Bärenpark von Phil Walker-Harding – erschienen bei Lookout Spiele
Schon beim NMBR9-Beitrag habe ich berichtet, dass ich zwar der Generation Game Boy angehöre, ich aber mit TETRIS nicht recht warm wurde. Deswegen haben es alle Puzzle-Spiele bei mir nicht leicht. So erkenne ich zwar den allgemeinen Spielreiz von PATCHWORK, mir selbst macht das z.B. aber recht wenig Spaß. Mit dieser Grundabneigung bin ich also eher skeptisch an BÄRENPARK heran gegangen – und erstaunlicherweise wurde ich positiv überrascht.
Thema... als Besitzer eines Bärenparks möchte man seinem Publikum natürlich etwas bieten. Allerdings ist der Park scheinbar in einem recht besiedelten Gebiet ansässig, den der Platz zum Ausbreiten ist äußert beschränkt. So gilt es nun, keinen Quadratmeter ungenutzt zu lassen und trotzdem viele Tierhäuser und Außengehege unter zu bringen – von Toiletten ganz zu schweigen. Allerdings muss man ehrlich sein: thematisch ist das Spiel trotzdem nicht. Denn es müssen eben nicht durchgängige Gehege gebaut und Toiletten strategisch platziert werden. Das Thema ist bloß ein Aufhänge für die Illustrationen. BÄRENPARK ist im Grunde ein abstraktes Spiel – ein Puzzle-Spiel eben.
Illustrationen... sind wie so oft bei Lookout Spiele von Klemens Franz und gefallen mir wieder ausgesprochen gut (ja, ja, wilde Bären-Tiere kann er zeichnen). Besonders lobend hervorheben muss man die Cover-Gestaltung mit den angedeuteten Puzzle-Teilen. Aber auch der Spielplan mit den Kritzeleien auf dem Entwurfspapier finde ich genial. Bei Bärenpark passt der Grafikstil von Klemens Franz jedenfalls perfekt zum Spiel.
Leider hat sich auf dem Plan ein kleiner Fehlerteufel eingeschlichen. Dort wird eigentlich vorbildlich die Anzahl der einzelnen Plättchen in Abhängigkeit der Spieleranzahl aufgeführt. Jedoch ist dabei ein kleiner Pfeil falsch gesetzt worden (in der Anleitung ist es allerdings richtig beschrieben). Der Verlag hat dafür einen Korrekturbogen als Download bereit gestellt.
Ausstattung... besteht aus ganz ganz vielen Pappteilen. Damit man diese halbwegs geordnet in die Schachtel bekommt, hat man sich eine interessante Box-Trennung ausgedacht. Mit dem Ergebnis, dass direkt nach dem Spiel weiter gepuzzelt wird. Die großen Pappteilen sind mit Siegpunktwerten versehen, denn um diese geht es am Ende.
Neben den vielen Puzzleteilen in bekannten Tetris-Formen (Grünanlagen, Tierhäuser und Außengehege) liegen auch doppelseitig bedruckte Parkgelände-Teile vor. Auch hier wird wieder die liebevolle Gestaltung deutlich, da auf den Start-Teilen mit Eingang der Name BÄRENPARK in acht verschiedenen Sprachen auftaucht. Ist nur eine kleine Spielerei – aber so etwas gefällt mir immer.
Zusätzlich sind auch noch als kleine Erweiterung für erfahrene Spieler Auftragsplättchen im Spiel.
Ablauf... ist simpel. Zu Beginn eines Spielzuges legt man ein Plättchen aus dem eigenen Vorrat in seinen Park aus. Das macht man meist so, dass mindestens ein bestehendes Symbol abgedeckt wird, da diese in der Folge ausgewertet werden – was eigentlich immer bedeutet, dass man sich neue Plättchen aus dem Vorrat nimmt. Hat man ein Parkgelände vollständig bebaut (was bedeutet, dass nur noch das darauf abgebildete Grubenplättchen zu sehen ist), wird auf das noch freie Grubenplättchen eine Bärenstatue gelegt. Diese liegen anfangs in einer Reihe sowie nach nummerischer Reihenfolge aus – und man nimmt sich dann natürlich das, mit den meisten Siegpunkten drauf. Über ein bestimmtes überbautes Symbol kann man dann auch seinen Park mit zusätzlichen Geländeteilen erweitern.
Die Bauregeln sind auch nicht schwer. Einerseits muss seitlich angrenzend gebaut werden, andererseits dürfen keine anderen Plättchen überdeckt oder über den Rand gebaut werden. Schön ist auch, dass die Plättchen nicht nur gedreht, sondern auch gewendet werden dürfen. Damit erhöht sich der Spielraum zum Einbauen immens.
Hat ein Spieler alle vier Parkgelände vollständig bebaut, dann endet nach dem jeder andere Spieler noch einmal an der Reihe war. Wie man es kennt, werden dann die Siegpunkte zusammen gezählt und ein Sieger gekürt.
