Tribun von Karl-Heinz Schmiel – erschienen im Heidelberger Spieleverlag
Die Zeit vor der SPIEL in Essen benutze ich eigentlich ganz gerne, um ältere Spiele kennenzulernen, die irgendwie an mir vorbeigegangen sind. Dieses Jahr hat das nicht ganz so gut geklappt, obwohl die SPIEL recht spät dran ist. Die Gründe dafür sind vielfältig aber im Grund auch egal. Allerdings war ich auch nicht ganz erfolglos. So habe ich endlich TRIBUN spielen können. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie dieses Spiel vor 10 Jahren in Essen in vieler Munde war. Auch ich habe öfters versucht, dort in eine Proberunde rein zu rutschen, war aber immer erfolglos. Das lag wohl auch daran, dass ich Stunden vor dem Lookout-Stand verbracht habe. Denn der ganz "heiße Scheiß" dieser damaligen SPIEL war nun einmal AGRICOLA.
Thema... ist klassischerweise mal wieder im alten Rom angesiedelt. Wie in vielen anderen Spielen auch, sind die Spieler Mitglieder einer Patrizierfamilie, die nach Einfluss und Macht strebt. Dabei wird versucht, Einfluss auf verschiedene Fraktionen geltend zu machen.
Ich kann schon verstehen, warum dieses Spiel dieses Setting bekommen hat. Ich hätte aber nichts dagegen gehabt, wenn hier auch mal andere Pfade eingeschlagen worden wären. Karl-Heinz Schmiel hat mit DIE MACHER schon gezeigt, dass Spiele um Einflussnahme gerne auch in aktuelleren Zeiten spielen können.
Illustrationen... sind von Jochen Eeuwyk und gefallen mir richtig gut. Insbesondere der Spielplan ist für mich eine echte Augenweide. Manche Mitspieler störten sich aber an der sehr düsteren Gestaltung. Geschmäcker sind eben verschieden. Ich finde es jedenfalls schade, dass Jochen Eeuwyk nicht noch mehr Spiele in diesem Stil illustriert hat.
Ausstattung... ist so, wie man es von aktuellen Spielen kennt. Es dominieren die Fraktionskarten (in sechs unterschiedlichen Farben), aber es sind auch viele Pappplättchen in verschiedenen Funktionen in der Box. Zusätzlich besitzt jeder Spieler auch noch eine gutes eigenes Tableaus mit Kurzübersicht und Ablage. Ein Eyecatcher ist ein Streitwagen, den man sich aus Pappteilen zusammenbasteln darf. Das hätte man auch weniger aufwändig lösen können, aber warum nicht? Das Auge spielt bekanntlich mit. Allerdings hätten in meinen Augen der Platz auf den Stanzbögen gerne dafür genutzt werden können, die Lorbeeren-Plättchen und das Spielgeld größer zu gestalten. So ist deren Handhabung recht fuddelig. Gut gefallen haben mir dahingegen die schön gestalteten Spielfiguren, auch wenn ich schon wieder Kleinigkeiten kritisieren muss. Die Farben gelb und weiß waren sich bei uns zu ähnlich. Nicht so, dass es unspielbar gewesen wäre, aber man hätte die Farben schon deutlicher gestalten können.
Ablauf... hat etwas von einer Art Mechanismus-Sammlung für das Aufnehmen von Karten. An verschiedenen Orten kann man Karten erwerben. Mal werden diese schnöde gekauft, mal getauscht, mal wird darauf geboten, mal aus einer immer kleiner werdenden Auslage genommen usw. Um an diesen Orten aktiv sein zu können, werden Arbeiter eingesetzt, so dass TRIBUN formal ein Worker-Placement-Spiel ist.
