Queendomino von Bruno Cathala erschienen bei Pegasus Spiele
Das Jahr neigt sich dem Ende und so langsam beginnen die Jahresrückblick. Als Brettspieler rekapituliert man vielleicht die diesjährigen Preisträger, wie bspw. KINGDOMINO als Spiel des Jahres. Aber das Leben besteht aus mehr als nur aus Brettspielen. Deswegen sollte man auch über diesen Szene-Tellerrand blicken. So ist z.B. interessant, dass das TIME-Magazin die #metoo Bewegung zur "Person of the Year" gekürt hat. Diese hat u.a. wieder ins Bewusstsein gebracht, dass das Thema Gleichberechtigung (wie so viele anderen Themen leider auch) immer noch zu führen ist. Bruno Cathala geht da voran und setzt dem König aus KINGDOMINO nun eine Königin zur Seite – und widmet dieser mit QUEENDOMINO ein eigenes Spiel. Ich bin gespannt, ob es demnächst einen Kartenspielableger geben wird, der dann vielleicht PRINCEDOMINO heißen wird...
Thema... ist schon aufgesetzt, wobei es im Gegensatz zu KINGDOMINO ein wenig lebensnäher ist. Denn dieses Mal sind wir Herrscherinnen eines Königreichs – und wir schicken den König aus, damit dieses kontinuierlich vergrößert wird. 😉
Grafik... ist wieder von Cyril Bouquet und hat den gleichen comichaften Stil aus KINGDOMINO. Dieses Mal ist die Grafik aber noch etwas verspielter, was sich insbesondere beim Magier im Schlammgebiet zeigt: Vögel in dessen Nähe leben gefährlich! Weiterhin kann die Perspektive Anfängern noch Probleme bereiten.
Ausstattung... ist schon etwas königlicher als bei KINGDOMINO. Neben den 48 "Dominosteinen" (dicke Pappplättchen) sind nun auch 32 Gebäudeplättchen sowie ein Tableau für diese im Spiel. Zusätzlich liegen nun neben den acht Königen (in vier neuen Farben) mit ihren 3D-Schlössern auch neutrale Türme und Ritter als Holzfiguren in der Box – und ein Drache sowie eine Queen. Da wir nun die Herrscherinnen spielen, verfügen wir auch über das Haushaltsgeld des Königreichs, weswegen nun auch noch Münzen parat liegen. Außerdem befindet sich noch ein Wertungsblock in der Box (vorbildlich doppelseitig bedruckt). Ein solcher Wertungsblock liegt auch der schon der überarbeiteten Edition von KINGDOMINO bei – ebenso wie der tolle 3D-Turm. Dieser ersetzt den Nachziehbeutel und hat uns voll überzeugt. Nicht nur, dass er toll aussieht und als Eyecatcher fungiert. Er ist von der Handhabung praktischer und liefert zusätzlich auch eine Übersicht über die Anzahl der im Spiel befindlichen Landschaftstypen (inklusive der Kronenfelder).
Ein Wermutstropfen bleibt. Immer noch nicht ganz glücklich bin ich mit den glänzend beschichtet Plättchen, da diese bei direkter Beleuchtung zu irritierenden Spiegelungen führen kann.
Ablauf... ist prinzipiell wie bei KINGDOMINO, wird aber noch durch zusätzliche Aktionsmöglichkeiten ergänzt. Der geniale Auswahlmechanismus bleibt fast unverändert. Einzige Regeländerung ist, dass nun unabhängig von der Personenanzahl immer vier Dominosteine zur Auswahl stehen. Beim 3‑Personen-Spiel wird dann einfach ein Plättchen nicht benutzt, das 2‑Personenspiel geht nun standardmäßig über die größere Auslage von 7×7 Felder, so dass alle Steine benötigt werden (dies war bei KINGDOMINO lediglich als Variante vorgesehen).
Hinzu kommt nun optionale Aktionsmöglichkeiten, die man nutzen kann, aber nicht muss:
- Man kann über das Einsetzen von Rittern Steuern eintreiben, um seinen Münzvorrat zu erhöhen. Dafür setzt man mindestens einen Ritter aus dem eigenen Vorrat auf ein Feld des aktuell gelegte Dominosteins (es können mit zwei Rittern auch beide Felder belegt werden). Nun erhält man für die Anzahl der zusammenhängenden Felder dieses Gebiets entsprechend Geld.
