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Klong! von Paul Dennen – erschienen im Schwerkraft-Verlag

Klong - Box
Foto: Schwer­kraft-Ver­lag

Wenn man sich in der Brett­spiel­sze­ne so umhört, bekommt man manch­mal bizar­re Dis­kus­sio­nen mit. So wird bspw. häu­fig und aus­gie­big dis­ku­tiert, wenn ein fremd­spra­chi­ger Spie­le­ti­tel in die deut­sche Spra­che über­setzt wird. Heißt es nun "Erobe­rer", "Räu­ber" oder "Ent­de­cker"? Das kann ich sogar teil­wei­se nach­voll­zie­hen, erge­ben sich damit doch ande­re Wahr­neh­mungs­ebe­nen. Span­nend wird es aber, wenn ein laut­ma­le­ri­scher Titel wie CLANK! zu KLONG! wird. Hören wir Lau­te im Deut­schen anders als im Ame­ri­ka­ni­schen? Macht deut­sche Beu­te ande­re Geräu­sche, wenn sie auf den Boden fällt? Sind deut­sche Ver­lie­se auf­grund diver­ser DIN-Nor­men etwa tritt­schall­ge­dämmt, wes­we­gen zu Boden fal­len­de Gegen­stän­de dump­fer klin­gen? Fra­gen über Fragen...

Klong - Start
noch fried­lich Ver­eint am Ein­gang des Verlieses

The­ma... als Die­be geht es in die Tie­fen eines Ver­lie­ses, denn dort gibt es ganz vie­le Arte­fak­te zu klau­en. Doof nur, dass in die­sem Ver­lies auch ein Dra­che haust – und der nimmt es auch noch per­sön­lich, dass die Die­be nun etwas von sei­nem Reich­tum abha­ben wol­len. Also am bes­ten schnell rein ins Ver­lies, ganz viel abstau­ben und schnell wie­der raus. Zu viel Schnel­lig­keit ver­lei­tet aber zu Hek­tik – und Hek­tik zu Unacht­sam­kei­ten. Schon schleicht man nicht vor­sich­tig, son­dern rum­pelt eher durch das Ver­lies. Das stimmt den hell­hö­ri­gen Dra­chen aber nicht friedvoller.

Gra­fik­de­sign... stammt von Rayph Beis­ner, Derek Her­ring, Levi Par­ker und Nate Storm – zumin­dest sind die­se alle in der Spiel­an­lei­tung genannt. Kei­ne Ahnung, wer in wel­chem Maße für die Gestal­tung ver­ant­wort­lich war (zumal die Kar­ten auch noch zusätz­lich von Ratis­lav Le und Raul Ramos illus­triert wur­den). Die­se vie­len Köche ver­der­ben aller­dings nicht den Brei. KLONG! sieht sehr anspre­chend aus und auch die Sym­bol­spra­che ist gut gelungen.

Klong - Beutel
der Schick­sals-Beu­tel

Aus­stat­tung... ist recht üppig. Vie­le Kar­ten, Holz­stein­chen, Pappplätt­chen und ein dop­pel­sei­ti­ger Spiel­plan sind in der Box. Höhe­punkt ist ein schön bestick­ter Samt­beu­tel. Wären doch die Die­be nur auf solch wei­chen Soh­len unterwegs.

Ablauf... ist recht ein­fach. Da KLONG! ein Deck­bau­spiel ist, beginnt man mit einer ein­ge­schränk­ten Kar­ten­hand. Wie auch bei vie­len ande­ren Deck­buil­dern wer­den nun fünf Kar­ten aus­ge­spielt und man ver­sucht das Bes­te aus die­sen Kar­ten zu machen. Dabei bewegt man sich im Ver­lies, hebt Arte­fak­te auf und kauft sich am Ende neue (bes­se­re) Kar­ten. Manch­mal muss man auch noch Mons­ter besie­gen oder Türen auf­schlie­ßen – wofür man die ent­spre­chen­den Kar­ten benö­tigt. Die­se wer­den aus einer offe­nen Aus­la­ge ähn­lich wie bei STAR REALMS gekauft. Es liegt nur eine begrenz­te Anzahl an Kar­ten aus und nicht immer passt das Ange­bot zur eige­nen Nachfrage.

Klong - Starthand
Die Start­hand hat schon ordent­lich Krach an Bord – die Holz­wür­fel war­ten schon auf ihren Einsatz

Das Beson­de­re an KLONG! ist fol­gen­des: man­che Aktio­nen ver­ur­sa­chen Lärm. Spiel­tech­nisch wird das so umge­setzt, dass klei­ne Holz­wür­fel der Die­be gesam­melt und spä­ter in den Samt­beu­tel gewor­fen wer­den. Dann wird eine bestimm­te Anzahl gezo­gen – und für jeden Wür­fel der eige­nen Far­be wird man ver­wun­det. Ein paar Krat­zer gehen immer, man soll­te aber nicht all zu vie­le sam­meln, da man ansons­ten bewusst­los im Ver­lies lie­gen bleibt.

