
Die letzte BG2GETHER-Aktion ist schon etwas länger her. Wie das so ist: Das Leben gibt einen eigenen Takt vor und dem müssen sich dann andere Dinge unterordnen. Aber ihr wollt keinen Rückblick, sondern einen Ausblick – und vielleicht dieses Mal sogar einen Blick in die ein oder andere Schublade. Denn in diesem Monat fragen wir nach den möglicherweise vielleicht vorhandenen Träumen, selbst erfolgreich Spiele zu entwickeln. Dauernd hört man von erfolgreichen Autoren (und leider viel zu selten von Autorinnen), dass viele ihrer Ideen erst einmal in speziellen Schubladen reifen müssen. Also fragen wir doch mal nach unseren Schubladenspielen mithilfe des folgenden Fragenbündels:
"Hand aufs Herz! Ihr schaut nicht nur kritisch auf Spiele, sondern seid insgeheim auch Autor:innen. Wie sieht das also bei euch aus? Kribbelt es in den Fingern? Liegen Prototypen in irgendwelchen Schubladen? Habt ihr etwa schon was veröffentlicht und wenn ja, wie vereint ihr das mit eurem Job als Kritiker:in?"
Gleich vorweg: ich habe keine Schublade, in der unzählige Prototypen liegen. Ich habe noch nicht einmal eine Schublade, in der zumindest ein Prototyp liegt. Aber irgendwo liegen auch zwei Prototypen. Die wollte ich für den Beitrag schnell noch fotografieren – habe sie aber in meinem Durcheinander nicht gefunden. Ihr seht: so richtig intensiv verfolge ich das Thema nicht. Lediglich durch die Grundschul-Projektwoche meines Sohnes, in der die Kinder eigene Spielideen entwickeln sollten, bin ich ein wenig damit in Kontakt gekommen. Das ist nun schon mehrere Jahre her, was auch meine Vergesslichkeit erklärt, wohin ich denn die Boxen mit den Prototypen geräumt habe. Am Ende des Beitrags zu KONTER findet ihr aber zumindest einen ersten Entwurf.
Spätestens seit meiner Jury-Tätigkeit sind all meine möglichen Ambitionen ad acta gelegt. Allerdings waren die auch schon im Vorfeld nicht sehr ausgeprägt. Nur weil ich Spiele kritisch unter die Lupe nehme, bedeutet das nicht, dass ich vielleicht auch ein guter Autor wäre. Natürlich habe ich mir über die Jahre einen gewissen Fundus über Brettspielmechaniken zugelegt, aber ich glaube, mir würde die notwendige Hartnäckigkeit fehlen. Denn wenn ich etwas aus vielen Interviews mit Autoren und Autorinnen mitgenommen habe, dann, dass unaufhörlich an Prototypen getestet werden muss. Dazu würde mir die Zeit fehlen – und wohl auch die Motivation. Also bleibe ich lieber bei meinen Leisten und hoffe, dass ich über nachvollziehbare Kritik indirekt dafür sorge, dass Brettspiele immer besser werden.

Trotzdem passiert es mir immer mal wieder, dass ich von Brettspielmechanismen träume. Ich habe dann im Traum ganz viel Spaß mit einem innovativen Würfel- oder Kartenmechanismus. Wenn ich Autor wäre, müsste ich diesen Spuren wahrscheinlich am nächsten Morgen nachgehen und hätte deswegen sicherlich ein Notizheft am Bett liegen. So wache ich dahingegen morgens auf, denke über das im Traum Erlebte nach und merke recht schnell, dass die eben noch so genial anmutende Idee nicht wirklich ausgereift und schlüssig ist. Zwei Tage später weiß ich nicht mehr, was die grundsätzliche Idee war. Somit lasse ich also den wahren Profis noch genügend Raum, mich von tollen Ideen überraschen zu lassen.
Noch viel öfter passiert allerdings, dass ich über ein Thema stolpere und mir dann denke: Dazu sollte es mal eine gelungene Brettspielumsetzung geben! Neulich hörte ich beispielsweise etwas über die Diphtherieepidemie in Nome und die folgende groß angelegte Hilfsaktion, die logistisch sehr anspruchsvoll und abenteuerlich war. Daraus sollte man doch ein spannendes Spiel machen können, oder?
Ich bin demnach kein verkappter Autor. Doch wie sieht es bei den Anderen aus? Ich bin gespannt und werde deswegen nun auf die folgenden Links klicken:
Hallo Tobias,
vielleicht solltest du als Creative Director tätig werden 😉 um dann eines Tages eine deiner Schlafideen bewundern zu können.
Daher gute Träume!