Ink von Kasper Lapp – erschienen bei Final Score Games
Ich gehöre noch zur Generation, die mit dem Begriff "Königsblau" sofort "Pelikan" assoziiert (jüngere Generationen können sich über Wikipedia weiterbilden). Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich bei INK am liebsten die blauen Tintenfässer nutze, auch wenn ich normalerweise bei Brettspielen andere Farben bevorzuge.
Thema: Sehr großspurig kündigt der Klappentext an, dass wir uns im Spielverlauf im Umgang mit Tinte erproben müssen. Das Spiel lädt uns dabei ein, "unser Talent zu entfalten und prächtige Gemälde zu kreieren, die sich in die schönsten Sammlungen einreihen werden." Pustekuchen! Rein abstrakt puzzeln wir bunte Farbflächen zusammen! Das können auch nicht die hübschen, bunten Tintenfässer kaschieren. Allerdings hat das auch Vorteile, denn so bleiben jedenfalls meine Finger sauber.
Illustrationen: Stammen aus der Feder von Chris Quilliams. Trotz des ansonsten sehr lesenswerten Entwicklertagebuchs erfahren wir nicht, ob möglicherweise echte Tintenzeichnungen für die Illustrationen angefertigt wurden. Wahrscheinlich nicht, denn das wäre ansonsten bestimmt erwähnt worden – auch, weil es doch fernab der heute verwendeten Techniken wäre. Zugegebenermaßen ist diese Frage jedoch irrelevant. Denn das Dargebotene überzeugt!
Ausstattung: Um es themengerecht zu umschreiben: Klotzen statt kleckern ist angesagt. Die kleinen Tintenfässer lassen uns schwärmen, aber auch das weitere Material ist wertig und durchdacht. So erleichtern zum Beispiel die zwei Stoffsäcke das Ziehen von Pappteilen und wir müssen vorher keine Stapel bilden. Und um die Varianz zu fördern, bestehen unterschiedliche Boni, die teilweise mit eigenem Material aufwarten.
Ablauf: Plättchen um Plättchen erweitern wir unsere persönliche Auslage. Durch geschicktes Anlegen der Plättchen wollen wir große, zusammenhängende Flächen einer Farbe bilden. Auf manchen Farbsegmenten sind dabei kleine Aufgaben abgebildet. Diese zeigen an, wie groß mindestens die entsprechende Fläche sein muss, um auf den runden Zielfeldern unsere Tintenfässchen ablegen zu dürfen. Meistens lösen wir dabei noch eine Bonusaktion aus, die abhängig von der Größe der Farbfläche ist.
Die Auswahl der Plättchen erfolgt über ein Rondell. Dort läuft mein Fässchen im Uhrzeigersinn entlang und bestimmt, welches offene Plättchen ich mir nehmen kann. Wenn ich dabei über den Startpunkt laufe, muss ich noch ein zufälliges Abdeckplättchen ziehen, welches mir nun ein wenig meine Auslage sabotiert.
Ein Partie INK endet, sobald jemand das letzte eigene Tintenfässchen eingesetzt hat oder der Plättchenvorrat aufgebraucht ist. Dabei ist noch eine Besonderheit zu beachten. Denn meine Fässchen liegen in zwei getrennten Lagern, wodurch favorisierte Farben definiert werden. Das eine Lager ist auf meiner Palettenkarte mit zwei vorgegeben Farben. Diese Fässchen können nur auf Bereichen mit einer dieser beiden Farben auf meiner Auslage platziert werden. Das andere Lager ist neben meiner Palettenkarte und diese Fässchen können auf alle Plättchen gelegt werden.
Das gefällt mir nicht so gut: Die Tintenfässchen sehen natürlich herzallerliebst aus und sind ein absoluter Hingucker. Manchmal wird die Handhabung etwas umständlich, wenn sich Fässchen an einer Stelle knubbeln und wir dann auch noch welche auf den Kopf stellen sollen. Der Sinn dafür ist verständlich, jedoch wird das für manche Menschen zur Herausforderung. Im Großen und Ganzen aber alles halb so wild. Es stellt sich allerdings die Frage, warum keine größere Varianz bei den im Spiel befindlichen Farben angeboten wird? Es ist verwirrend, dass hellblau, lila und orange-rot sowohl Flächenfarben als auch Spielmaterialfarben sind. Intuitiv wird damit vermittelt, dass nur gleichfarbige Fässer auf die entsprechenden Felder gelegt werden dürfen. Und da es sich ohnehin beißt, dass lila Fässchen beim Auslaufen eine rote Fläche einfärben, hätte man gleich vier andere Farben für die Fässer nutzen können.
Interaktion findet größtenteils bei der Auswahl statt. Dort können wir nur an uns selbst denken oder auch mal nach den Gelüsten links und rechts von uns schauen. Um dabei keine Unwucht entstehen zu lassen, ist es hilfreich, bei der anfänglichen Verteilung der Favoritenfarben auf eine gewisse Ausgeglichenheit zu achten. Es ist schon von Vorteil, wenn ich als einzige Person rote Flächen favorisiere, während alle anderen dunkelblau benötigen.
