Aufgrund des gleich folgenden HITSTER-Spiels habe ich überlegt, alle vier Kandidaten dieses Speed-Datings mit einem Song zu verknüpfen. Das hat bei HITSTER noch funktioniert (mit HITISN von Die Fantastischen Vier), bei den drei Spielen des SHERLOCK-Systems hätte ich problemlos das Musik-Thema eines Films nehmen können, wobei ein Serien-Thema besser gepasst hätte – schließlich bespreche ich nun schon Staffel 7 dieser kleinen Krimispiele. Aber schon bei SCHÄTZE DES WALDES wurde es etwas abstrus. Die Idee ist allerdings dann gestorben, also ich etwas zur TARGI BONUS-BOX gesucht habe. Da musste ich passen, weswegen ich nun ohne eine vernünftige Einleitung auskommen muss.
Hitster – erschienen bei Jumbo
Wie, da ist kein Name bei der Autorenschaft angegeben? Das ist wenig verwunderlich, wenn wir die schöpferische Tiefe von HITSTER betrachten. Denn die ist nicht sonderlich hoch, äh tief, äh ... ihr wisst, was ich meine. Denn Parallelen zu ANNO DOMINI und Konsorten sind nicht von der Hand zu weisen. Im Kern müssen wir bei HITSTER verschiedene Musik-Titel in eine richtige zeitliche Reihenfolge bringen. Der Clou dabei ist: wir bekommen nicht etwa den Titel und die Namen der Sänger/Sängerin/Gruppe gesagt, sondern wir scannen einen QR-Code, hören dann nur den Song und müssen uns schließlich entscheiden.
Dabei sind mehrere Spielmodi möglich. Die Anleitung, die übrigens nur online bzw. über die App einzusehen ist, schlägt einem zuerst eine kompetitive Variante vor. Demnach bildet jede mitspielende Person eine eigene Zeit-Leiste und ich gewinne, wenn ich es schaffe, 10 Songs in die richtige Reihenfolge zu bringen. Dabei ist der Anfang noch ganz leicht, schließlich liegt zu Beginn erst ein Kärtchen. Liegen aber schon sechs oder sieben vor mir, wird die richtige Einsortierung schon deutlich schwieriger – womit auch ein guter Aufholmechanismus eingebaut ist. Aber machen wir uns nichts vor: wahre Musik-Profis werden trotzdem kaum zu schlagen sein. Denn für richtiges Anzweifeln bei den anderen bzw. für eine vollständige Litanei der Song-Infos können wir Tokens gewinnen, mit denen man dann wiederum fehlerfrei die Zeitkarten platzieren kann – und da sind die Musik-Profis voll in ihrem Element.
Auch aus diesem Grund spielen wir deutlich lieber die kooperative Variante. In dieser legen wir die Kärtchen an einen gemeinsamen Zeitstrahl an – und interessieren uns dann nicht mehr für weitere mögliche Regeln. Denn nun geht es nur noch um den Spaß, gemeinsam mitzusingen, fachzusimpeln und überrascht zu sein, wenn etwas völlig falsch eingeschätzt wurde. Dann wird HITSTER auch zu einem tollen generationenübergreifenden Erlebnis. Kinder schauen dann mitleidig die Großeltern an, wenn diese auf einmal so manche Perle aus ihrer Jugend hören dürfen. Anders herum wird sich helfen gelassen, wenn so ein neumodisches Zeug läuft, welches doch ohnehin immer völlig gleicht klingt. Was haben wir viele tolle Stunden mit diesem Spiel erlebt!
Aber es gibt auch einen großen Wermutstropfen. Also eigentlich zwei. Der erste ist aber leicht zu beheben: es sind zu wenige Karten im Spiel. Aber da kann man auf baldigen Nachschub hoffen – ausreichend freier Platz für neue Kärtchen ist in der überdimensionierten Box ohnehin reichlich vorhanden. Der zweite Wermutstropfen ist gewichtiger: die App ist ausschließlich mit Spotify verknüpft. Besitzt man dort keinen Premium-Account, dann ist der Spielspaß etwas eingeschränkt. Denn dann hören wir lediglich maximal 30 Sekunden aus einem Mittelteil des Songs. Zusätzlich werden wir dauernd mit Werbung zugeballert und es wird ein Quizzmaster benötigt, da die Person mit dem Handy in der Hand schon alle Infos von Spotify genannt bekommt. Mit dem Premium-Account können dahingegen alle raten und die Songs laufen von Anfang an und komplett durch. Das ist aus mehreren Gründen besser. Einerseits ist es faszinierend, wie viele Songs man schon an den ersten Takten bspw. an einem markanten Intro erkennen kann. Andererseits kann man sich von diesen ersten Takten auch komplett in die Irre führen lassen. Was wie ein 60er-Jahre Soul-Titel beginnt bekommt durch plötzlich erklingende Synthesizer eine ganz andere Richtung. Solche Merkmale sind übrigens oftmals Hinweisgeber, wenn man einen Song nicht kennt. Wie klingt die Musik? Ist das 80er Style oder eher 90er? Wie ist die Instrumentalisierung? Auf was man auf einmal alles achtet...
