Hitster Bingo – erschienen bei Jumbo
Erst neulich habe ich die Die Fantastischen Vier einen Hit skandieren lassen. Den Gag kann ich somit leider nicht schon wieder bringen, obwohl er bei HITSTER BINGO nun fast noch besser gepasst hätte, weil durch die musikalische Unterfütterung eine zusätzliche Meta-Ebene gegeben wäre. Und was nun? Einen Strohhalm liefert die leider nicht mehr bestehende Band Neo Rodeo: Bingo Ringo!
Thema... wenn BINGO ein Thema haben sollte, dann hat HITSTER BINGO das gleiche.
Grafik-Design... soll mit den Farbflächen und der Neon-Gestaltung an die die große Zeit der Disco-Musik erinnern. Das ist nur konsequent, denn schließlich besticht die...
...Ausstattung mit einem Hingucker erster Güte: einer Discokugel. Allerdings glitzert diese nicht. Dafür kann sie, mit entsprechenden Batterien bestückt, selbstständig in verschiedenen Farben aufleuchten, nach der Drehung einen Zielbereich ausleuchten und dann einen 25sekündigen Timer starten, damit wir in dieser Zeit unsere Antwort geben.
Ein BINGO ist aber nur ein BINGO, wenn es auch Bingokarten gibt. Gesagt, getan: HITSTER BINGO hat 6 abwischbare Bingokarten an Bord und dazu auch noch passende Stifte – und natürlich ganz viele HITSTER-Karten.
Ablauf… der Markenkern von HITSTER bleibt erhalten: wir scannen den QR-Code einer Karte und über die entsprechende App wird uns Musik dargeboten.
Allerdings spielen wir nun alle gleichzeitig und haben somit das gleiche Liedgut einzuschätzen. Vorher müssen wir allerdings noch die Discokugel drehen und abwarten, auf welchem Farbfeld der Anzeiger zum Stehen kommt. Denn dieses Farbfeld gibt vor, was überhaupt zu dem Song abgefragt wird. Je nach Spielmodi müssen wir nun bspw. das Jahrzehnt, in welchem das Lied veröffentlicht wurde, auf unsere Karte schreiben. Oder wir müssen den Titel des Song bzw. den Namen der Band oder der Sängerin / des Sängers aufschreiben. Haben wir dabei keinen Fehler gemacht, dürfen wir anschließend auf unserer Bingo-Karte ein passendes farbiges Feld ankreuzen. Altbekanntes Ziel dabei ist, dass wir eine horizontale oder vertikale oder diagonale Reihe vollständig mit Kreuzen schließen.
Das gefällt mir nicht so gut... das neue, zusätzliche Material ist mehr Fluch denn Segen. Unabhängig von den Themen Plastik, Batterien und aufgeblähter Box, die uns wertvollen Stauraum nimmt, ist die Discokugel in mehrerer Hinsicht eher nervig. Das beginnt mit dem 25-Sekunden-Timer. Als Spotify Premium Kunden kommen wir in den Genuss, das vollständige Lied von Anfang an hören zu können. Allerdings benötigen manche Songs nun einmal Zeit, bis sie sich entwickeln – und diese Zeit gibt uns der Blinke-Timer der Kugel nicht. Wir haben diesen demnach meistens ignoriert, weil wir uns auch nicht gehetzt fühlen wollten. Dann entsteht durch den zufällige Rotationsstopp der Kugel das altbekannte TRIVIAL PURSUIT-Problem: wir alle haben schon unsere grünen Felder komplett angekreuzt und warten nur noch darauf, dass die Kugel vor gelb stehen bleibt. Und was passiert? Natürlich stoppt sie im grünen Segment. Nach einer gewissen Toleranzzeitspanne wird dann schnell Hand angelegt, um der Kugel ein wenig nachzuhelfen. Genervt hat es trotzdem. Die Stärke von HISTER ist die Verknüpfung der Karten mit der Musik. Da reichen die Karten als solche vollauf aus, das ganze Bingo-Brimborium ist nur Beiwerk und ein schlichter Farbwürfel hätte für die Auswahl von Kategorien auch ausgereicht.
HITSTER BINGO beinhaltet zwei Spielmodi: Seite A für "Anfänger" und Seite B für "Experten" – und fast alle Gruppen wünschten sich schnell ein Mittelding aus beiden. Wobei dann vielleicht allerdings immer noch das Problem bestünde, dass die rosafarbene Kategorie entweder als zu leicht oder als zu schwer empfunden wird. Zumindest wäre dann aber ein wenig mehr inhaltliche Abwechslung geboten, die bspw. in der Anfänger-Version kaum gegeben ist.
