Sagrada von Adrian Adamescu und Daryl Andrews – erschienen bei Pegasus Spiele
In einer der aktuellen Neuheiten der Edition Spielwiese soll man zu Wörtern FARBEN assoziieren. Dabei lernt man eine ganze Menge über die Wirkungen von Farben kennen. Bei SAGRADA habe ich auch etwas über Farben gelernt. Nämlich, dass die Farbe ROT scheinbar leichter ist als andere Farben. Wie ich darauf komme? In ganz vielen SAGRADA-Exemplaren von bekannten Bloggern und Mitspielern war immer ein roter Würfel zu viel in der Box. Wenn man nun weiß, dass Spielezubehör oftmals über das Gewicht konfektioniert wird, dann kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die roten Würfel leichter waren als die anderen Würfel. Das ist doch eine eindeutige Beweisführung, oder? 😉
Thema... als Glasermeister wetteifern wir darum, die schönsten Fenster in der Sagrada Familia herzustellen. Jeder Spieler darf sich an einem bestimmten Muster versuchen, welche sich nach Farben und Schattierungen (diese werden durch die Augenzahlen symbolisiert) unterscheiden. Allerdings hat der Auftraggeber durchaus gewisse Vorstellungen, so dass man sich schon an dessen Vorgaben orientieren sollte, um erfolgreich im Wettstreit bestehen zu können.
Selten habe ich es erlebt, dass ein abstraktes Spiel mit einer solch sinnigen und stimmigen Hintergrundgeschichte versehen wurde. Ja, das Thema ist natürlich aufgesetzt, aber es unterstützt wirklich gut die abstrakte Mechanik – und außerdem sieht es wunderschön aus. Grund dafür sind die...
Illustrationen... von Peter Wocken bzw. sein ganzes Grafikdesign. Die einzelnen Elemente fangen wunderbar die Stimmung rund um die Sagrada Familia ein. Man wünscht sich fast, man würde wirklich mal in einem Kirchenfenster solche bunten Würfel sehen.
Ausstattung... ist ebenso wunderschön. Am auffälligsten sind natürlich die eindrucksvollen bunten Würfel. Die leuchten fast so intensiv wie richtige Glasfenster, sind aber leider recht klein und damit auch leicht. Die einzelnen Spielertableaus sind zwar unnötig groß, aber dafür eben auch eine echte Augenweide – und sogar recht praktisch. Denn am unteren Rand werden einzelne Aufgaben ("Musterkarten") in den doppelwandigen Karton hinein geschoben. Über ein Raster werden dann dort die zu platzierenden Würfel festgehalten.
Echte Glassteine sind übrigens auch im Spiel. Die sogenannten "Gunststeine" ermöglichen es einem, im Spiel gewisse Vorteile ("Werzeugkarten") zu nutzen. Je schwerer dabei die eigene Musterkarte ist, desto mehr Gunststeine hat man anfangs zur Verfügung. Abgerundet wird die Ausstattung durch Auftragskarten, einem praktischen Beutel und einem Rundenanzeiger nebst Wertungsmarken.
Ablauf... ist recht einfach. Am Anfang einer jeden Runde würfelt der aktive Startspieler mit einer bestimmten Anzahl an Würfeln, die er vorher zufällig aus dem Beutel gezogen hat (es werden immer pro Mitspieler zwei Würfel sowie ein zusätzlicher Würfel gezogen). Der Startspieler sucht sich nun einen Würfel aus und baut diesen in seinem Tableau ein. Im Uhrzeigersinn geht dieses Procedere weiter, bis jeder einen Würfel genommen hat. Nun wiederholt man das Ganze – allerdings gegen den Uhrzeigersinn. Somit hat der Startspieler anfangs die größte Auswahl, am Ende aber auch die geringste. Der übrig gebliebene Würfel fungiert dann übrigens als Rundenzähler.
Das Einsetzen der Würfel erfolgt nach einfachen Regeln. Der erste Würfel muss am Rand eingesetzt werden, alle weiteren Würfel müssen mit einer Seite an einem bereits gelegten Würfel angrenzen. Dabei ist zu beachten, dass niemals ein Würfel an eine bestehende Farbe oder Augenzahl angrenzen darf. Außerdem sind die Mustervorgaben der eigenen Aufgabenkarte strikt zu beachten.
Statt einen Würfel zu nehmen, kann man auch spezielle Vorteile nutzen. Dafür müssen dann eigene Gunststeine abgegeben werden. Diese Vorteile sind vielfältig, auch wenn immer nur drei in einer Partie sind. So kann darüber z.B. die Zugreihenfolge geändert werden oder man kann Würfel manipulieren oder aber Mustervorgaben ignorieren.
Eine Partie geht über genau zehn Runden. Da jeder Spieler zwei Würfel nimmt, besitzt das eigene Tableau 20 Würfelfelder. Sollte davon eines am Ende frei sein (weil man aufgrund der Einsetzregeln keinen Würfel mehr nehmen konnte), dann gibt jedes davon einen Minuspunkt. Pluspunkte macht man dahingegen über die öffentlichen Auftragskarten, übrig gebliebene Gunststeine sowie einem geheimen Auftrag. Dieser gibt verdeckt eine Würfelfarbe für jeden Spieler vor. Für diese Farbe addiert man alle Würfelaugen, so dass es sich hier anbietet, in der Farbe nur 5en und 6en zu sammeln.
