Luxor von Rüdiger Dorn – erschienen bei Queen Games
Vor nicht all zu langer Zeit habe ich ein Top-Liste von Spielen mit Äqypten-Thema erstellt. Wie das bei solchen Listen so ist: sie sind nicht in Stein gemeißelt und müssten eigentlich immer überprüft werden, wie aktuell sie noch sind. Zumindest hatte ich aber damals schon einen Ausblick darauf gegeben, dass LUXOR ein heißer Kandidat sei, in diesen erlauchten Kreis vorzustoßen. So viel sei vorweg genommen: Mein guter Ersteindruck hat mich nicht getrogen.
Thema... Lederhut aufgesetzt, Peitsche an den Gürtel geschnallt und ab geht es in die Tiefen des Luxor-Tempels. Allerdings sind wir dort nicht alleine – und wenn man ehrlich ist, haben wir auch nicht unbedingt redliche Motive. Unter dem Deckmantel, all die dort vergessenen Schätze lediglich für das heimische Museum einsacken zu wollen, bedienen wir uns jedenfalls hemmungslos. Selbst die kleinen Skarabäen werden gerne mitgenommen. Denn am Ende gilt es gegenüber den Konkurrenten zu prahlen: ich habe den volleren Rucksack – und außerdem habe ich sogar einen Sarkophag erbeutet!
Illustrationen... sind von Dennis Lohausen und folgen seinem typischen Stil. Alles ist farbenfroh und teilweise etwas überbordend. Außerdem sind überall wieder einige kleine Gags zu finden. Das Gesamtergebnis sieht jedenfalls klasse aus. Lediglich bei den Horuskarten ist die Symbolik nicht immer selbsterklärend, so dass anfangs öfter die Regel zur Hand genommen werden muss.
Ausstattung... ist wieder in gewohnt hoher Queen-Games-Qualität. Auffällig sind die kleinen Holz-Abenteurer und die schiere Masse an unterschiedlichen Papp-Plättchen. Da gibt es Skarabäen, Sarkophage, Schlüssel, (Joker-)Schatzplättchen und Ortsplättchen.
Außerdem sind noch eine Menge Karten in der Box. Diese unterteilen sich in die anfänglichen Startkarten und die sogenannten Horuskarten, die erst im Laufe der Partie ins Spiel kommen. Selbst ein einsamer Würfel hat sich nach Ägypten verloren. Schön auch, dass für die Endwertung eine kleine Wertungshilfe vorhanden ist.
Ablauf... LUXOR ist ein Wettrennen – allerdings eines mit einer Teamwertung am Ende. Denn es gibt nicht nur Ruhmespunkte für die Abenteurer, die die Sarkophagen-Kammer in der Mitte erreicht haben, sondern anteilsmäßig auch welche je nach Position der Abenteurer im Tempel. Außerdem wird man noch ausgiebig für die gesammelten Schätze (am Besten vollständige Sets) sowie für mitgenommene Schlüssel und Skarabäen belohnt.
Der Motor dieses Wettrennens sind die Spielkarten, deren Reihenfolge auf der Hand nicht geändert werden dürfen. Man hat immer fünf auf der Hand und darf nur eine der jeweils beiden äußeren ausspielen. Die neu nachgezogene Karte kommt dann wieder in die Mitte, so dass die Karten Stück für Stück nach außen nachrücken. Mithilfe dieser Handkarten werden nun die Abenteurer im Tempel gen Mitte fortbewegt.
Schätze hebt man, wenn die dafür vorgesehene Mindestanzahl an Abenteurern einer Farbe auf diesem Plättchen stehen. Teilweise bleibt das Feld darunter leer oder aber es kommen neue Aktionsmöglichkeiten ins Spiel. So wandelt sich das Spielfeld und es werden neue Elemente frei geschaltet. Ebenso werden erst im Verlaufe der Partie weitere Team-Mitglieder frei geschaltet, Man beginnt lediglich mit zwei Abenteurern. Die weiteren rücken auf das Startfeld nach, wenn man bestimmte Felder innerhalb des Tempels erreicht hat.
Neben den Standard-Spielkarten hat man während der Partie auch die Möglichkeit, mächtigere Karten (die Horuskarten) zu erwerben. So betreibt man auch ein klein wenig eine Art Deckbau. Auf alle Fälle erhält damit LUXOR eine schöne Dynamik.
Das Ende von LUXOR wird eingeleitet, wenn zwei Abenteurer die innere Sarkophag-Kammer erreicht haben. Dann wird noch die laufende Runde zu Ende gespielt und es kommt die große Endabrechnung.
