Spiele-Comic Abenteuer – Die Tränen einer Göttin von Manuro & Jurdic – erschienen bei Pegasus Spiele
Was fällt euch spontan ein, wenn ich euch an Lara Croft denken lasse? Wahrscheinlich, dass sie eine der ersten Action-Heldinnen im Computerspiel-Genre war. Keine Ahnung, ob das wirklich so ist, da ich mich bei Computerspielen nicht so auskenne. Genauso geht es mir übrigens auch im Comic-Genre. Deswegen weiß ich auch nicht, ob dort die Damenwelt ähnlich schwach ausgeprägt ist, wie ich es befürchte. Jedenfalls freute ich mich, dass in DIE TRÄNEN EINER GÖTTIN eine junge Heldin auftritt, die es durchaus mit der Zähigkeit von Lara Croft aufnehmen kann.
Thema... als Kopfgeldjägerin werden wir angeheuert, sechs gestohlene Reliquien (die Namen gebenden Tränen einer Göttin) wieder zu beschaffen. Was dabei mit den Räubern passiert, ist den Auftraggebern relativ egal. Dumm nur, dass den Räubern auch unser Gesundheitszustand relativ egal ist. Deswegen sollte man selbst nicht all zu zimperlich sein.
Illustrationen… sind von Benjamin Jurdic, der mir vorher natürlich nichts sagte. Wie schon erwähnt, bin ich nun einmal kein Comic-Kenner. Weil dem so ist, kann ich auch schwer seinen Stil beschreiben. Mir hat er jedenfalls gefallen, weil ich die Bildgestaltung durchaus als erwachsen bezeichnen würde. Wahre Comic-Kritiker sehen das vielleicht anders, aber zum Glück geht es hier hauptsächlich um den spielerischen Wert.
Ausstattung… ist nun einmal ein Buch. Allerdings sollte man beim Lesen/Spielen noch einen Stift parat haben, da man die Erlebnisse auf einem Charakterbogen festhalten muss. Insbesondere die eigenen Lebenspunkte gilt es zu dokumentieren. Was bei 0 Lebenspunkten passiert, kann man sich denken.
Wie immer gibt es auf der Website von Pegasus diesen Charakterbogen auch herunterzuladen. Das ist durchaus empfehlenswert. Denn erstens muss man dann nicht zusätzlich immer an den Anfang blättern. Und zweitens benötigt man erfahrungsgemäß mehr als einen – womit ich wieder bei den Lebenspunkten vom Werte 0 bin.
Ablauf… folgt den bekannten Regeln der Comic-Bücher, die ich nun schon oft genug beschrieben habe. Zwei Besonderheiten sind aber noch dabei. Erstens muss man sich für ein besonderes Talent entscheiden (zur Auswahl stehen Verkleidung, Waffenwurf und Diebeskunst), zweitens handeln wir bei DIE TRÄNEN EINER GÖTTIN etwas unter Zeitdruck. Denn die gestohlenen Reliquien sind bis Tagesende aufzutreiben. All zu sehr sollte man also nicht abschweifen.
Das gefällt mir nicht so gut: Dieser Zeitdruck kommt beim Durchspielen mehr zu tragen, als ich das vorher erwartet habe. Damit meine ich gar nicht, dass ich versuchen muss, einen recht umwegfreien Weg zu begehen. Das ist durchaus reizvoll, weil man sich eben zweimal überlegt, ob man noch den ein oder anderen Schlenker machen will – in der Hoffnung somit an zusätzliche Hilfen zu gelangen. Ich rede eher von dem Gefühl, dass die Story mich zu sehr hetzt. Bei der Entwicklung der Geschichte geht alles so Knall auf Fall, dass mir manchmal die Zeit fehlte, sich in das jeweilige Setting einzufühlen. Anders als beispielsweise bei dem SPIELE-COMIC NOIR entsteht für die einzelnen Orte keine Stimmung. Es ist eher so, dass man das Gefühl bekommt, Sachen vor Ort abzuhaken um dann schnell an den nächsten Ort zu hetzen. Hier hätte weniger mehr sein können.
Was mich auch störte war, dass man nicht alle Informationen über sich selbst hat. So werden Entscheidungen verlangt, ohne einevollständige Basis zu haben. Es war extrem unbefriedigend, als man sich unwissentlich für eine mögliche Option entschieden hat und sich dann vom Gegenüber belehren lassen musste, dass man lügt, weil der Gegenüber dies oder das aus meiner Vergangenheit wüsste. Nicht schön, wenn andere mehr über einen wissen als man selbst.
Die Erfolgsskala am Ende finde ich immer noch unnötig. Allerdings gibt es dabei einen schönen kleinen Gag, der sie wieder sympathisch machte. Viel nerviger finde ich, dass die gestellten Rätsel nicht aufgelöst werden. Das kann doch nicht so schwer sein, zu diesen einen kleinen Satz am Ende zu schreiben oder ein Auflösungsbild zu präsentieren.
Das gefällt mir gut: Auch wenn es leider ein blödes Zeichen ist, dass betonen zu müssen: aber ich finde es gut, dass eine junge Frau im Mittelpunkt dieser actiongeladenen Geschichte steht. Und Action ist wirklich zu erwarten. Im Vergleich zu den anderen Spiele-Comics sind insbesondere die Kämpfe bei DIE TRÄNEN EINER GÖTTIN regelrecht choreographiert und auch im Ablauf abwechslungsreich. Dabei hat man über mehrere Sequenzen interessante Entscheidungen zu treffen. Das hat was von Action-Kino.
Allerdings kann man dem auch entgehen, wenn man sich anfangs für die Fähigkeit "Waffenwurf" entschieden hat – eine der drei Fähigkeiten. Diese haben alle drei ihre Berechtigung und Gewicht bei manchen Entscheidungen. Es ist also durchaus von Belang, für was ich mich am Anfang entscheide. Da es immer mal passieren kann, dass man durch das eigene Ableben zu einem Neubeginn gezwungen wird, sollte man ruhig ein wenig mit diesen Fähigkeiten spielen.
Diesen Neustart habe ich übrigens erst in späteren Umläufen erlebt. Denn ich bin im ersten Versuch geradezu magisch durch die Story geflogen. Ich habe das dann später durch andere Durchläufe nachvollzogen: durch viel Glück (und vielleicht auch etwas Verstand) habe ich wohl gleich beim ersten Mal den idealen Weg bestritten und mich immer genau für das richtige entschieden. Als ich dann später die alternativen Wege durchgegangen bin, wurde ich dahingegen öfters mit dem eigenen Ableben konfrontiert. Was ich damit sagen will: nicht verzagen, wenn es anfangs nicht wie gewünscht läuft.
Fazit: Auch bei DIE TRÄNEN EINER GÖTTIN habe ich mich also wieder bestens unterhalten gefühlt. So bleibe ich dieser tollen Reihe treu und hoffe, dass Pegasus noch weitere Bücher veröffentlicht. Das entsprechende Fach in meinem Bücherregal hat zumindest noch ausreichend viel Platz.
Titel | Die Tränen einer Göttin |
Autor | Manuro |
Illustrationen | Jurdic |
Dauer | 60 bis 90 Minuten |
Spieleranzahl | 1 Spieler |
Zielgruppe | Action liebende Comicliebhaber |
Verlag | Pegasus |
Jahr | 2019 |
Ich bedanke mich bei Pegasus für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
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