Häufiger wird allerdings lauthals mitgesungen! Und auch wenn wir den Song schon längst erkannt und richtig eingeordnet haben, wird er noch weiterlaufen gelassen. Wir haben somit als Gruppe gemeinsam Spaß – unabhängig von irgendwelchen Punkten. Diesen Spaß hatten übrigens auch die Gruppen, die nicht mit dem Spotify-Premium-Account ausgestattet waren – schließlich konnten diese aus Unwissenheit nicht beurteilen, wie viel toller doch der volle Hörgenuss ist. Diese Gruppen haben sich klaglos mit den Einschränkungen abgefunden und trotzdem mitgefiebert und Party gemacht. Und die ganz Cleveren schließen ein kostenfreies einmonatiges Probe-Abo ab.
HITSTER hat somit definitiv den Kuss einer Rose verdient [Seal – 1994].



Hitster | ? | 30 Minuten | 2 bis 10 Personen | Jumbo
Schätze des Waldes von Eli Thomas Wolf – erschienen bei HUCH!
Ich habe ein paar mal darüber nachgedacht, SCHÄTZE DES WALDES in einem Podcast zu besprechen. Allerdings bin ich jedes Mal wieder davon weggekommen, weil man in diesem Medium die Illustrationen von Simon Douchy nicht richtig würdigen kann. Denn unabhängig vom spielerischen Wert kann man problemlos feststellen, dass SCHÄTZE DES WALDES ein echter Augenschmaus ist. Dieser Eindruck wird verstärkt, wenn man dann die eigentliche Grundlage des Spiels kennt. Denn SCHÄTZE DES WALDES ist eine Neubearbeitung von CURIOS, was deutlich hässlicher ist und zudem noch ein obskures Thema im Gepäck hat.
Wobei das Thema bei SCHÄTZE DES WALDES auch ein wenig speziell ist. Wir sammeln Pilze und bekommen dafür Siegpunkte. Stimmiger wäre es gewesen, wenn wir diese auf dem Markt verkaufen – dort aber von den Händlern abhängig sind, wie hoch der einzunehmende Preis. Denn das ist auch der Clou des Spiels: wir wissen am Anfang nicht, wie viele Siegpunkte ein einzelner Pilz erzeugt. Für jede der vier Pilzsorten gibt es die Kartenwerte 1,3,5 und 7. Eine davon wird zufällig unter das passende Tableau gelegt und die restlichen Karten werden an die Mitspielenden verteilt. Somit habe ich also eine Teilinformation, da ich weiß, welche Werte schon einmal nicht unter dem Tableau liegen. Durch einen sehr einfachen Setzmechanismus meiner Körbchen auf den Pilztableaus sammele ich dann über mehrere Runden Pilze ein. Über das Verhalten meiner Mitspielenden versuche ich dabei zu ergründen, welche Pilze vielleicht wertvoller als andere sind. Stürzt sich eine Person auf die Pfifferlinge, dann soll ich vielleicht getäuscht werden – oder diese sind doch eine Menge wert.
Das Ganze ich aber größtenteils ein Stochern im Nebel. Bis wirklich ansatzweise ein Gefühl für die Wertigkeiten entsteht, ist der Großteil des Spiels schon vorbei und ich habe kaum noch eine Möglichkeit, das Ruder herum zu reißen. Somit gehe ich von Beginn an eine Wette ein und hoffe, dass meine ins Auge gefasst Pilzsorte richtig viel wert ist. Mehr macht das Spiel nicht – mehr will es aber auch nicht sein. Denn auch wenn meine Zusammenfassung etwas negativ klingt, als gemütlicher Absacker oder Nebenbei-Spielchen zu Kaffee und Kuchen weiß SCHÄTZE DES WALDES zu überzeugen. Es sieht wunderschön aus, es unterhält gut und ich fühl mich ein wenig von den Deduktionsaufgaben herausgefordert, bin dabei aber auch nicht überfordert. Sehr gut gefällt mir zusätzlich, dass im Spiel bei den Umverpackungen auf Kunststoff verzichtet wurde.
