Die Portale von Molthar von Johannes Schmidauer-König erschienen bei Amigo
Dies ist ein Update des Ersteindrucks!

Als ich das Cover sah, dachte ich sofort an Die unendliche Geschichte von Micheal Ende mit dem Glücksdrachen Fuchur. Allerdings spielt diese in Phantásien und man gelangte auch nicht über Porthale dorthin. Trotzdem, die Neugier war geweckt!
Thema... ist was mit Fantasy. Über die geöffneten Portale gelangt man in eine neue Welt und sammelt dort magische Perlen. Mit diesen kann man dann Gehilfen rekrutieren – alles für das Ziel, zwölf Insignien der Macht zu erringen. Oder so. Denn in Wirklichkeit ist es ein reines Sammelkarten-Spiel (s.u.). Bei dieser quatschigen Hintergrundgeschichte fragt man sich schnell: Wäre es nicht konsequenter gewesen, ganz auf ein Thema zu verzichten?
Grafik... ist von Dennis Lohausen und überragend schön. Sieht man die Karten, dann freut man sich doch sehr über das (lediglich übergestülpte) Thema! Hier ist richtig viel Arbeit in die Gestaltung gesteckt worden – und diese Arbeit hat sich für uns Spieler mehr als gelohnt.

Ausstattung... ist nun einmal ein klassisches Amigo-Kartenspiel – könnte man meinen. Denn zumindest die Besitzer der Erstauflage wurden durch eine Sonderedition belohnt: die Karten sind nämlich mit einem veredelten Kartendruck versehen. So schimmern darauf einzelne Elemente besonders hervor und ergeben einen tollen Effekt. Das Ganze ist zwar nur Spielerei – aber wir reden hier ja auch von Spielen! Mittlerweile ist diese Sonderedition jedoch kaum noch im Handel zu finden. Deswegen immer mal die Augen danach offen halten – diese Edition lohnt sich.

Ablauf... ist ein typisches Sammelkarten-Spiel. Aus der Auslage von vier Perlenkarten (= Karten mit Zahlenwerten) nimmt man welche auf die Hand, um damit Aufträge zu erfüllen (= Charaktere anwerben, von denen immer zwei in der offenen Auslage bereitliegen). Dabei ist zu beachten, dass man am Ende des eigenen Zuges nur fünf Perlenkarten auf der Hand haben darf. Die Charaktere, die man anwerben will, muss man sich vorher über einen Zwischenschritt aus der allgemeinen Auslage sichern und auf seine Portale legen (= Spielertableaus – dort ist Platz für zwei Charakterkarten). Hat man dann die dem "Auftrag" entsprechenden Perlenkarten zur Verfügung, heuert man den Charakter an und schiebt ihn sich in seine persönliche offene Ablage. Ein solcher Charakter hilft einem dann durch einmalige oder dauerhafte Effekte. Zusätzlich geben die Charaktere Machtpunkte (= Siegpunkte).
Im Kern ist das Spiel damit erklärt. Der Abwechslung halber sind die Personeneffekte vielfältig, aber trotzdem noch überschaubar. Eine Partie DIE PORTALE VON MOLTHAR endet, wenn ein Mitspieler 12 oder mehr Machtpunkte erlangt hat. Dann wird die aktuelle Runde zu Ende gespielt und es kommt noch zu einer finalen Runde.

Das gefällt mir nicht so gut: Ich finde die Symbolik auf den Charakterkarten nicht immer eindeutig. Eigentlich bei jeder Partie schauen wir zur Sicherheit nochmals in den Regeln nach, ob wir die ein oder andere Karte richtig verstehen.
Außerdem bin ich mit dem Grad der Interaktivität der Charaktereigenschaften nicht ganz glücklich. Es gibt meiner Meinung nach zu wenige interaktive Karten, um ein Hauen und Stechen zu verursachen – aber auch wieder zu viele, um das Spiel nur über das Einsammeln der Perlenkarten zu definieren. So fallen diese wenigen interaktiven Karten richtig auf und können das eigene Spiel mal mehr und mal weniger deutlich beeinflussen. Das fühlt sich manchmal etwas unbefriedigend an. Außerdem ist es somit auch eher Glückssache, ob man aktiv gegen den führenden Spieler agieren kann oder nicht.
Das gefällt mir gut: Die außerordentliche Gestaltung lenkt sehr erfolgreich vom eigentlichen simplen Kern des Spiels ab – und ja, das gefällt mir. Denn somit sind die DIE PORTALE VON MOLTHAR sehr einsteigerfreundlich. Der optische Aufforderungscharakter ist enorm und eine Partie ist schnell verstanden und gespielt. Es liegt demnach ein kompaktes Familienspiel vor, dass sich gut überallhin mitnehmen lässt (in die Bahn, ins Schwimmbad, zur Familienfeier...). Dabei ist mir die Altersangabe von 10+ etwas zu hoch gegriffen. Erklärt man Kindern die Symbole der Effekte, dann können meiner Meinung problemlos auch schon Achtjährige mitspielen.
Gut gefällt mir ebenfalls, dass die Partien sehr unterschiedlich verlaufen können. Je nachdem wann die einzelnen Charakterkarten auftauchen, ergeben sich andere Spielverläufe. Karten mit Dauereffekte sind sehr nützlich und natürlich stärker, je früher man sie ins Spiel bekommt. Sie sind aber kein Sieggarant, wenn in der Zwischenzeit die anderen Spieler aufs Tempo drücken. So kommen meist spannende Partien zustande. Auch die letzte zu spielende Runde ist gut designt, weil dadurch das Spiel eben noch nicht beendet ist, wenn jemand 12 Punkte ausliegen hat. Meistens muss noch gebangt werden, ob die Mitspieler einen nicht doch noch übertrumpfen können.
Fazit: DIE PORTALE VON MOLTHAR sind ein gutes Beispiel für ein "Konsens-Spiel". Bei uns in der Spielegruppe ist es manchmal nicht leicht, sich auf ein vernünftiges kleineres Spielchen zu einigen. Dem einen gefällt das nicht, dem anderen das nicht. Bei den PORTALEN sind aber immer alle mit dabei. Somit ist es in unserer Gruppe ein idealer Absacker oder eine leichte Kost für Zwischendurch. Im familiären Bereich kann ich mit den PORTALEN ebenso punkten – insbesondere durch den hohen optischen Aufforderungscharakter.
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