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kritisch gespielt: 7 Wonders Architects

7 Wonders Achitects von Antoine Bauza – erschienen bei Repos Production

7 Wonders Architects - Box
Bild: Asmo­dee Germany

Als gelern­ter Bau­in­ge­nieur schaue ich mit einem beson­de­ren Inter­es­se Spie­le-Cover mit Bau­stel­len an. Meist emp­fin­de ich dabei eine Mischung aus Unglau­be und unfrei­wil­li­ger Komik. Ein der­ar­ti­ges Gefühls­cha­os bewirk­te auch das Cover von 7 WONDERS ARCHITECTS. Denn mir stel­len sich bei genaue­rer Betrach­tung ganz vie­le Fragen...

The­ma... wie­der ein­mal gibt es einen Wett­streit um die Fer­tig­stel­lung der sie­ben Welt­wun­der. Aller­dings ist die schnells­te Per­son nicht unbe­dingt sieg­reich. Denn wie man es vom gro­ßen Bru­der 7 WONDERS kennt, gibt es auch noch Sieg­punk­te für Mili­tär, Kul­tur und Wissenschaft.

7 Wonders Architects - Karten
sehr viel freund­li­che­re Gestal­tung der Karten

Illus­tra­tio­nen… sind von Eti­en­ne Hebin­ger. Im Gegen­satz zu sei­nen rea­lis­ti­schen Arbei­ten zu der Neu­auf­la­ge von 7 WONDERS sowie den diver­sen Erwei­te­run­gen, hat er nun bei 7 WONDERS ARCHITECTS einen weni­ger erns­ten Stil gewählt. Damit soll wohl auch anhand der Gestal­tung deut­lich gemacht wer­den, dass mit die­sem Spiel ver­mehrt Fami­li­en­spiel­run­den ange­spro­chen wer­den sol­len. Aber unab­hän­gig vom etwas ver­än­der­ten Stil sind die Illus­tra­tio­nen groß­ar­tig. Beson­ders beein­dru­ckend sind die ein­zel­nen Welt­wun­der – ins­be­son­de­re die Rück­sei­ten mit den Baugerüsten.

Aus­stat­tung… kommt sehr geord­net daher. Denn das Mate­ri­al für die Mit­spie­len­den ist per­fekt in ein­zel­nen Sor­tier­scha­len orga­ni­siert. Zu Spiel­be­ginn neh­men sich alle eine sol­chen Orga­ni­zer und fin­den dort die Bau­stu­fen für ihr Welt­wun­der sowie einen eige­nen gefüll­ten Kar­ten­hal­ter. Die­sen legt man links von sich zwi­schen der benach­bar­ten Per­son ab. 

7 Wonders Architects - Ordnung
das nennt man übersichtlich

Zusätz­lich gibt es noch eine all­ge­mei­ne Sor­tier­scha­le mit eben­falls einem gefüll­ten Kar­ten­hal­ter für die Tisch­mit­te, aber auch noch ein paar Papp­mar­kern und einer Auf­stell­fi­gur. Die­se Papp­mar­ker sind einer­seits Sieg­punk­te für gewon­ne­ne Kon­flik­te sowie eine Kon­flik­tan­zei­ge und ande­rer­seits Fort­schritts­mar­ker, wie man sie so ähn­lich schon aus 7 WONDERS DUEL kennt.

7 Wonders Architects - Start
der Wett­kampf beginnt

Ablauf… wäh­rend die obers­ten Kar­ten der Mit­spie­len­den offen zu sehen sind, ist der Kar­ten­sta­pel in der Mit­te ver­deckt. Bin ich an der Rei­he, kann ich nun ent­we­der eine Kar­te zu mei­ner lin­ken oder rech­ten Sei­te wäh­len, oder ich neh­me unbe­kann­ter­wei­se die Kar­te aus der Mit­te. Die­se Kar­ten sam­me­le ich nun. Für bestimm­te Roh­stoff­kom­bi­na­tio­nen kann ich nun Bau­stu­fen mein Welt­wun­der erstel­len, was dann – je nach Welt­wun­der – beson­de­re Effek­te nach sich zie­hen kann. Im Gegen­satz zu 7 WONDERS muss ich dafür aber die ent­spre­chen­den Roh­stoff­kar­ten abge­ben. Die grü­nen Kar­ten funk­tio­nie­ren ähn­lich, nur dass ich gegen Abga­be die­ser mit ein Fort­schrit­s­s­plätt­chen neh­men kann, wel­che Vor­tei­le für mich erge­ben. Blaue Kar­ten gebe ich nicht ab, da ich über die­se am Ende Sieg­punk­te erhal­te – und wäh­rend der Par­tie man­che davon mir die Mög­lich­keit geben, die Kar­te in der Mit­te anzu­se­hen, bevor ich mich ent­schei­de. Die roten Mili­tär­kar­ten sam­me­le ich eben­falls offen. Man­che sind davon mit einem Horn ver­se­hen, so dass die Kon­flikt­mar­ker von der Frie­dens­sei­te auf die Kampf­sei­te gedreht wer­den. Sind kei­ne Frie­dens­sysmbo­le mehr zu sehen, wird die Kampf­stär­ke ver­gli­chen und die höher auf­ge­rüs­te­te Sei­te mit Sieg­punk­ten belohnt.