Hat man ausreichend Karten einer Farbe (=Fraktion) auf seiner Hand, kann man die Macht über die entsprechenden Fraktionen beanspruchen, in dem man diese Karten offen auslegt. Dort bleiben sie liegen, bis ein anderer sie übertrumpft (mglw. dadurch, dass die Auslage vorher durch einen Meuchler etwas reduziert wurde). Die Fraktionen ergeben Vorteile, wenn man sie übernimmt. Zusätzlich geben sie aber auch im Spiel Vorteile, so lange man über sie bestimmt.
Ziel des Spiels ist es eine bestimmte Anzahl von Siegbedingungen zu erfüllen. Diese können (u.a. auch nach Schwierigkeitsgrad) variieren und lassen verschiedene Strategien zu. Dabei kann es wichtig sein, Geld zu sammeln oder Legionen bzw. Lorbeeren. Oder aber man muss mindestens einmal (oder sogar in der Schlussrunde) Tribun sein. Hier sollte genügend Varianz für viele Spiele bestehen.
Die Chance auf einen Zweiteindruck... ist etwas zwiegespalten. Die gespielte Partie hat durchaus Spaß gemacht, auch wenn es bei mir ziemlich gehakt hat. Sehr gut haben mir die verschiedenen Karten-Aufnehm-Mechanismen gefallen. Da gab es viele unterschiedliche Möglichkeiten und durch die Kombination mit dem Worker-Placement war diese Phase stets von Spannung geprägt. Auch wenn es im Endeffekt ein Farbkarten-Sammelspiel ist, hat es sich nach mehr angefühlt – was vielleicht auch daran lag, dass mir die Gestaltung des Spielbretts sehr gut gefällt.
Auch die Spieldauer fand ich angemessen. Trotz der vielen zu erfüllenden Siegbedingungen war die Partie nicht langatmig und für den Großteil der Mitspieler spannend (wie gesagt, bei mir lief es unglücklich). Ob am Ende dann der beste oder lediglich der glücklichste Spieler gewonnen hat, kann ich so natürlich nicht beurteilen. Denn ein Glücksanteil lässt sich nicht abstreiten. Die zufällige Verteilung der Karten kann mal den einen oder anderen bevorteilen, was bei einem knappen Spiel dann ausschlaggebend ist. Für mich fühlte sich das aber nicht willkürlich an und störte mich nicht. Für reine Optimierer ist es aber wohl eher ein Graus, dass sich nicht alles planen lässt.
Etwas störend in unserer Partie zu fünft war, dass die im Spiel befindlichen Karten unserer Meinung nach zu wenig sind. Es musste nach fast jeder Runde der Nachziehstapel durch die abgeworfenen Karten gebildet werden, so dass recht offensichtlich war, welche Karten nun ins Spiel kommen. Vielleicht war es eine Besonderheit unserer Partie (weil recht viele Karten auf der Hand gehalten wurden), aber das war schon auffällig.
Bei der Suche, ob die Regel ein Handkartenlimit vorsieht, bin ich nicht fündig geworden – was auch daran liegen mag, dass ich die Regel äußerst schlecht strukturiert fand. Auch wenn sich an der Ausstattung und Gestaltung nicht merken lässt, dass TRIBUN nun schon zehn Jahre auf dem Buckel hat, dann wird das aber deutlich, wenn man die Regel in die Hand nimmt. Diese ist in meinen Augen nicht optimal und könnte besser gestaltet sein.
Titel | Tribun |
Autor | Karl-Heinz Schmiel |
Illustrationen | Jochen Eeuwyk |
Dauer | 60 bis 90 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 5 Spieler |
Zielgruppe | Kennerspiel |
Verlag | Heidelberger Spieleverlag |
Jahr | 2007 |
Wichtiger Hinweis: Dies ist ein Ersteindruck nach wenigen gespielten Partien! Sehr subjektiv und durchaus auch abhängig von Tageslaune, Mitspielern und sonstigen Einflüssen. Bei grundsätzlichem Interesse empfehle das Lesen "richtiger" Rezensionen oder noch besser: ausprobieren!
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