfen". Bei CARCASSONNE STAR WARS gibt es keine Gleichstände mehr. Die Punkte bei einer Wertung kann nur noch eine Person haben. Wer das ist, wird im Würfelkampf ermittelt. Dabei hat der Spieler Vorteile, der mehr Figuren auf dem Wertungselement sitzen hat (oder wenn die Plättchen der Fraktion angehören, für die ich spiele: das Imperium, die Rebellen oder die Schmuggler). Durch diese möglichen Kämpfe muss man taktisch anders spielen, da man sich den Bau von zu großen "Städten" bzw. "Straßen" gut überlegen muss. Aus dem strategischen Grundspiel wird also eher ein taktisches Legespiel. Eingefleischte CARCASSONNE-Spieler finden das bestimmt schrecklich, weil man nun anders spielen muss. Aber es ist eben auch ein anderes Spiel!
Also für alle, die mit Würfelglück bzw. ‑pech unverkrampft umgehen können, ist CARCASSONNE STAR WARS eine kurzweilige familienfreundliche Variante. Wer sich auf diese Unwägbarkeit einlässt (garniert mit ein wenig Trash Talk beim Würfeln), kann großen Spaß haben!
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