Die­ses Kar­ten-Neh­men erfolgt abwech­selnd und reih­um. Im Gegen­satz zu 7 WONDERS spielt man also nicht gleich­zei­tig, son­dern war­tet brav, bis man an der Rei­he ist. Die Par­tie endet, wenn eine Per­son ihr Welt­wun­der voll­stän­dig her­ge­stellt hat.

Das gefällt mir nicht so gut: Oft­mals ist die mög­li­che Ent­schei­dungs­ebe­ne nicht sehr tief­grün­dig. Im Grun­de kann ich mir eine von drei Kar­ten aus­su­chen. Wenn von den offe­nen kei­ne offen­sicht­lich gut für mich passt, dann neh­me ich im Zwei­fel lie­ber eine aus der Mit­te. War­um? Oft­mals sind die offe­nen Kar­ten für die Mit­spie­len­den auch nicht attrak­tiv. Wenn ich dann eine sol­che neh­me, erhö­he ich die Chan­ce, dass die ande­ren frü­her zu bes­se­ren Kar­ten kom­men. Das will ich natür­lich ver­mei­den und des­we­gen wird ver­hält­nis­mä­ßig oft aus der Mit­te gezogen.

Das liegt mei­ner Mei­nung nach dar­an, dass man schwer bestimm­ten Stra­te­gien fol­gen kann. Viel­leicht gibt mir mein Welt­wun­der vor, mich auf die Kon­flik­te zu kon­zen­trie­ren. Wenn ich aber als ein­zi­ge Per­son die­se for­cie­ren will, bekom­me ich nicht die ent­spre­chen­de Unter­stüt­zung und der Krieg wird nur sel­ten aus­ge­löst. Soll ich mich dahin­ge­gen auf die Fort­schritts­mar­ker kon­zen­trie­ren, dann wäre es schon schön, wenn die aus­lie­gen­den zumin­dest ansatz­wei­se zu die­ser Spiel­wei­se pas­sen wür­den. Alle Welt­wun­der sol­len über einen abge­stimm­ten Kar­ten­satz ver­fü­gen, damit die not­wen­di­ge Spiel­wei­se geför­dert wird. Das hilft aber wenig, wenn sich der Groß­teil aus der Mit­te bedient. Somit ver­pufft die­ser Ansatz häufig.

Im Gro­ßen und Gan­zen über­wiegt somit der Zufall. Das ist bei der anvi­sier­ten Gewichts­klas­se des Spiels auch völ­lig in Ord­nung, trotz­dem drängt sich dabei der Ein­druck der Belang­lo­sig­keit auf. 7 WONDERS ARCHITECTS weckt bei mir kei­ne Emo­tio­nen – wahr­schein­lich auch des­we­gen, weil ich mich zu sehr geführt vor­kom­me. So wür­de ich bspw. ger­ne die Gold­kar­ten, die einen Joker-Roh­stoff dar­stel­len, meist viel lie­ber auf der Hand behal­ten als aus­ge­ben zu müs­sen. Die­se Kar­te muss ich aber benut­zen, wenn ich dadurch die aktu­el­le Bau­stu­fe fer­tig stel­len kann. Dabei wäre es viel­leicht tak­tisch klü­ger, den Joker zu behal­ten, weil die nächs­te Auf­ga­be deut­lich schwie­ri­ger zu erfül­len ist. Das ist ganz oft so bei die­sem Spiel. Ich kann kaum etwas abwä­gen oder auf ande­re Situa­tio­nen war­ten. Das Spiel schreibt mir vor, was wann passiert.