Meine Leidenschaft wurde allerdings nicht nachhaltig geweckt, weswegen die Rose stecken bleibt.




Schätze des Waldes | Eli Thomas Wolf | 20 bis 25 Minuten | 2 bis 5 Personen | HUCH!
Sherlock: Staffel 7 von Núria Casellas, Josep Izquierdo und Isabel Gutiérrez – erschienen bei Abacusspiele
Wie soll man eine Einleitung über ein Spielsystem schreiben, welches nun schon in die 7. Staffel geht und sich nicht grundlegend verändert hat? Alles schon Gesagte bleibt bestehen. So kann ich mich selbst zitieren: "Das tolle Spielgefühl bleibt unverändert, das nervige mit den Minuspunkten für falsch ausgelegten Karten allerdings auch. Doch die Punktewertung kann man erfolgreich ausblenden, so dass man sich an den schlüssigen und meist auch anspruchsvollen Fällen erfreuen kann."
Da ich mit den Stärken und Schwächen des Systems vertraut bin, kann ich im Endeffekt nur noch um das Story-Telling auf mich wirken lassen. So denn meine Einschätzung zu den drei neuen Fällen der Reihe...
ZIMMER 208 (von Núria Casellas sowie Josep Izquierdo und Marti Lucas ; Illustrationen von Amelia Sales) steht im Ruf zu sein, dass dort unheimliche Dinge geschehen. Ganz konkret ist nun ein Hotelgast vom dortigen Balkon gefallen – oder ist er gestürzt worden? Dafür interessiert sich nicht nur die Polizei, sondern auch wir als Geisterjäger. Der Fall ist etwas verworren und wir hatten eine unglückliche Kartenverteilung. Trotzdem konnten wir ihn weitestgehend richtig lösen, auch wenn uns nicht alles klar geworden war. ZIMMER 208 kein Highlight der Serie, aber dennoch gute Krimi-Kost.
DAS FAMILIENGEHEIMNIS (von Josep Izquierdo sowie Marti Lucas; Illustrationen von Amelia Sales) ist mein Favorit aus dieser Staffel. Der Fall erfordert klassische Kriminalarbeit mit einigen falschen Fährten, die aber doch irgendwie alle zusammen hängen. Das ist atmosphärisch dicht und reizt, den kriminalistischen Spürsinn zu entdecken. Klare Empfehlung meinerseits!
DAS COLLIER (von Isabel Gutiérrez sowie Josep Izquierdo und Marti Lucas; Illustrationen von Amelia Sales) ist das Ziel eines Diebstahls, den wir aufklären sollen. Somit wird auf eine Gewalttat in diesem Krimi verzichtet, was ich angenehm finde. Allerdings ist der Fall eher stringent und wir hatten das Gefühl, dass viel inhaltslose Hinweise gegeben werden, um auf die notwendige Kartenanzahl zu kommen. Es fehlte ein wenig die Raffinesse, die viele andere Fälle der Reihe auszeichnen.
Weiterhin macht mir das Spiel-System großen Spaß! Durch die zufällige Reihenfolge der Hinweise fühlt man sich nicht vom Spiel gelenkt. Bei anderen Rätselspielen habe ich oft das Gefühl, dass wir einem Drehbuch folgen – bei SHERLOCK ist das nicht der Fall. Ständig sind wir am Abwägen, welcher Hinweis wichtig sein kann und welcher nicht. Wir diskutieren über mögliche Tathergänge und Motive. Sehr vieles davon ist Kopfkino! Die Informationen auf den Karten sind lediglich Fragmente, die wir dann dank unserer Phantasie mit Leben füllen. Und dann erst die finalen Fragen!,Die bieten manchmal die gemeine Antwortmöglichkeit an, dass diese Frage für den Fall nicht relevant ist. Sollen wir mit diesem Nebenstrang aufs Glatteis geführt werden? Oder ist dieser Aspekt doch wichtig? Wir freuen uns jedenfalls immer auf die finale Auflösung, zumal die Fälle meist nachvollziehbar sind.
Auch wenn so langsam eine gewisse Routine einkehrt, bleibt das SHERLOCK-System meine liebste Rätselspiel-Reihe – die Rose hat es sich weiterhin verdient.