Das gefällt mir nicht so gut: So gut mir das Spiel gefällt, eine Sache finde ich wirklich nervig: den Würfel. Auf vier der anfänglichen Spielkarten ist ein Würfel abgebildet. Spielt man die Karte aus, muss man selbigen werfen und dann die entsprechenden Schritte gehen. Allerdings ist das natürlich überhaupt nicht planbar und steht somit im krassen Gegensatz zu den anderen Karten. Vor allem in der Anfangsphase sind diese Würfel-Karten eine deutliche Benachteiligung und ein viel zu großer Glücksanteil (ich habe nämlich nur wenige Figuren und muss diese möglichst effizient ziehen). Dieses Element finde ich jedenfalls unnötig, nein, richtiggehend unpassend. Wir überlegen dauernd, diese Karten aus dem Deck zu entfernen!
Zu zweit funktioniert LUXOR tadellos – es fühlt sich aber aufgrund der mangelnden Konkurrenz etwas fad an. In dieser Besetzung muss man zu wenig auf seinen Mitspieler reagieren und man kann somit viel mehr nach Plan spielen. Das ist einerseits natürlich befriedigend, aber es fehlen etwas die Emotionen beim Spielen. LUXOR ist meiner Meinung nach eher als gemeinsames Familienspiel für den großen Tisch und nicht unbedingt als Duell geeignet.
Das gefällt mir gut: Der Kartenmechanismus ist klasse! Man hat genügend Informationen, um die nächsten Züge voraus planen zu können. Allerdings wird LUXOR auch nicht zu grübelig, denn man kann immer nur ein wenig in die Zukunft schauen. Groß angelegte langfristige Planungen sind dahingegen kaum möglich, so dass LUXOR ein taktisches Spiel bleibt, bei dem man immer kleine Pläne für Zwischenziele schmiedet.
Bei diesen Plänen kommen einem dann aber immer die Mitspieler in die Quere. Mal bekommen diese eher die Abenteuer auf einer von mir anvisierten Schatztafel zusammen, mal werden Tafeln aus dem Weg geräumt, so dass ich auf einmal weniger Schritte benötige, um auf meine Wunschtafel zu gelangen – und hoffentlich haut das dann noch mit meinen Karten hin. Somit werden die ganze Spielzeit über viele kleine Emotionsschübe frei gesetzt,
Die Horuskarten bringen dabei eine schöne Dynamik in das Spiel. Größtenteils werden die Aktionen wertvoller, sie können am Ende aber auch ein wenig blockieren. Ein gewisses Glückselement ist also vorhanden (was ich durchaus begrüße). Besonders gut gefällt mir, dass diese Sonderkarten ganz normal abgeworfen werden. Ist der Nachziehstapel aufgebraucht, wird der neue aus den abgeworfenen Karten gebildet. Schwupps, schon stehen die Aktionskarten allen Mitspielern zur Verfügung (also hat man nur einmalig sicher den Vorteil der stärkeren Aktion).
Die einzelnen Wertungen erscheinen mir gut austariert. Man kann versuchen, das Spiel schnell zu machen und sich nur auf zwei Abenteurer zu konzentrieren. Man kann versuchen, sehr auf die einzelnen Schatzsets zu achten oder aber man konzentriert sich auf die Skarabäen und eine gute Teamwertung. Dabei hilft es natürlich, flexibel zu sein. Aber es sind eben unterschiedliche Ansätze möglich – ohne dass man dabei das Gefühl hat, dass man sich dabei nur noch auf diesen einen Ansatz beschränken muss. Man kann viel aus dem Bauch heraus spielen und muss nicht extrem dem angefangenen Weg folgen.
Hinzu kommt noch eine hohe Variabilität im Aufbau und das ansprechende Thema. Das ist vielleicht nicht konsequent zu Ende gedacht (Wie soll das mit dem Nachschub funktionieren? Warum bekommt man mehr Punkte für vollständige Sets? Wie erkläre ich thematisch die Karten?), aber es trägt in den Spielgruppen erstaunlich gut. Jeder will gerne schnell sein und Schätze raffen – am besten noch, indem man seinen Mitspielern etwas weg schnappt. Das Setting ist gut gewählt und auch konsequent ausgearbeitet. Die gute redaktionelle Arbeit macht sich dabei auch bei der leicht verständlichen und gut strukturierten Regel bemerkbar.
Fazit: LUXOR ist ein Paradebeispiel für ein spannendes Familienspiel mit tollem Thema und guter Ausstattung. Der Motor des Spiels ist ein frischer Kartenmechanismus, der zwar Planung zulässt, aber nicht zu unendlichen Grübeleien einlädt. Somit hat LUXOR eine angenehme Tiefe, ohne dabei auch unerfahrene Mitspieler zu überfordern. Ich bin mir sicher, dass uns dieses Spiel noch länger begleiten wird – vor allem wenn man die Vorliebe von Queen Games zu Erweiterungen kennt.
Titel | Luxor |
Autor | Rüdiger Dorn |
Illustrationen | Dennis Lohausen |
Dauer | 45 bis 60 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | gierige Familienspieler |
Verlag | Queen Games |
Jahr | 2018 |
Ich bedanke mich bei Queen Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
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