Das gefällt mir nicht so gut: So durchdacht doch vieles bei SAGRADA ist, so bestehen trotzdem einige Sachen, die mich doch ziemlich gestört haben. Die kleinen Würfel sind wirklich eine Augenweide und fühlen sich auch toll an. Allerdings können sie auch ganz schön Probleme bereiten. Will man einen Würfel in eine bestehende Lücke legen, dann ist diese Lücke oftmals zu klein – oder meine Finger zu groß (wobei es nicht nur mir so ging). Entweder man versuchte nun, den Würfel von oben reinfallen zu lassen (was nicht immer gut funktioniert), oder es passierte, dass beim Einsetzen aus Versehen ein bestehender Würfel verdrehte. Diese Problem ist durchaus öfters aufgetreten. Wahrscheinlich würde das mit größeren (weil somit auch schwereren) oder nicht ganz so abgerundeten Würfeln seltener passiert. Oder aber man hätte mehr Abstand zwischen den einzelnen Würfeln lassen sollen – zumal das Tableau dafür auch ausreichend Platz bieten würde. Schließlich wird auf dem Tableau nur etwas die Hälfte des Fläche für das eigentliche Ablegen der Würfel benutzt und der Rest ist "nur" optisches Beiwerk.
Apropos das Tableau. Dieses besteht aus zwei dicken Pappteilen, die zusammen geklebt wurden. Durch die Lücken im oberen Pappteil entstehen dann die schönen Ablageflächen für die Würfel. Leider wurde dieses Verkleben bei zwei meiner Tableaus nicht sehr ordentlich durchgeführt, so dass die beiden Pappen nicht optimal übereinander liegen. Die Folge ist somit, dass meine Musterkarten ziemlich verrutscht hinter den Aussparungen liegen. Funktioniert natürlich trotzdem, schön ist es aber nicht.
Ansonsten ist der Glückseinfluss natürlich nicht zu unterschätzen. Mir ist dieser in der ein oder anderen Partie etwas zu hoch gewesen (natürlich nur in den Partien, die ich nicht gewonnen habe *zwinker*). Hauptsächlich geht es dabei um die persönliche geheime Farbe. Denn meist führt diese am Ende zur entscheidenden Punktedifferenz zwischen dem Sieger und den Unterlegenen. Dabei ist es aber reiner Zufall, welche Farbe mir vorher zugelost wurde und dann auch noch, welche Augenwerte in dieser Farbe geworfen wurde. Das war teilweise sehr unbefriedigend. Diese Gefühl verstärkt sich noch, wenn man mit weniger als vier Leuten nach den Grundregeln spielt. Denn dann ist auch die Verteilung der jeweiligen Würfelfarben noch zufällig. Komischerweise wird lediglich als Variante vorgeschlagen, eine bestimmte Anzahl von Würfeln pro Farbe aus dem Würfelpool zu nehmen, um somit eine gleiche Verteilung aller Farben zu gewährleisten. Dies ist in meinen Augen aber eine notwendige Regel und sollte eigentlich Standard sein.
Etwas genervt waren wir auch von den fummeligen Wertungsmarken für die Abrechnung am Ende. Allerdings sollte man sich darüber nicht zu lange grämen. Einfach statt der Marken einen Würfel benutzen und schon flutscht die Endwertung.
Menschen mit einer Farbsehschwächen haben bei dieser Art Spiel natürlich ihre Probleme, wobei nach Aussagen von Betroffenen es sich in Grenzen hielt. Die Farben unterscheiden sich schon halbwegs und im Zweifelsfall mussten eben die Mitspieler helfen.
Zum Abschluss noch ein kleiner Kritikpunkt: die Solovariante ist mal richtig schwer, da habe ich mir ganz schön die Zähne ausgebissen. Denn bei der Solovariante haut der Glücksfaktor aber mal so richtig rein!
Das gefällt mir gut: Auch wenn das Material leichte Schwächen hat, so weiß es in der Summe doch zu überzeugen. Denn die Aufmachung lädt einfach zum Spielen ein. So ist es ein Leichtes, Gelegenheitsspieler zu einer Partie SAGRADA zu überreden. Alle wollen diese tollen Würfel in die Hand nehmen und sich ein eigenes Fenster puzzeln. Die meisten dieser Gelegenheitsspieler haben dann auch überhaupt kein Problem mit dem hohen Glückseinfluss, sondern genießen ein abstraktes Spiel, dass trotzdem die Spiele thematisch mitnimmt.