Das Spie­len­de wird ein­ge­lei­tet, wenn der ers­te Dieb wie­der das Ver­lies ver­las­sen hat. Dann wer­den noch maxi­mal vier Run­den gespielt. Am Ende ver­glei­chen die Die­be ihre Beu­te und es gibt einen König der Diebe.

Klong - Detail
vor lau­ter Span­nung wackel­te die Handykamera

Die Chan­ce auf einen Zweit­ein­druck... ist trotz des hohen Glück­an­teils und der damit ver­bun­de­nen Unwucht der Balan­ce recht hoch. Denn KLONG! ver­steht es, die Mit­spie­ler zu unter­hal­ten. Die Atmo­sphä­re ist dicht und stim­mig. Es spie­len sich schö­ne Sze­nen im Kopf ab, wenn man bspw. beim Schlei­chen wie­der dum­me Geräu­sche ver­ur­sacht. Zudem ist eine Par­tie KLONG! meist sehr span­nend – auch für die Spie­ler, die schon das Ver­lies ver­las­sen haben und eigent­lich nur noch zuschau­en. Denn für alle bleibt die Ner­ven auf­rei­ben­de Fra­ge: schaf­fen es die ande­ren Die­be noch recht­zei­tig nach drau­ßen oder nicht? KLONG! erzählt somit eine bekann­te Geschich­te und lebt von der Span­nung und der Schadenfreude.

Ver­lässt man die nar­ra­ti­ve Ebe­ne, zei­gen sich jedoch durch­aus Schwä­chen. Bei die­sem Deck­buil­der wird nicht wirk­lich stra­te­gisch vor­ge­gan­gen. Die Aus­la­ge an Kar­ten ist beschränkt und somit kauft man meist das, was man sich leis­ten kann und was viel­leicht in der nahen Zukunft irgend­wie hel­fen wird. Es sind so vie­le Glücks­ele­ment im Spiel (Ver­tei­lung der eige­nen Kar­ten sowie der Aus­la­ge, Zie­hen der Holz­wür­fel,...), dass man meist nur kurz­fris­tig denkt: wie kann ich schnell einen Schatz auf­he­ben und kann ich viel­leicht dabei noch mei­ne Mit­spie­ler ein wenig ärgern. Sich ein stra­te­gisch durch­dach­tes Deck zusam­men zu stel­len, ist dahin­ge­gen kaum mög­lich. Okay, ich kann ver­su­chen, mäch­tig aufs Tem­po zu drü­cken oder alle Risi­ken zu ver­mei­den und auf die Unge­schick­lich­keit der Mit­spie­ler zu hof­fen – aber wirk­lich beein­fluss­bar ist das alles wenig.

Klong - Beute
*Jubel* Ich habe die gol­de­ne Bana­ne erbeutet!

Aller­dings wer­de ich dabei gut unter­hal­ten, was KLONG! eigent­lich zu einem per­fek­ten klei­nen Spiel­chen machen wür­de. Nur ist KLONG! kein klei­nes Spiel­chen, son­dern dafür ist in der Box eine Men­ge Mate­ri­al ent­hal­ten. Das ist einer­seits natür­lich toll, ande­rer­seits will das aber auch auf­ge­baut und orga­ni­siert wer­den (und letzt­lich auch bezahlt). Nur wor­an wür­de ich spa­ren wol­len? Ganz sicher nicht an der gol­de­nen Banane!

TitelKlong!
AutorPaul Den­nen
Illus­tra­tio­nenRayph Beis­ner, Derek Her­ring, Levi Par­ker, Nate Storm
Dau­er30 bis 45 Minuten
Spie­ler­an­zahl2 bis 4 Spieler
Ziel­grup­peKen­ner­spie­ler, die Glück aus­hal­ten können
Ver­lagSchwer­kraft-Ver­lag
Jahr2017

 

Wich­ti­ger Hin­weis: Dies ist ein Erst­ein­druck nach weni­gen gespiel­ten Par­tien! Sehr sub­jek­tiv und durch­aus auch abhän­gig von Tages­lau­ne, Mit­spie­lern und sons­ti­gen Ein­flüs­sen. Bei grund­sätz­li­chem Inter­es­se emp­feh­le das Lesen "rich­ti­ger" Rezen­sio­nen oder noch bes­ser: ausprobieren!

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