Mittlerweile gehört es zum guten Ton eines jeden größeren Verlages, gute Zweipersonenspiele anzubieten. Pegasus macht das seit einiger Zeit, Lookout auch intensiv. Vor gut 20 Jahren war das aber schon etwas außergewöhnliches, was Kosmos da auf die Beine gestellt hat: eine Reihe von eigenständigen Spielen nur für zwei Spieler!
Nicht ohne Grund sind vieler Spiele-Klassiker nur von zwei Spielern spielbar (SCHACH, GO, BACKGAMMON...). Wenn ich mein eigenes Spieleverhalten beobachte, dann sind bestimmt etwa die Hälfte der gespielten Spiele 2‑Personen-Partien. Dementsprechend schaue ich immer genau hin, was die Verlage für diese Anzahl so anbieten – und ein Blick geht da traditionell zu Kosmos. Warum? Weil sie einfach über die Jahre hinweg immer sehr gute 2‑Personen-Spiele auf den Markt gebracht haben. Und das hat mal wieder eine Top-Liste verdient!
Wieder einmal habe ich mich schwer getan, mich auf lediglich fünf Titel zu beschränken:
- TARGI von Andreas Steiger
- DIE SIEDLER VON CATAN – DAS KARENSPIEL von Klaus Teuber
- CAESAR & CLEOPATRA von Wolfgang Lüdtke
- ROSENKÖNIG von Dirk Henn
- LOST CITIES von Reiner Knizia
TARGI hat vielleicht nur deswegen den Spitzenplatz ergattert, da es eine lange Durststrecke überwand, in der keine so tollen 2‑Personen-Spiele bei Kosmos erschienen sind. Jedenfalls schlug bei mir TARGI voll ein! Wahrscheinlich hätte man daraus sogar ein größeres Brettspiel machen können, die gewählte Aufmachung als Kartenspiel gefällt mir trotzdem auch sehr gut. Umgeben von einem festen Rahmen von Aktionskarten, liegen in der Mitte immer neun verschiedene Karten aus (Waren- und Stammeskarten). An die Karten komme ich über einen geschickten Einsetz-Mechanismus meiner drei Arbeiter heran, die zugleich auch Aktionen auslösen. Das Spielende ist variabel, da entweder über einen feste Rundenanzahl (=12) gespielt wird oder aber ein Spieler zwölf Stammeskarten ausgelegt hat. Auch wenn manche Aktionen zwingender erscheinen als andere, habe ich immer nie das Gefühl gehabt, dass mein Vorgehen vorherbestimmt ist – dafür ist die Auslage eben immer Zufällen unterworfen. Bin sehr gespannt auf die TARGI – DIE ERWEITERUNG, die bald erscheinen wird.
Das SIEDLER KARTENSPIEL (bzw. DIE FÜRSTEN VON CATAN) war bestimmt für den Verlag das wichtigste Spiel dieser Reihe. Im Fahrwasser des großen Bruders wurde hier ein ähnliches Konzept aufgebaut, was aber genügend eigenständig ist, um nicht als "billiger Abklatsch" zu wirken. Auch hier werden die Rohstoffe erwürfelt und wenn man will kann man tauschen, aber es gibt auch Elemente, die dem großen Bruder fehlen. Allerdings sollte einem bewusst sein, dass man hier vom Zeitaufwand und von der Komplexität eher ein "großes" Spiel spielt. Ähnlich gut gelungen empfinde ich auch die Umsetzung von den STERNENFAHRER VON CATAN: STERNENSCHIFF CATAN. Hätte ich mich nicht auf fünf Spiele beschränken wollen, dann hätte dies sicherlich einen eigenen Platz in der Liste erhalten. Mir ist das STERNENSCHIFF aber im Vergleich zum Siedler Kartenspiel etwas zu viel Materialaufwand und manchmal auch zu unbefriedigend, wenn ich durch die Weiten des Kartenstapel, äh Weltall, fliege. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau!
CAESAR & CLEOPATRA ist sicherlich das Spiel, welches ich am häufigsten verloren habe. Hier geht viel über Intuition, da der Spieler wählen kann, ob er Einflusskarten offen oder verdeckt ausspielen will. Oft wird die verdeckte Option gewählt und jetzt kommt der Part, den ich so schlecht beherrsche: man sollte eben erahnen, was der Mitspieler da verdeckt gelegt hat. Meistens verzocke ich mich. Aber ich habe meinen Spaß dabei!
ROSENKÖNIG ist im Kern ein abstraktes Legespiel und eine Neuauflage von TEXAS. Über das Ausspielen von Bewegungskarten kann ich Wertungssteine ablegen. Am Ende zähle ich die Größe meines Gebietes und wer die meisten Punkte hat, gewinnt. Wo liegt der Clou? Zum einen, dass die Gebiete über ihre Quadratzahl gewertet werden (also richtig große Gebiete machen richtig viele Punkte) und zum anderen, dass die Bewegungskarten der Spieler offen ausliegen. Man sieht also die möglichen Optionen des Mitspielers und sollte die auch tunlichst berücksichtigen!
LOST CITIES ist ein typische Knizia möchte man sagen – wenn man bei dieser Aussage vergisst, welch komplexen Spiele er in seiner Anfangszeit so entwickelt hat. Bei LOST CITIES haben wir aber ein einfaches Karten-Sammel-Spiel mit pfiffigen Ablegemechanismus. Im Endeffekt ist es eine Wette, welche Karten man noch im Laufe des Spiels bekommt – aber wetten kann ganz schön spannend sein. Hinzu kommt noch eine überragend schöne grafischer Gestaltung!
Und welche Spiele bleiben bei dieser Top-Liste außen vor? Einige schöne, die ich durchaus auch empfehlen kann. Neueren Datums und noch nicht komplett durchdrungen ist bspw. DIE LEGENDEN VON ANDOR: CHADA & THORN, ein kooperatives (!) 2‑Personen-Spiel. Auch JAMBO hätte sicherlich einen Platz in der Top-Liste bekommen können oder das sehr konfrontative BABEL. Oder ODINS RABEN, oder TOOOR!, oder...
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