Anubixx von Steffen Benndorf sowie Florian und Helmut Ortlepp – erschienen im Nürnberger-Spielkarten-Verlag
Das neue Jahr 2020 ist nun also da. Entsprechend motiviert beginne ich den anstehenden Reigen an neuen Spiele-Besprechungen und fange ganz chronologisch bei A mit ANUBIXX an. Ich bin mir allerdings sicher, dass ich das in der Form nicht aufrecht erhalten werde.
Thema... statt aus Steinquadern sollen nun eine Pyramide, ein Triumphbogen sowie ein Bodenrelief aus Würfeln erbaut werden. Äh, nein, aus Kreuzen. Nee, auch nicht. Noch einmal von vorne. Nachdem man sich für einen Würfel entschieden hat, kreuzt man Steinvorgaben auf einem Würfelblock an und versucht dabei schneller zu sein, als die Mitspielenden. Denn das Ganze wird kritisch von Pharao Cheops überwacht. Auch wenn keine hungrigen Krokodile auf uns warten, wollen wir Cheops trotzdem nicht enttäuschen.
Illustrationen… sind von Christian Opperer und ganz gefällig. So kommt zumindest ein wenig Ägypten-Flair bei diesem eigentlich abstrakten Roll-and-Write-Spiel auf. Ansonsten überzeugt seine Arbeit durch die eindeutige Symbolsprache, so dass ANUBIXX ganz fixx erklärt werden kann.
Ausstattung… ist ähnlich klassisch wie das Thema: 4 Farbwürfel, 1 Spielblock sowie 5 Stifte. Allerdings ist noch ein kleines Detail erwähnenswert. Mit diesem meine ich nicht die Radiergummis auf den Stiften – die ich aber natürlich begrüße (und nebenbei lobe, dass überhaupt an Stifte gedacht wurde). Neben den Radiergummi-Enden ist noch zu beachten, dass der Block immer sechs unterschiedliche Zettel im Angebot hat. So ist sichergestellt, dass jeder Mitspielende unterschiedliche Vorgaben erhält.
Ablauf… pro Spielzug dürfen alle Mitspielende zwei Steine auf dem Spielzettel abkreuzen, wenn dafür die entsprechend farbigen Würfel benutzt werden. Dabei wird bei der Pyramide und dem Triumphbogen logischerweise von unten nach oben gebaut. Lediglich bei dem Bodenrelief müssen immer gleichzeitig zwei Steine zusammen angekreuzt werden. Als aktiver Spieler hat man den Vorteil, dass man sich bei der Auswahl an allen 4 Würfel bedienen darf. Für den Rest bleibt der Rest.
Allerdings kann man sich manchmal auch anderweitig behelfen. Da gibt es einerseits die viel zu wenigen Jokersteine, die man alternativ zum realen Würfelangebot benutzen kann. Dummerweise stehen einem in der gesamten Partie nur so viele Jokersteine zur Verfügung, wie Mitspielende vorhanden sind. Zusätzlich geben unbenutzte Jokersteine am Ende auch noch Siegpunkte. Deswegen gibt es noch eine zweite Alternative: über den Steinbruch kann man bestehende Würfel für sich umfärben. Allerdings geht das nur von links nach rechts auf der entsprechenden Leiste auf dem Zettel. Gemeinerweise bekommt man am Spielende für alle übrigen Steine rechts des letzten angekreuzten Exemplars noch Punkte, so dass man tendenziell bei dieser Option auch knausrig ist.
Während der Partie wird man noch mit Siegpunkten belohnt, wenn bestimmte Steine zuerst angekreuzt werden. Ansonsten gibt es am Ende (wenn jemand zwei Bauwerke vollständig errichtet hat), Punkte für die aktuellen Bauzustände.
