Illusion von Wolfgang Warsch – erschienen im Nürnberger-Spielkarten-Verlag
Schon bei THE MIND hat es Wolfgang Warsch geschafft, mich in Erstaunen zu versetzen. War es dort die verrückte Spielidee, ist es nun bei ILLUSION eher die Tatsache, wie oft man sich doch verschätzen kann – obwohl man sich doch soooo sicher ist. Aber das menschliche Gehirn fällt nun einmal gerne auf die ein oder andere Illusion herein.
Thema... gibt es keines – und es wird auch nicht vermisst!
Illustrationen... sind von Oliver Freudenreich. Allerdings weiß ich nicht, ob man die Gestaltung der Karten wirklich Illustrationen nennen soll. Auf alle Fälle sind seine Arbeiten grafisch wieder sehr überzeugend. Besonders hervorzuheben daran ist, dass auch Menschen mit einer Rot-Grün-Sehschwäche problemlos mitspielen können (ein Betroffener erklärte mir, dass dies aufgrund der verschiedenen Hell-Dunkel-Töne funktionieren würde).
Ausstattung... in der Box befinden sich 110 Karten. 98 davon sind Farbkarten, die auf der Vorderseite meist ein verrücktes Muster zeigen und auf der Rückseite dann aufklären, welche Farbe mit wie viel Prozent auf dieser Karte vorhanden ist. Die restlichen zwölf Karten sind je drei Pfeile in den Spielfarben blau, rot, gelb und grün.
Ablauf... kennt man von Spielen wie ANNO DOMINI oder auch AUSGERECHNET BUXTEHUDE. Es liegen Karten in der Mitte aus und man muss als aktiver Spieler die aktuelle Karte in eine bestimmte Reihenfolge einordnen. Bei ILLUSION ist diese Reihenfolge der Anteil der durch den Pfeil festgelegten Farbe in aufsteigender Reihe.
Du verstehst nur Bahnhof? Ich versuche es einfacher an einem Beispiel. In der Mitte liegt offen der grüne Pfeil aus. Daneben wird vom Zugstapel eine Karte gelegt. Nun muss der aktive Spieler die nächste Karte vom Stapel neben die ausliegende Karte legen. Ist er dabei der Meinung, dass die zu legende Karte mehr grün aufweist als die ausliegende, dann legt er sie in Pfeilrichtung daneben. Meint er, es wäre wenige, dann muss er die Karte näher an den Pfeil legen als die ausgespielte Karte. Ist man im weiteren Verlauf der Meinung, dass eine Karte zwischen ausliegenden Karten gehört, dann kann man eine Lücke bilden und die Karte einordnen.
Das macht man so lange, bis ein Spieler der Meinung ist, dass in der ausliegenden Reihe ein Fehler besteht. Er zweifelt also die Richtigkeit an. Hat er damit recht, dann erhält er die aktuelle Pfeilkarte – war er im Unrecht, dann bekommt der Spieler, der vor ihm an der Reihe war, die Pfeilkarte.
Danach wird eine neue Auslage gebildet und man spielt so lange, bis ein Spieler drei Pfeilkarten besitzt (oder wie bei uns eigentlich immer: bis alle Pfeilkarten vergeben sind).
Das gefällt mir nicht so gut: Wie das immer bei Spielen mit diesem Einschätz-Mechanismus ist: der eigene Erfolg ist ziemlich oft davon abhängig, wer vor einem sitzt. Ist der "Vor-Sitzende" ein Spielertyp, der dauernd und alles anzweifelt, dann kommt bei einem selbst kaum Spielspaß auf. Denn der Thrill ist doch, wenn man eine lange Reihe vor sich liegen hat und man nicht weiß, ob man diese nun verlängern oder doch lieber anzweifeln soll. Sind dahingegen immer nur zwei bis drei Karten im Spiel, dann ist ILLUSION öde. Aber dafür kann das Spiel nichts, sondern dafür sind die Mitspieler verantwortlich.
Das gefällt mir gut: Am allerbesten gefällt mir, dass kein eigentliches Wissen notwendig ist. Man kann somit ILLUSION auch schon sehr gut mit Kindern spielen. Okay, sie sollten schon ein Mengengefühl besitzen, aber mehr Vorwissen ist nicht nötig. Somit hat ILLUSION einen sehr einfachen Zugang und man kann auch Geographie-Muffel (die nicht AUSGERECHNET BUXTEHUDE spielen wollen) bzw. Geschichts-Miesepeter (ANNO DOMINI) an den Spieletisch bringen.
Doch obwohl das Prinzip so einfach ist, ist ILLUSION keinesfalls banal. Hauptverantwortlich dafür sind natürlich die toll gestalteten Karten. Die verrückten Farbanordnungen sorgen immer wieder für Erstaunen: "Was? Nur 8 Prozent blau? Das sieht aber nach viel mehr aus!" Oder aber es tritt eine befreiende Befriedigung ein, wenn man eine richtige Reihe ausliegen hat, bei denen sich die Farbwerte nur minimal unterscheiden.
Fazit: Mit einfachsten Mitteln wird ein unterhaltsames Kartenspiel erzeugt. Natürlich ist eine Partie ILLUSION nicht abendfüllend, aber das will es auch gar nicht sein. Es ist ein kleines feines Spiel für jedermann, dass die Leute zusammen bringt und gemeinsam Lachen lässt.
Titel | Illusion |
Autor | Wolfgang Warsch |
Illustrationen | Oliver Freudenreich |
Dauer | 15 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 5 Spieler |
Zielgruppe | Familienspieler mit Mengengefühl |
Verlag | Nürnberger-Spielkarten-Verlag |
Jahr | 2018 |
Ich bedanke mich beim Nürnberger-Spielkarten-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
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