Schon aus den anderen Editionen kennen wir das Phänomen, dass vereinzelt bei Spotify falsche Daten hinterlegt sind. Auf einmal ist eine Coverversion verlinkt oder es wurden die Daten eines digitalen Remastering hinterlegt. Ein neuer Streitpunkt kann nun sein, ob bspw. ein Avicii-Song ein Solo-Werk ist oder eine Kooperation. Im Großen und Ganzen sind die Fehler allerdings nicht überzubewerten, zumal durch die digitale Architektur im Hintergrund auch noch an diesen gearbeitet werden kann.
Die Songauswahl empfand ich als sehr 1990- bis 2010-lastig. Ich habe jetzt die 225 Songs nicht einzeln analysiert, aber gefühlt war die Bandbreite in der ersten Edition größer. Allerdings ist es aufgrund der "Anfänger-Kategorie: vor 2000?" irgendwie logisch, dass für dieses Merkmal wohl in etwa ein 50 zu 50 Verhältnis angestrebt wird.
Wie auch schon im Original liegt wieder keine Anleitung bei. Stattdessen müssen wir einen QR-Code scannen, der uns dann auf die passende Website führt. Anfangs war die entsprechende Website noch nicht aktualisiert, mittlerweile können wir aber zielsicher die passende Anleitung finden.
Bei HITSTER BINGO stellt sich ebenfalls wie schon bei HITSTER die Frage, welche Personen die Autorenleistung für sich beanspruchen dürfen. Der Verlag schweigt sich dazu auf seinen Kanälen aus. Ich gehe aktuell davon aus, dass die Bingo-Version eine hausinterne Eigenentwicklung des Verlages ist, die lediglich auf der HITSER-Idee von Marcus Carleson basiert. Dafür spricht, dass Lizenznehmer aus anderen Länder noch nicht diese Bingo-Edition herausgebracht haben – aber dafür dort bspw. schon Rock-Editionen angekündigt wurden. Diese Art der Nichtkommunikation passt übrigens zum Gesamteindruck, den die Box vermittelt. Auf der wird z.B. auch die Personenanzahl von 2 bis 10 angegeben, wobei allerdings nur 6 Stifte und Bingokarten beiliegen. Natürlich lässt sich HITSTER BINGO auch in Kleinstteams spielen, aber dann passt die Angabe auch wieder nicht.
Das gefällt mir gut... HITSTER BINGO hat deutlich mehr den Charakter eines Quizspiels. Nun reicht oftmals nicht mehr ein Gefühl für einen Zeitraum aus, sondern wir sollten das Erscheinungsjahr schon recht genau wissen. Für die "Expertenstufe" sind dann auch die weiteren Kenndaten eines Songs wichtig. Dadurch verliert HITSTER BINGO etwas seine Fluffigkeit – allerdings nur dann, wenn auch unbedingt nach den Bingo-Regeln gespielt wird. Es steht jeder Gruppe frei, stattdessen die "normalen" Hitster-Regeln anzuwenden. Dann kann auch wieder kooperativ gespielt werden. Bei HISTER BINGO ist das auch teilweise möglich, wenn sich Kleingruppen bilden, die dann gemeinsam einen Tipp aufschreiben. Das ist meine bevorzugte Variante, weil ich dann sowohl den Quiz-Aspekt erfülle, als auch das gemeinschaftliche Fachsimpeln in der Gruppe genießen kann. Zugegebenermaßen ignorieren wir spätestens dann den eingebauten Timer der Kugel vollständig, weil dafür 25 Sekunden zu wenig Zeit sind.
Egal wie wir HISTER BINGO spielen, eines gilt immer: wir sind alle zu jeder Zeit gleichwertig am Spiel beteiligt. Die gehörten Songs gelten gleichermaßen für alle. Konnte ich bisher lautstark hadern, dass die ganzen alten Kamellen vor meiner Nase landeten, sind nun alle gleich dem Zufall der Karten ausgesetzt. Selbstredend geht deswegen auch noch mehr die Schere auf zwischen Wissenden und Unwissenden – das ist das Los von Quizzspielen. Aber trotz des gestiegenen Wissenscharakters steht weiterhin die Musik im Vordergrund. Immer noch werden Songs mitgesungen. Wird nicht sofort die Kugel weitergedreht, weil noch in der Musik geschwelgt wird. Wird sich gewundert, wie alt der Song schon ist, weil wir uns selbst noch jünger fühlen.
Fazit... Die Discokugel hat es nicht gebraucht! Aber über 200 neue HITSTER-Karten sind nun einmal über 200 neue Songs. Mehr will ich doch gar nicht. Wenn aber von HITSTER ein deutliches Mehr an Quizzcharakter gefordert wird, dann ist HITSTER BINGO sicherlich eine passende Wahl.
Titel | Hitster Bingo |
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Autor | keine Namensnennung |
Illustrationen | keine Namensnennung |
Dauer | 20 bis 45 Minuten |
Personenanzahl | 2 bis 6 Personen |
Zielgruppe | musikalische Familienpielrunden |
Verlag | Jumbo |
Jahr | 2024 |
Hinweis | Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars! |
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