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Top-Liste – Spiel des Jahres in den 2000er Jahren

Uns Medi­en­schaf­fen­den wird ger­ne vor­ge­wor­fen, dass wir kei­ne Qua­li­tät lie­fern, nur auf den schnel­len Klick aus sind und wenn wir gar nicht mehr wei­ter wis­sen, ein­fach mal eine Top-Lis­te raus hau­en. Die­se sind bekannt­lich schnell gemacht: ledig­lich ein paar Spie­le­ti­tel run­ter rat­tern und fer­tig! Schön wäre es. Weil dann hät­te ich ganz sicher nicht ein gan­zes Jahr gebraucht, um end­lich die­se Rei­he wie­der fort­zu­set­zen. Doch auf­grund der mor­gen statt­fin­den­den Nomi­nie­run­gen für das Spiel des Jah­res habe ich mich nun etwas unter Druck gesetzt gefühlt, end­lich in den 2000er Jah­ren anzu­kom­men. Und ich muss zuge­ben, die Qual der Wahl ist grö­ßer gewor­den. Wahr­schein­lich auch des­we­gen, weil nun mehr per­sön­li­che Erin­ne­run­gen mit den ein­zel­nen Spie­len ver­bun­den sind – oder die Erin­ne­rung dar­an fri­scher ist. Was ist also mei­ner Mei­nung nach gut geal­tert? Kom­men die­se Spie­le immer noch auf den Tisch? Oder sind es ein­fach nur noch nost­al­gi­sche Regal­hü­ter? Und vor allem: wie lau­tet denn nun mei­ne Top 5?

Top-5 - SdJ 2000er
Das Bes­te aus den 2000er Jah­ren? Zumin­dest was die Spiel des Jah­res Preis­trä­ger betrifft...
  1. Car­cas­son­ne von Klaus-Jür­gen Wre­de (erschie­nen im Hans im Glück Ver­lag)
  2. Domi­ni­on von Donald X. Vac­ca­ri­no (erschie­nen im Hans im Glück Ver­lag)
  3. Nia­ga­ra von Tho­mas Liesching (erschie­nen bei Zoch)
  4. Thurn und Taxis von Andre­as und Karen Seyf­arth (erschie­nen im Hans im Glück Ver­lag)
  5. Alham­bra von Dirk Henn (erschie­nen bei Queen Games)
Carcassonne - Box
Foto: Hans im Glück Verlag

CARCASSONNE (Preis­trä­ger 2001) ist für mich das, was bei vie­len ande­ren DIE SIEDLER VON CATAN dar­stellt: der Tür­öff­ner in die­ses Hob­by! Ich habe auch schon vor­her ganz ger­ne gespielt, aber CARCASSONNE ent­wi­ckel­te einen Sog, dem ich nicht wider­ste­hen konn­te. Ich habe erst­mals Brett­spiel-Web­sei­ten besucht, eige­ne Plätt­chen gebas­telt, einen Nach­zieh­sack genäht, die Spiel­box abon­niert, Spie­le in den Urlaub mit­ge­nom­men und vor allem auf Erwei­te­run­gen gehofft. Die­se kamen reich­lich und lan­ge Zeit habe ich auch mit­ge­nom­men, was geht. Um das alles zu ver­stau­en habe ich mir auf einer SPIEL (die ich nun auch besuch­te) einen eigens ange­fer­tig­ten Sam­mel­kof­fer geleis­tet, der immer noch sei­ne Diens­te tut. Mitt­ler­wei­le ist die Begeis­te­rung viel­leicht nicht mehr ganz so groß, aber trotz­dem spie­le ich immer wie­der ger­ne neue Par­tien. Wahr­schein­lich bin ich sogar einer der Weni­gen, der die STAR WARS EDITION als rich­tig gelun­gen emp­fin­det. Somit kann für mich nur CARCASSONNE auf Platz 1 die­ser Lis­te stehen.

Dominion - Box
Foto: Hans im Glück Verlag

Als DOMINION (Preis­trä­ger 2009) auf den Tisch kam, war ich schon deut­lich tie­fer im Hob­by gefan­gen. Recht rou­ti­niert besorg­te ich mir auch ein Exem­plar in Essen, da ich vor­her schon vie­le gute Mei­nun­gen gehört hat­te. Die ers­te Par­tie ver­lief aber etwas holp­rig, so dass ich mir unsi­cher war, ob ich nicht viel­leicht auf die fal­schen Stim­men gehört habe. Aller­dings war das auch eine Par­tie unter ungüns­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen (zu viert, alle hat­ten reich­lich Dör­fer und noch kei­nen Plan, wie man eine Par­tie schnell machen muss). Nach und nach ent­deck­te ich dann aber die Tie­fe von DOMINION und kann somit dem Unter­ti­tel voll zustim­men: Was für eine Welt! Nach CARCASSONNE habe ich bestimmt für DOMINION die meis­ten Erwei­te­run­gen – nur der exklu­si­ve Sam­mel­kof­fer fehlt mir noch.

