zuletzt gelesen: "Amalthea" von Neal Stephenson
Lang war hier nichts mehr los in dieser Kategorie. Das hatte mehrere Gründe. Ein Grund ist, dass ich in letzter Zeit doch sehr viele Spielregeln gelesen habe (was nicht zu unterschätzen ist). Dann erwies sich mein "Zweitbuch" als sperriger als erwartet, so dass ich dieses doch nicht als Nebenbei-Entspannung lesen konnte. Der Hauptgrund ist aber, dass das "Erstbuch" viel Zeit und Konzentration benötigte. Denn AMALTHEA ist ein Buch von Neal Stephenson. Jeder, der seine Werke mal gelesen hat, weiß was ich meine. Denn dessen Bücher sind langatmig, überladen und verworren – meist aber auch ein Lese-Genuss.
Leider musste ich eben das Wort "meist" einfügen. Denn AMALTHEA hat mich dummerweise nicht überzeugt. Dass ein Stephenson-Buch nicht unbedingt in dem Themenkomplex aufhören muss, wie es angefangen hat, dass wissen seine Leser. Aber ich hätte schon ganz gerne ein echtes Ende erlebt und nicht eine Geschichte, die dann aufhört, wenn es gerade wieder interessant wird.
Aber vielleicht fange ich auch erst einmal mit dem Anfang an. Die Grundidee des Romans ist genial. Aus einem unbekannten Grund implodiert der Mond – und das schockt die Menschheit. Lustigerweise habe ich mich in der Zeit immer wieder dabei ertappt, wie ich mich versicherte, dass der Mond noch da ist. Der Schock der Menschheit wird übrigens noch größer als folgendes klar wird: in spätestens zwei Jahren werden die Mondbrocken durch eigene Zusammenstöße immer kleiner werden. Somit geht die eigene Anziehungskraft verloren und die Folge ist ein herabstürzen dieser Brocken in die Atmosphäre der Erde – dummerweise als heißer Regen, der die Erde in ein Inferno verwandeln wird. Die Menschheit muss also alle ihre Kräfte bündeln, um zumindest einen ganz kleinen Teil das Überleben im Weltall zu sichern. Davon und von den ersten Jahren im All handelt der erste Teil von AMALTHEA. Dieser Teil ist spannend und bietet hochinteressante Charaktere. Wäre mit diesem Teil das Buch zu ende, wäre ich wieder mit einem Stephenson Buch glücklich gewesen.
Unglücklicherweise kommt nun noch ein zweiter Teil. Dieser spielt 5000 Jahre danach und behandelt die "neue" Menschheit, die im All überlebt hat und langsam wieder die Erde bewohnbar machen will. Der Grundgedanke ist wieder toll und auch die einzelnen Charaktere überzeugen – allerdings fehlt ein wenig das Ziel dieser Erzählung. Als man dieses endlich zu erkennen scheint, hört dann aber das Buch auf. Das fand ich doch äußerst unbefriedigend – zumal das Lesen der Stephenson'schen Sprach durchaus anstrengend ist. Ich habe jedenfalls größte Hochachtung für die beiden Übersetzer Nikolaus Stingl und Juliane Gräbener-Müller.
In der Summe kann ich deswegen keine Empfehlung für AMALTHEA aussprechen. Mein Tipp wäre, Teil 1 zu lesen und mit Teil 2 erst dann zu beginnen, wenn vielleicht eine Fortsetzung erhältlich ist. Keine Ahnung, ob die geplant ist – sie wäre aber wünschenswert.
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