Sherlock: Zimmer 208, Das Familiengeheimnis & Das Collier | Núria Casellas, Josep Izquierdo und Isabel Gutiérrez | 45 bis 60 Minuten | 1 bis 8 Personen | Abacusspiele
Targi: Die Bonus Box von Andreas Steiger – erschienen im KOSMOS Verlag
Als ich meine letzte Vorfreude-Liste auf die SPIEL zusammengestellt habe, war das Cover der TARGI BONUS BOX noch unbekannt. Nun sieht man eine Oase inmitten der weiten Wüste. Ähnlich muss sich auch das spärliche Spielmaterial in der großen weiten Box vorkommen. Denn die 30 Karten und die 36 Holzressourcen sind von viel Luft umgeben und können sich schon etwas verloren fühlen. Mir ist schon bewusst, dass sich eine vollwertige Box im Handel besser positionieren und damit hoffentlich auch verkaufen lässt. Trotzdem sehe ich diese redaktionelle Entscheidung als Rückschritt an. Noch im Zuge der Veröffentlichung von DIE ROTE KATHEDRALE wurde öffentlichkeitswirksam verkündet, im Verlag nun auf kleinere Boxen umzusteigen und damit hoffentlich die Käufer und Käuferinnen langfristig umzuerziehen. Ein Jahr später erscheint im direkten Widerspruch diese BONUS BOX, dessen Material problemlos in eine Faltschachtel gepasst hätte – die ALIEN-Erweiterung zu WILDES WELTALL hat das vorbildhaft vorgemacht.
Ein andere Weg zu weniger Luft-Frust wäre aber auch möglich gewesen, in dem man mehr Material in die Box gepackt hätte. Zum Beispiel suche ich als Besitzer der TARGI-ERWEITERUNG die gleichwertigen Holz-Marker für die Wasserflaschen. Salz, Datteln und Pfeffer habe ich nun mit den neuen Markern ersetzen können – die Wasserflaschen bleiben Pappmarker, was ein Stilbruch darstellt. Wenn ich dahingegen die Erweiterung nicht besitzen würde, hätte ich mich über zusätzliche Siegpunkt-Marker gefreut, weil die im Grundspiel schon immer so knapp waren. Beide Gruppen sind somit unzufrieden und es wird letztlich nicht deutlich, an wen sich diese BONUS BOX eigentlich richtet.
Augenscheinlich vornehmlich an Fans, die nun etwas mehr Abwechslung wollen. Diese bekommen wir auch zuverlässig geliefert. Denn für die Aktions-Randkarten bestehen nun ähnliche Alternativen, welche die Basis-Versionen etwas abändern und somit frischen Wind in die Wüste bringen. Aber zu sehr wird auch nicht durchgelüftet, denn das Spielgefühl verändert sich dadurch nicht – was auch gut ist, denn TARGI ist ohnehin schon ein sehr starkes 2‑Personen-Spiel.
Wenn allerdings die zweite Person fehlt, haben wir nun als Alternative noch einen Solo-Modus an der Hand. Dieser gibt verschiedene Ziele vor, die wir am Spielende erreichen müssen. Beispielsweise eine bestimmte Punktzahl, aber auch Vorgaben, mit welchen Symbolen die Reihen gefüllt werden sollen. Insbesondere diese Zielart ist aber sehr glückslastig, da die Kartensymbole nun einmal zufallsabhängig sind. Kommen keine Oasen, kommen keine Oasen. Das kann schon im "normalen" Spiel ein Problem sein, was es dann aber zu meistern gilt. Der Solo-Modus ist in der Hinsicht aber absolut: Ziel nicht erfüllt = verloren. Das gefällt mir nicht, weswegen ich diese Zielvorgaben lieber außen vor lasse. Der virtuelle Gegner "Andreas" wird übrigens über ein Kartendeck aktiviert, welches dafür sorgt, dass die Randfelder besetzt werden. Dazu müssen wir ein Kartendeck bedienen, ein zwölfseitiger Würfel hätte das aber genauso gut gekonnt.
Alles in allem ist die BONUS BOX für mich eine Enttäuschung. Die zusätzlichen Inhalte sind zwar nett, aber definitiv kein Muss. Die Holzmarker hätten gerne etwas hübscher aussehen dürfen – von den fehlenden Wasserflaschen-Markern rede ich erst gar nicht. So ist es schade, aber nicht verwunderlich: in der Wüste blüht keine Rose!





Targi: Die Bonus Box | Andreas Steiger | 30 – 60 Minuten | 1 bis 2 Personen | KOSMOS Verlag
Hinweis: für die Besprechung wurden teilweise von den Verlagen Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt
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