INK kann manchmal als kratzbürstig empfunden werden. Selbst Harmoniebedürftige können sich mit dem Wegnehmen bei der Auswahl arrangieren. Diese haben dann allerdings manchmal Probleme mit der negativen Interaktion bei manchen Bonusaktionen. Ich mag dieses Element, kann aber nachvollziehen, dass andere das als unnötig aggressiv empfinden. Glücklicherweise ist dieses Unwohlsein leicht zu vermeiden, indem diese Art der Bonusaktionen im Vorfeld aussortiert werden.
INK weist nicht von der Hand zu weisende Ähnlichkeiten zu NOVA LUNA (was selbst Elemente aus HABITATS und PATCHWORK besitzt) bzw. den Nachfolgern SAGANI und FRAMEWORK auf. Laut Aussage des Autors ist das zufällig, weil er diese Spiele bei seiner Entwicklung nicht kannte. Das möchte ich auch gar nicht anzweifeln. Aber trotzdem hätte ich eine Erwähnung dieser Ahnenreihe in der Anleitung befürwortet. Denn spätestens bei der redaktionellen Bearbeitung im Verlag sollte diese Verwandtschaft aufgefallen sein. Also warum nicht ein kleines Gedenken? Zumal sich INK nicht hinter diesen Vorbildern verstecken muss – ganz im Gegenteil ...
Das gefällt mir gut: INK besticht nicht nur durch seine tolle Gestaltung, sondern auch durch seine Eleganz. Das eigene Ziel ist klar vor Augen: Wir wollen unsere Fässchen loswerden. Der Weg dorthin ist ebenso leicht zu erfassen. Dabei erleben wir schnell die cleveren Zwänge. Nur Plättchen mit Aufgaben zu nehmen ist nicht zielführend, da wir auch die weißen Ablagefelder benötigen. Doch viele von diesen in der eigenen Auslage zu haben ist wirkungslos, wenn wir nicht auch die entsprechenden Aufgaben haben. Größere Farbflächen versucht man gerne mehr als einmal zu nutzen – doch dafür sollten wir diese geschickt erweitern und nicht zwischendurch abschneiden. Was gelingen kann, wenn die bösen Abdeckplättchen uns nicht übermäßig ärgern. Das alles ist angenehm tüftelig ohne dabei zu überfordern.
Zusätzlich ermöglicht das Rondell echte Entscheidungen. Dort kann ich mit großen Schritten voranschreiten, um die optimalen Plättchen einzusammeln. Allerdings muss ich dann entsprechend oft die ungeliebten Abdeckplättchen ziehen. Um diese zu vermeiden, können wir stattdessen immer nur in Trippelschritten voran ziehen. Was auf Dauer eher ineffektiv ist und uns gerne mal verheddern lässt. Egal, welches Vorgehen ich bevorzuge: Ich habe immer eine Auswahl von sechs Plättchen. Ich fühle mich weniger dem Zufall ausgesetzt als bei einer bspw. im kleineren Auswahl wie bei FRAMEWORKS. Trotzdem bleibt der Spielrhythmus erhalten und fühlt sich nicht so sehr nach Schluckauf an wie bei NOVA LUNA. Deswegen ist INK in meinen Augen auch eine willkommene Weiterentwicklung dieses Systems, welches bei mir im Vergleich zu den bereits genannten Spielen nun die Nase vorn hat.
Das liegt auch an der hohe Variabilität durch die unterschiedlichen Bonusaktionen. Diese sorgen für die notwendige Abwechslung, ohne dabei zu überfordern. Mal können wir zusätzliche weiße Ablagefelder entstehen lassen, mal Farbflächen umfärben oder mal dürfen die Mitspielenden noch zusätzliche Abdeckplättchen ziehen. Hier ist ausreichend Raum zum Entdecken gegeben.
Fazit: Auch wenn das Thema von INK nur hübsche Hülle für einen abstrakten Kern ist – dieser überzeugt mich! Dabei ist das Auswahlrondell der eigentliche Clou, da die Ablegeaufgabe aus ähnlichen Spielen schon ausreichend bekannt ist. Aber wie das auch bei guten Gemälden der Fall ist: Die richtige Mischung macht den Unterschied!
| Titel | Ink |
|---|---|
| Autor | Kasper Lapp |
| Illustrationen | Chris Quilliams |
| Dauer | 30 bis 45 Minuten |
| Personenanzahl | 1 bis 4 Personen |
| Zielgruppe | farbenfrohe Familienspielrunden |
| Verlag | Final Score Games |
| Jahr | 2025 |
| Hinweis | Vielen Dank an den Vertrieb Asmodee Germany für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars! |
















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