- Mit Geld kann man Gebäude errichten. Dafür muss man über einen freien Bauplatz verfügen (ein neuer Geländetyp in roter Farbe) und dann das Geld je nach Position des Gebäudes auf dem Tableau bezahlen. Die Gebäude verfügen entweder über Soforteffekte (man erhält Türme auf das Plättchen und/oder neue Ritter in den eigenen Vorrat), dauerhafte Vorteile oder Siegpunktgeneratoren für das Spielende.
- Außerdem kann man den Drachen für eine Münze aus seiner Höhle locken. Dieser setzt sich dann auf einen Platz, auf dem ein Gebäude liegt – was danach dort nicht mehr liegt. Mit dem Drachen kann man also Gebäude aus dem Spiel nehmen, so dass diese den Mitspielern nicht zur Verfügung stehen (um damit am Ende viele Siegpunkte zu generieren).
Eine Besonderheit ist noch die Queen. Diese darf der Spieler in sein Königreich stellen, der die meisten Türme errichtet hat. Die Queen sorgt dafür, dass man Gebäude für einen Rabatt von einer Münze erhält. Besitzt man sie noch am Ende der Partie, dann zählt sie wie eine Krone für den roten Landschaftstyp. Mit der Queen kann man allerdings nicht den Drachen aus der Höhle locken (wahrscheinlich würde dieser dann die Queen fressen, weswegen man da lieber Vorsicht walten lässt).
Am Ende einer Runde wird der Drache wieder in die Höhle zurück versetzt. Außerdem rücken die nicht gebauten Gebäudeplättchen auf freigewordene billigere Felder nach und neue Gebäude werden nachgezogen.
Eine Partie QUEENDOMINO endet nach 12 Runden und die Spieler haben dann idealerweise ein 5×5 Felder umfassendes Königreich aufgebaut. Bei der Schlusswertung gibt es dann Punkte für verdiente Münzen, für die einzelnen Gebiete (wie bei KINGDOMINO) sowie für manche Gebäude.
Wenn man sowohl KINGDOMINO wie auch QUEENDOMINO besitzt, dann kann man diese kombinieren und entweder mit bis zu acht Personen spielen (dann auch bspw. als Team) oder aber man kann auch bei vier Personen mit einem 7*7‑Felder umfassendes Königreich spielen.
Das gefällt mir nicht so gut: Im Gegensatz zu KINGDOMINO hat QUEENDOMINO kaum noch Schwächen in der Ausstattung. Die Kritik zur ersten Edition von KINGDOMINO stieß also auf offene Ohren, was zu loben ist! Ich finde es zwar immer noch ungünstig, dass die Plättchen durch die glänzende Beschichtung das Licht ungünstig spiegeln, aber daran kann man sich gewöhnen. Ebenso gewöhnt man sich an die ungünstige Perspektive der Illustrationen. Durch die vielen Partien mache ich hier nicht mehr den Fehler, diese immer nur in Längsrichtung anbauen zu wollen, sondern drehe diese nun von Anfang an gleich in alle Richtungen. Trotzdem bleibe ich dabei, dass eine Vogelperspektive besser gewesen wäre.
Bei den neuen Elementen sind Feinmotoriker ganz klar im Vorteil. Die kleinen Holzritter sind wirklich klein. Will man diese noch auf Gebäudeplättchen mit vielen Türmen stellen, wird es ganz schön fummelig. Ein klein wenig größer wäre schon schön gewesen. Auch die Stückelung der Münzen finde ich ungünstig: 1er, 3er und 9er. Was soll das denn? Okay, drei Münzen sind am Ende ein Siegpunkt wert, aber wir empfanden diese Stückelung alle alles andere als intuitiv – zumal man gerne den Fehler macht, die 9er-Münzen als 6er-Münzen anzusehen (was natürlich nicht schlimm ist, wenn das alle so machen – doof nur, wenn es da unterschiedliche Auffassungen gibt).
Wie man merkt, mäkel ich nur am Material herum. Das hat einen guten Grund, denn am eigentlichen Spielablauf habe ich nichts zu kritisieren.
Das gefällt mir gut: Besticht KINGDOMINO durch seine Leichtigkeit, wird es nun bei QUEENDOMINO taktischer – ohne allerdings das Spielgefühl völlig zu überladen. Es bestehen nun mehr Optionen und man kann seine Spielweise noch besser an die zufällige Auswahl der Dominosteine anpassen. Trotzdem bleibt QUEENDOMINO ein schnelles Spiel und es artet nicht in Denkorgien aus.
