Krasse Kacke von Jonathan Favre-Godal – erschienen bei Pegasus Spiele
Als Vater zweier Kinder habe natürlich auch ich eine Menge Bilderbücher angeschaut und vorgelesen. Ein gern gesehener Klassiker dabei war das Buch VOM KLEINEN MAULWURF, DER WISSEN WOLLTE, WER IHM AUF DEN KOPF GEMACHT HATTE von Werner Holzwarth. In gewisser Weise ist KRASSE KACKE das Spiel zum Buch.
Thema... wie auch der neugierige kleine Maulwurf wollen wir wissen, wer denn da bitte schön seine Hinterlassenschaft im Wohnzimmer hat liegen lassen. Natürlich sind die eigenen Tiere unschuldig – und haben immer gleich neue Verdächtige parat. Dumm nur, wenn diese nachweislich unschuldig sind.
Illustrationen… sind von Steeve Augier und bezaubern Groß und Klein. Selten wurde der unschuldige Blick einer kleinen Katze so überzeugend wiedergegeben. Aber auch die anderen Tiere haben diesen Dackelblick drauf – obwohl gar kein Dackel im Spiel ist. Die spritzigen Illustrationen von Steeve Augier tragen auf alle Fälle zum großen Spielspaß von KRASSE KACKE bei.

Ausstattung… ist übersichtlich und somit bspw. recht Reise kompatibel. Denn in der Box liegen 36 Spielkarten und 13 kleine Kackhäufchen. Mathematisch bewanderte Leser können sich nun denken, dass bei sechs möglichen Mitspielern jeder sechs Karten erhält. Richtig! Die Art der Karten kennt man übrigens schon aus LOVE LETTER oder BRAVE RATS. Sie sind nämlich aus massiver Pappe und recht groß – was beides gute Gründe hat.
Ablauf… fordert Schnelligkeit und Gedächtnis. Denn nachdem eine Tierkarte ausgelegt wurde, verkündet dessen vorheriger Besitzer glaubhaft, dass dieses Tier unschuldig war – und sagt dann den verhängnisvollen Satz: "Aber es war ein..." Dabei benennt man am Ende eines der sechs möglichen Tiere. Nun müssen die Mitspieler ganz schnell aus ihrer Hand als erstes das entsprechende Tier in die Mitte auf den Stapel ablegen, um damit dessen Unschuld zu beweisen und ein neues Tier zu benennen. Wer zu langsam ist, muss seine Karte wieder auf die Hand nehmen und beim nächsten Mal sein Glück versuchen.
Das geht so lange, bis entweder alle Karten gespielt wurden oder aber – was in 95 Prozent der Fälle passieren wird – bis jemand ein Tier ansagt, was aber keiner mehr auf der Hand hat (weil alle entsprechenden Karten im Verlauf der Runde schon abgeworfen wurden). Der Verlierer nimmt einen kleinen Haufen und schon beginnt das Ausspielen von Neuem. Eine Partie endet übrigens, wenn jemand drei Häufchen gesammelt hat.
Das gefällt mir nicht so gut: Die Karten müssen schon so einiges aushalten. Durch das gleichzeitige Ausspielen kommt es häufiger vor, dass manche Karten verknicken. Ich bin mir nicht sicher, ob die dicken Karten nun Segen oder Fluch sind. Einerseits halten diese natürlich eher etwas aus, andererseits werden dann die "Schäden" auch erst richtig sichtbar. Wenn man weiß, dass der blaue Hase ziemlich ramponiert ist, kann man die gegnerische Handkarten von außen erkennen. Allerdings fällt mir auch keine bessere Lösung ein. Ideal wären vielleicht unkaputtbare Plättchen aus Holz. Aber kann man diese auch so gut auf die Hand nehmen? Wie lassen diese sich gut stapeln? Und würde das nicht den Kostenrahmen für ein solches Spiel sprengen? Wahrscheinlich ist die gewählte Lösung schon die Beste und man muss einfach damit leben.