7 Wonders Architects - im Bau
man spielt halt so vor sich hin

Zusätz­lich stö­ren mich noch Klei­nig­kei­ten. Dass in einer Par­tie nicht alle gleich oft am Zug sein kön­nen, lässt sich noch mit einem eige­nen Start­spiel­mar­ker haus­re­geln. Ich ver­ste­he aber den Ansatz dahin­ter nicht. Im Gegen­satz zum gro­ßen Bru­der ist das Spiel mit sie­ben Mit­spie­len­den zu lang­at­mig, da zu wenig pas­siert, bis man selbst etwas machen darf. Also lässt man das lie­ber sein. Die Sor­tier­scha­len sind in gewis­ser Wei­se super. Der Auf­bau geht rasend schnell und die Ord­nung macht schon etwas her. Aller­dings bin ich mir auch sicher, dass der Platz­be­darf der Box doch um eini­ges redu­ziert sein könn­te, wenn man das Mate­ri­al anders ver­staut hät­te. Und über den zusätz­li­chen Plas­tik­be­darf für die­se Lösung will ich gar nicht nach­den­ken. Also im ers­ten Moment war ich davon begeis­tert, aber ich bin mir nicht sicher, ob die­se Begeis­te­rung bei inten­si­ven Nach­den­ken dar­über anhält.

Das gefällt mir gut: 7 WONDERS ARCHITECTS fühlt sich trotz der Anpas­sun­gen immer noch ansatz­wei­se nach 7 WONDERS an. Dabei ist der Spiel­ver­lauf nun deut­lich leich­ter zu erfas­sen. Wer mit 7 WONDERS ver­traut ist, erkennt dabei sel­ten die Hür­den, die Neu­lin­ge bei einem Erst­kon­takt aus­ge­setzt sind. Das fängt schon beim Draf­ting an, was immer noch kein gewohn­tes Kon­zept ist und eini­ges an Erklä­run­gen abver­langt. Auch die "vir­tu­el­len" Roh­stof­fe, die Mög­lich­kei­ten, die­se von den Nach­barn zu erwer­ben, und auch das simul­ta­ne Spie­len sind nicht zu unter­schät­zen­de Hür­den – und da habe ich die ver­schie­de­nen Arten der Wer­tung noch gar nicht ein­be­zo­gen. Auch wenn mir und mei­nem Umfeld 7 WONDERS leicht von der Hand geht, ist es immer noch zurecht ein Ken­ner­spiel. Somit kann ich schon gut nach­voll­zie­hen, war­um der Wunsch auf­trat, den Zugang für Fami­li­en­spiel­run­den zu erleich­tern. Die­se Ent­schla­ckung ist defi­ni­tiv gelungen. 

7 Wonders Architects - Boxen in Box
schon alles sehr durchdacht!

7 WONDERS ARCHITECTS lässt sich nicht nur dank des durch­dach­ten Mate­ri­als schnell auf­bau­en, son­dern auch eben­so schnell erklä­ren. Dabei hilf es, dass auf den Sor­tier­scha­len die Son­der­fä­hig­kei­ten der Welt­wun­der erklärt wer­den. Die Sym­bo­lik auf den Welt­wun­dern ist eben­so ein­deu­tig wie das logi­sche Grund­prin­zip, dass man von unten nach oben baut. Ledig­lich die Effek­te der Fort­schritts­mar­ker sind nicht unbe­dingt selbst­er­klä­rend. Doch da davon ohne­hin nur drei offen aus­lie­gen, kann man die­se schnell erklä­ren oder in der Anlei­tung nach­schla­gen. Zumal die Effek­te dort ange­nehm pro­mi­nent auf der letz­ten Sei­te prä­sen­tiert wer­den, so dass man nicht lan­ge danach suchen muss. Ohne­hin ist die Anlei­tung sehr gut struk­tu­riert und auch in leicht ver­ständ­li­cher Spra­che geschrieben.

Fazit: 7 WONDERS ARCHITECTS ver­ein­facht das bekann­te Grund­spiel deut­lich. Dabei redu­zie­ren sich aber die eige­nen Ent­schei­dun­gen lei­der auf ein Mini­mum. Ger­ne hät­te man den Spie­len­den noch etwas mehr Frei­räu­me für tak­ti­sche Alter­na­ti­ven an die Hand geben kön­nen. So fehlt das Gefühl, tat­säch­lich etwas beein­flus­sen zu kön­nen und ich bezwei­fe­le, dass man somit für 7 WONDERS ange­fixt wird.

Titel7 Won­ders Architects
AutorAntoine Bau­za
Illus­tra­tio­nenEti­en­ne Hebinger
Dau­er20 bis 30 Minuten 
Per­so­nen­an­zahl2 bis 7 Personen
Ziel­grup­peent­spann­te Familienspielrunden
Ver­lagRepos Pro­duc­tion
Jahr2021
Hin­weisfür die Bespre­chung wur­de vom Ver­trieb Asmo­dee
ein Rezen­si­ons­exem­plar zur Ver­fü­gung gestellt

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