Ein weiterer großer Pluspunkt neben dem überzeugendem Setting ist der clevere Auswahlmechanismus der Würfel. Der Vorteil des Startspielers wird noch in der gleichen Runde wieder ausgeglichen. Außerdem können dabei die Emotionen so richtig hoch gehen. Denn natürlich liebäugelt man mit gewissen Würfeln – und natürlich werden diese dann regelmäßig von meinen Mitspielern vor mir in der Reihe genommen. So etwas darf dann aber nicht unkommentiert bleiben!
Gut gefallen hat mir auch die hohe Varianz. Das beginnt schon bei den vielen verschiedenen Musterkarten. Dabei wird auch gut über die Anzahl der zur Verfügung stehenden Gunststeine mit dem jeweiligen Schwierigkeitsgrad der Aufgabe skaliert. Aber auch die öffentlichen Aufträge sind nicht immer die gleichen, so dass man jedes Mal seine Spielweise ein wenig den Umständen anpassen muss. Hinzu kommen dann auch noch die hilfreichen Werkzeugkarten, die ein gutes Maß an Taktik in die Partie bringen. Denn natürlich lohnen sich diese – aber auf der anderen Seite kosten sie mich aus direkte Siegpunkte. Dazu wird die Aktivierung auch noch teurer, wenn es nicht die erste Aktivierung ist. Da sollte man schon sehr genau abwägen, ob einem das wert ist.
Auch sollte man die Beschränkungen der Bauregeln nicht unterschätzen. Diese klingen beim ersten Mal hören recht harmlos und werden gerne auf die leichte Schulter genommen. Am Ende zeigt sich dann aber das ganze Gewicht dieser Regeln, wenn man kaum noch Würfel sinnvoll einbauen kann. Meist wird dann eine Wiederholung verlangt, bei der auch gleich die ansteigende Lernkurve auffällt. Dabei sollte man bei der ersten Partie nicht so hart gegen gemachte Fehler vorgehen. Denn so ein Glasfenster voller Würfel ist doch unübersichtlicher, als man anfangs meinen mag.
Fazit: SAGRADA ist ein Musterbeispiel dafür, wie man ein abstraktes Spiel durch eine tolle Aufmachung und einem sinnvollen Themenbezug der breiten Masse zugänglich machen kann. Spielerfahrene Menschen werden sich nach einem anfänglichen Sog wahrscheinlich über die große Glückslastigkeit beschweren. Die meisten Gelegenheitsspieler sind dahingegen nachhaltig begeistert. Diese puzzlen gerne, freuen sich über die Emotionen bei der Würfelauswahl und blicken dann stolz auf ihr Glasfenster. Und ich bin dann auch gerne mit dabei!
Titel | Sagrada |
Autor | Adrian Adamescu und Daryl Andrews |
Illustrationen | Peter Wocken |
Dauer | 20 bis 40 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | puzzleaffine Gelegenheitsspieler |
Verlag | Pegasus Spiele |
Jahr | 2018 |
guten morgen
Zuhause habe ich das heilige Spiel und seine Erweiterung für 5/6 Spieler und ich schreibe, um zu sehen, ob es möglich ist, einige der Promos dieses Spiels durch Sie zu erreichen.
Ist es möglich
Ich wohne in Spanien.
Vielen Dank im Voraus.
¡Hola!
Leider habe ich keine Möglichkeit, an die Promos zu gelangen. Sorry, da musst du dich wohl direkt an den Verlag wenden.
Viele Grüße,
Tobias
Wir finden das Spiel super. Sind aber auch nach längerem Suchen auf keine klare Antwort gekommen, ob ein/e SpielerIn eine Werkzeugkarte öfter kaufen darf. Natürlich nur beim ersten Mal für einen, die weiteren Male für zwei Steine. Hat hier jemand die offizielle Lösung?
Hallo Petra!
Gehen wir doch mal von der anderen Richtung ran: die Anleitung sagt nirgendwo, dass man jedes Werkzeug nur einmal benutzen darf. Dort steht lediglich: "Um 1 Werkzeugkarte zu nutzen, musst du Gunststeine bezahlen. Gehe wie folgt vor: Lege 1 Gunststein auf die Werkzeugkarte, wenn noch keine Gunststeine darauf liegen. Andernfalls musst du 2 Gunststeine auf die Karte legen usw." Es wird also nicht markiert, wer nun welches Werkzeug schon benutzt hat und wer nicht. Wenn das wichtig wäre (weil man bspw. das Werkzeug nur einmal pro Person nutzen dürfte), dann würde man auch einen Markierungsmarker in der eigenen Farbe im Spiel benötigen.
So wird nämlich im Solo-Spiel verfahren. Dafür steht in der Anleitung explizit "Du kannst jede Werkzeugkarte nur jeweils 1x im Spiel nutzen. Um 1 Werkzeugkarte zu nutzen, lege 1 Würfel aus dem Fundus, welcher der links oben auf der Werkzeugkarte angezeigten Farbe entspricht, auf die Karte". Hier passiert also eine solche Markierung. Aus diesem Grund kann meiner Meinung nach die offizielle Lösung nur lauten: man darf sehr wohl ein Werkzeug auch öfters nutzen. So haben wir zumindest immer gespielt.
LG, Tobias