Das gefällt mir nicht so gut: das doch recht geringe Würfelangebot haben wir oftmals als recht frustfördend wahrgenommen. Selbst als aktiver Spieler kann die Auswahl aus vier Würfeln gerne mal zu gering sein. Die Jokersteine und den Steinbruch will man aber entweder gerne für später behalten oder werden schon früh verpulvert, da man die Schnelligkeitsboni abgreifen will. So erlebten wir eigentlich in jeder Partie einige Spielzüge, in denen keiner etwas ankreuzen konnte. Die staunende Frage "Man darf wirklich nicht nochmals würfeln"? machte bei uns eigentlich immer die Runde.
Ansonsten ist die Idee, statt Würfelwerte nun Farben zu benutzen, theoretisch ganz nett. Allerdings schließt dieses Prinzip bei der vorhandenen Farbgebung einige Farbfehlsichtige ziemlich aus. Denn für diese ist ANUBIXX nicht wirklich spielbar. Statt also das Spiel abstrakt zu halten und neben den verwendeten Farben auch noch zusätzliche Symbole zu nutzen, wurde darauf aufgrund eines aufgestülpten Themas verzichtet. Aber was bringen mir schöne bunte Steinsymbole auf den Würfeln, wenn manch ein Mitspieler diese deswegen nicht unterscheiden kann? Ich bin zum Glück nicht wirklich davon betroffen, habe aber einige Farbfehlsichtige in der Spielegruppe. Um deren Erfahrung mit ANUBIXX aufzuzeigen habe ich mal wieder meine gerne genutzte Chromatic Vision Simulator App genutzt:
Um das nochmals einzuordnen. Die Farbproblematik ist für Verlage nicht leicht zu handhaben. Oftmals kennt man seine Pappenheimer und es ist auch kein Problem, immer mal im Spiel auf den ein oder anderen Unterschied hinzuweisen. Aber bei ANUBIXX war das wirklich dauerhaft störend. Denn im Endeffekt musste man den Farbfehlsichtigen eine Art Dauerbetreuung zukommen lassen. Nicht nur die einzelnen Würfel mussten zugeordnet werden, sondern eben auch die jeweiligen Spielzettel, da diese sich von denen der Mitspielenden unterscheiden. So waren das gefühlt unnötig anstrengende Erlebnisse.
Das gefällt mir gut: Das gelungenste Element von ANUBIXX ist die Zwickmühle, die sich durch die Nutzung der Jokersteine bzw. des Steinbruchs ergibt. Beansprucht man diese Hilfe nur wenig, dann kann man damit am Ende mächtig punkten. Ist man aber zu knausrig, dann kommt man vielleicht gar nicht erst in das Spiel herein und ANUBIXX ist schneller beendet, als einem das lieb ist. In dieser Frage gilt es einen Mittelweg zu finden, was reizvoll zu erleben ist.
Eine weitere schöne Sache sind die unterschiedlichen Zettel. So haben alle Teilnehmenden andere Herausforderungen zu lösen. Braucht somit jemand unbedingt gelbe Würfel, benötigt jemand anderes vielleicht stattdessen blaue. Somit hält sich eine Partie auch ganz gut in der Waage und es passiert selten, dass jemand völlig abgeschlagen oder weit vorausgeeilt ist.
Fazit: ANUBIXX ist ein weiteres schnell zu spielendes Roll-and-Write-Spiel. Es ragt allerdings nicht aus der Masse hervor und muss wohl mit dem oftmals vernichtenden Urteil "nett" leben. Denn trotz Doppel‑X erreicht es nicht die Klasse eines QWIXX.
Titel | Anubixx |
Autoren | Steffen Benndorf sowie Florian und Helmut Ortlepp |
Illustrationen | Christian Opperer |
Dauer | ca. 15 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 5 |
Zielgruppe | würfelnde Familienspieler |
Verlag | Nürnberger-Spielkarten-Verlag |
Jahr | 2019 |
Ich bedanke mich beim Nürnberger-Spielkarten-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
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