Die empfehlenswerte Variante bringt zusätzlich noch Auftragsplättchen ins Spiel. Davon gibt es zehn verschiedene Sorten, von denen immer drei pro Partie ins Spiel kommen. Von jedem Auftragsplättchen gibt es wiederum drei Exemplare mit unterschiedlichen Punktwerten. Erfüllt man die jeweilige Vorgabe, dann kann man sich am Ende seines Zuges das oberste Plättchen nehmen und freut sich über mehr Punkte.
Das gefällt mir nicht so gut: Gerade beim Spielen mit Kindern oder Jugendlichen wäre ein Wertungsblock für das Addieren der Punkte am Ende sehr hilfreich. Spiele mit gleicher Zielgruppe wie z.B. MEIN TRAUMHAUS oder nun auch die Neuauflage von KINGDOMINO machen es vor. Denn einerseits vereinfacht es die Endwertung, andererseits habe ich die Erfahrung gemacht, dass insbesondere Kinder unwahrscheinlich viel Spaß an solchen Blöcken haben (sei es als Rechenhilfe, als Vergleich der Entwicklung im Spiel oder zum Aufheben).
Die Zielgruppe sind Familien! Deswegen darf man sich nicht wundern, dass BÄRENPARK eher leichte Kost ist. Manche geäußerte Kritik ("belanglos") empfinde ich deswegen als zu hart – zumal die Meinungen aus der Zielgruppe komplett in die andere Richtung gehen. So werden bekennende Liebhaber von strategischen Schwergewichten mit BÄRENPARK wohl nicht glücklich werden – das war aber sicherlich auch nicht das Ziel der Macher. In der Grundversion ist mir BÄRENPARK auch etwas zu seicht. Allerdings mit der Auftragsvariante kommt noch einmal ein wenig Pep rein, was dem Spiel gut tut.
Die Zielgruppe hat übrigens kein Problem mit dem nicht gerade unerheblichen Startspielervorteil. Denn im Grunde ist BÄRENPARK ein Wettrennen und da kann eigentlich immer der Startspieler die punkteträchtigste Bauteile bzw. Bärenstatue abgreifen. Vielleicht hätte man den Startspielervorteil anders ausgleichen sollen als lediglich über die verschieden großen Grünanlagen. Auf der anderen Seite stieß das weder bei mir noch bei den Mitspielern negativ auf. Vielleicht auch deshalb, weil das Spiel so schnell und fluffig ist.
Das gefällt mir gut: wie schon öfters geschrieben, bin ich kein großer Fan von Puzzlespielen. Mich nerven eher die damit verbundenen Beschränkungen und oftmals ist mir das alles irgendwie auch zu fuddelig. Um so überraschter war ich bei der Erstpartie BÄRENPARK, wie viel Spaß mir das Ganze machte. Dabei fällt es mir schwer zu analysieren, warum ausgerechnet BÄRENPARK nun meinen Nerv trifft.
Da ist zum einen sicherlich die tolle Aufmachung. Das Thema finde ich spaßig und die tollen Illustrationen verstärken den frischen Eindruck. Zum anderen ist das Puzzeln auf das wesentliche beschränkt. Es gibt keine großen Fallstricke und durch das mögliche Wenden sind die Teile auch recht flexibel einzubauen. Außerdem gibt es eine reichhaltige Auswahl, so dass wenig frustrierende Grenzen gesetzt werden (auch durch die flexible Erweiterung meines Parks). Ich fühle mich also im Gegensatz zu anderen Puzzle-Spielen recht frei in meinen Entscheidungen.
Zusätzlich finde ich, dass der Wettlauf-Charakter gut zum Puzzeln passt. Nehme ich größere Teile, dann bin ich schneller – aber auch durch die verwinkelten Formen beschränkter. Mit kleineren Teilen kann ich leichter bauen, verliere aber Tempo. In diesem Rahmen gilt es dauernd kleine Entscheidungen zu treffen. Durch die Aufträge wird dieser Wettlauf-Charakter noch gefördert, zumal hier nun mehr Konkurrenzsituationen entstehen, die wiederum mehr Emotionen in das Spiel bringen.
Eine weiter schöne Sache sind die unterschiedlichen Parkgelände. So kann es nicht passieren, dass jemand einfach dem anderen nachbaut. Jeder Spiele hat seine kleine individuellen Aufgabe – ohne dabei überfordert zu sein.
Fazit: BÄRENPARK ist in meinen Augen ein sehr gelungenes Familienspiel. Der Puzzle-Mechanismus spricht viele Mitspieler an – zumal er bei BÄRENPARK weniger beschränkend ist als in vergleichbaren Spielen. Die liebevolle Aufmachung und das familienfreundliche Thema tun ihr übriges, um bei der Zielgruppe Familienspieler voll punkten zu können.
Titel | Bärenpark |
Autor | Phil Walker-Harding |
Illustrationen | Klemens Franz |
Dauer | 30 – 45 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | Familienspiel |
Verlag | Lookout Spiele |
Jahr | 2017 |
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