Augenfällig sind dabei die Gebäude, die auch recht vielfältig zu nutzen sind. Einerseits gibt es ganz schnöde Punkt- bzw. Kronengebäude, andererseits aber auch welche, die Punkte für die Anzahl an Türmen, Ritter und Gebiete je Landschaftstyp ergeben. Besonders diese Landschaftstyp-Gebäude können nun ganz neue Spielweisen ermöglichen. Vorher musste man hauptsächlich große Landschaften mit vielen Kronen bilden, nun kann man aber auch mit vielen kleinen einzelnen Landschaften einiges an Punkten generieren.
Man kann aber auch ganz auf die Gebäude verzichten, was manchmal sogar erfolgreicher ist. Durch den neuen Landschaftstyp der Bauflächen nimmt die Konkurrenz um die einzelnen Typen etwas ab. Die meisten Spieler konzentrieren sich nur noch auf drei, vier Landschaftstypen. Hat man hierbei den richtigen Riecher und staubt die Landschaften ab, die von allen anderen ignoriert werden, dann kann man ebenfalls sehr hoch auch ohne Gebäude punkten. Ich finde es sehr gut, dass die neuen Elemente somit nicht verpflichtend sind, sondern nur die Möglichkeiten erhöhen.
Etwas unterschätzt wird der Drache, der rein destruktiv wirkt. Viele fragen sich, warum sie Geld dafür bezahlen sollten (was ja einem 1/3‑Siegpunkt entspricht), nur um die Auswahl an Gebäuden einzuschränken. Allerdings ist das eher kurzfristig gedacht. Denn wenn ich 1/3 Siegpunkt investiere, um einem Gegenspieler bspw. zehn nicht zu ermöglichen, dann ist das schon eine gute Quote. Mir gefällt an diesem Element gut, dass hier wieder derjenige zuerst das Zugriffsrecht in der Runde besitzt, der in der vorherigen Runde das vermeintlich schlechteste Plättchen bekommen hat. Will ich also unbedingt ein Gebäude bauen, weil es mir viele Punkte bringt, dann muss ich dafür sicherheitshalber Zugeständnisse bei der Wahl des Dominosteins machen.
Natürlich spielt Glück weiterhin eine große Rolle bei QUEENDOMINO. Das beginnt bei der Reihenfolge der ins Spiel kommenden Gebäude und endet bei der Verteilung der Landschaftsplättchen. Allerdings kommen durch die kleine Regeländerung bei QUEENDOMINO nun immer alle Landschaftsplättchen ins Spiel, womit sich schon einmal ein wenig besser planen lässt.
Durch die Ritter kommt nun auch noch ein Element ins Spiel, bei dem man sich um das richtige Timing bemühen muss. Man steht immer vor der Frage, soll ich nun schon meine große Fläche werten oder hoffe ich, dass sie noch größer wird und ich damit noch mehr Geld eintreiben kann. Selbstredend ist es immer von Vorteil, einen Ritter in der Hinterhand zu haben. Denn auch mit Geld lassen sich stattliche Siegpunktzahlen generieren.
Habe ich eigentlich schon gesagt, dass ich den Turm toll finde? Ist nämlich so! Der ist wirklich ein tolles Gimmick. Sieht nicht nur toll aus, sondern erfüllt auch perfekt seine Funktion. Okay, beim Aufstellen kann schon einmal das unterste Plättchen rausfallen. Aber das ist schnell wieder rein gesteckt. Besonders vom leichten Befüllen bin ich sehr angetan. Gut, dass es bald auch wieder die Upgrade-Version für KINGDOMINO erhältlich sein soll, denn auch dafür will ich nun einen solchen Turm besitzen.
Fazit: Ich habe mich vorher gefragt, für was es ein erweitertes KINGDOMINO geben soll. Dieses ist nämlich völlig verdient zum Spiel des Jahres ausgezeichnet worden und macht für die Zielgruppe alles richtig (insbesondere in der nun im Material verbesserten Edition). Allerdings entwickeln sich diese Zielgruppen auch weiter und dabei kann QUEENDOMINO helfen. Ich sehe QUEENDOMINO immer noch im Familienspiel-Bereich und nicht auf Kennerspiel-Niveau, auch wenn sich die Möglichkeiten vervielfacht haben. QUEENDOMINO ist weiterhin flockig leicht und unterhält nun auch die Spieler, denen KINGDOMINO vielleicht eine Spur zu seicht war. Und durch die Kombinationsmöglichkeit beider Spiele, muss man sich auch nicht fragen, welches der beiden man im Regal stehen haben muss. Da haben beide ihre Berechtigung.
Titel | Queendomino |
Autor | Bruno Cathala |
Illustrationen | Cyril Bouquet |
Dauer | 20 bis 40 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | Familienspiel |
Verlag | Pegasus |
Jahr | 2017 |
Ich bedanke mich bei Pegasus für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
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