Mit dem Titel bin ich übrigens auch nicht ganz glücklich. Es gibt doch einige Leute, die das Spiel aufgrund des Titels kategorisch ablehnen. Hier hätte meiner Meinung nach auch ein weniger deftiger Name vollkommen ausgereicht. Im englischsprachigen Raum heißt es "WHO DID IT?" So etwas in der Art hätte auch für Aufmerksamkeit gesorgt und ließe KRASSE KACKE leichter am Telefon bestellen oder auf Geburtstagen verschenken.
Das gefällt mir gut: Mit ganz einfachen Mitteln weiß KRASSE KACKE Emotionen zu schüren. Auch Spieler, die anfangs nur widerwillig mitmachen, sind während einer Partie lauthals am Lachen. Da freut man sich, wenn man die Zehntelsekunde schneller war als der linke Nachbar war; da grölt man, wenn jemand ein Tier ansagt, das gar nicht mehr auf den Händen weilt. Faszinierend ist auch, dass man ganz oft schon bei manchen Mitspielern voraussagen kann, welches Tier dieser ansagen wird. So greift man schon einmal vorsorglich zum Hasen und triumphiert nicht nur innerlich, wenn man diesen als erstes ausspielt.
Der Kniff mit dem gleichzeitigen Ausspielen ist in meinen Augen der entscheidende Clou bei KRASSE KACKE. Denn dadurch, dass alle schnell ihre Karten abspielen wollen, wird hektisch nach den Karten gegriffen und versucht, sie auf den Stapel zu werfen. Dadurch verrät man aber den Mitspielern, dass man dieses Tier noch auf der Hand hat. Oder ist das hektische Greifen nach einer Karte nur ein Bluff? Hat Monika gar keinen Hamster mehr auf der Hand und tut nur so? Auf der anderen Seite muss man gar nicht immer der schnellste sein – zumindest dann, wenn man sich auf sein Gedächtnis verlassen kann. Doch wer weiß schon noch in der zweiten oder dritten Runde, ob nun alle Fische gespielt wurden oder nicht?
Manch einer meiner Mitspieler bezeichnet KRASSE KACKE als Kinderspiel. Dem widerspreche ich aber recht entschieden. Natürlich ist es ein einfaches Spiel, was insbesondere mit Kindern großen Spaß macht. Aber diesen Spaß habe ich auch regelmäßig in reinen Erwachsenengruppen – vor allem als Appetizer eines Spieleabends. Wer möchte, kann die Regeln auch noch verschärfen, in dem bspw. die neuen verdächtigen Tiere lediglich umschrieben werden. Oder aber man muss wechselnde Tatorte sagen, die sich nicht wiederholen dürfen. Da gibt es doch einigen Raum an möglichen Anpassungen. Somit ist es für mich eben kein reines Kinderspiel, sondern ein gutes Familienspiel.

Fazit: Bei TIPPI-TOPPI kam ich schon auf die Formel: blöder Titel – tolles Spiel. Das trifft auch auf KRASSE KACKE zu, auch wenn dieses eine ganz andere Art Spiel ist. Wer es jedenfalls gerne lebhaft am Tisch haben will und verkraften kann, dass Spielkarten in Mitleidenschaft gezogen werden können, der sollte es unbedingt mal ausprobieren. Ach, und übrigens, meine Katze war es bestimmt nicht. Können diese Augen lügen?
Titel | Krasse Kacke |
Autor | Jonathan Favre-Godal |
Illustrationen | Steeve Augier |
Dauer | 15 bis 25 Minuten |
Spieleranzahl | 3 bis 6 Spieler |
Zielgruppe | multitaskingfähige Familienspieler |
Verlag | Pegasus |
Jahr | 2018 |
Danke für die Rezi!
Der nervige, unnötig pseudo-coole Titel war auch bei mir bisher ein Grund, das Spiel nicht zu kaufen.. ^^