Niagara - Box
Foto: Zoch Verlag

Von NIAGARA (Preis­trä­ger 2005) war ich von Anfang an fas­zi­niert. Wie cle­ver ist denn dabei die Box in das Spiel ein­ge­bun­den! Und auch das wei­te­re Mate­ri­al fand ich atem­be­rau­bend schön. Was dabei aber ger­ne ver­ges­sen wird: auch das Spiel als sol­ches ist unge­mein reiz­voll. Denn wenn es nur auf­grund der Äußer­lich­kei­ten spie­lens­wert wäre, hät­te ich bestimmt nicht die­se Viel­zahl von Online-Par­tien hin­ter mir, die bekannt­lich ohne beson­de­re Hap­tik funk­tio­nie­ren. Ich mag das Zocken um die pin­ken Edel­stei­ne, das Flu­chen mei­ner Mit­spie­len­den beim Wet­ter­wech­sel und die Ernüch­te­rung, wenn man selbst gera­de den Was­ser­fall nach unten fällt. NIAGARA ist immer wie­der gro­ßes Kino!

Thurn und Taxis - Box
Foto: Hans im Glück Verlag

THURN UND TAXIS (Preis­trä­ger 2006) hat mitt­ler­wei­le einen etwas zwei­fel­haf­ten Ruf – mei­ner Ansicht nach aber völ­lig unver­dient. Ja, die Optik wirkt auf den ers­ten Blick viel­leicht etwas fad und trist. Aber wenn man sich die Details genau­er ansieht, dann sind die Illus­tra­tio­nen in mei­nen Augen ein frü­hes Meis­ter­werk von Micha­el Men­zel. Aber auch spie­le­risch wird THURN UND TAXIS ger­ne etwas unter­schätzt. Denn dar­in ste­cken doch eini­ge Mög­lich­kei­ten, die lie­ben Mit­spie­len­den erfolg­reich zu ärgern. Und ganz neben­bei habe ich durch häu­fi­ges Spie­len mei­ne geo­gra­fi­schen Kennt­nis­se in Süd­deutsch­land deut­lich ver­bes­sern können.

Alhambra - Box
Foto: Queen Games

ALHAMBRA (Preis­trä­ger 2003) war mein zwei­tes Sog-Spiel nach CARCASSONNE. Nach­dem ich CARCASSONNE zwei Jah­re mehr oder weni­ger rauf und run­ter gespielt habe, kam nun auf ein­mal mit ALHAMBRA ein gleich­wer­ti­ger Kon­kur­rent daher. Auf ein­mal muss­te man die Plätt­chen, die man legen will, auch noch bezah­len – und das am bes­ten pas­send. Sachen gibt es... Im Gegen­satz zu Car­cas­son­ne habe ich die Alham­bra lei­der noch nicht besu­chen kön­nen. Aber spä­tes­tens seit 2002 habe ich den Wunsch, die­ses unbe­dingt mal tun zu wollen.

Doch auch die ande­ren fünf Preis­trä­ger möch­te ich nicht uner­wähnt las­sen. Denn man­che sind nur sehr knapp nicht in mei­ne Top‑5 gerutscht. Allen vor­an ist ZOOLORETTO (2007) zu nen­nen. Das fand ich zwar durch die nied­li­chen Tie­re put­zig, aber da ich ohne­hin schon viel COLORETTO gespielt hat­te lei­der nur mäßig inno­va­tiv. Trotz­dem wird ZOOLORETTO immer mal wie­der auf den Tisch gebracht – im Gegen­satz übri­gens zu COLORETTO. Das kann ich von KELTIS (2008) nicht behaup­ten, da ich immer noch viel lie­ber LOST CITIES spie­le. Aber für Rei­ner Kni­zia hat es mich den­noch gefreut, dass er damit end­lich die­sen Preis ent­ge­gen neh­men durf­te. ZUG UM ZUG (2004) hat­te mich nie ganz vom Hocker geris­sen. Erst durch die Euro­pa-Edi­ti­on habe ich mit die­sem Spiel mei­nen Frie­den geschlos­sen und spie­le es mitt­ler­wei­le eigent­lich in allen Vari­an­ten ganz ger­ne mit. VILLA PALETTI (2002) fand ich lan­ge Zeit bes­ser als sein Ruf und habe damit eini­ge lus­ti­ge Stun­den erlebt. Mitt­ler­wei­le wür­de ich aber immer zu MENARA grei­fen, wenn ich eine sol­che Art Spiel auf den Tisch brin­gen will. Bleibt noch TORRES (2000) zu erwäh­nen. Das fand ich damals unheim­lich sper­rig. Außer­dem fand ich die Plas­tik-Türm­chen total ner­vig und häss­lich, wes­we­gen ich immer einen wei­ten Bogen um das Spiel gemacht habe – und auch immer noch mache. Zuge­ge­be­ner­ma­ßen will ich aber gar nicht mehr davon über­zeugt wer­den, ob dies viel­leicht trotz­dem ein gutes Spiel ist.

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