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kritisch gespielt: Imhotep – Das Duell

Imhotep – Das Duell von Phil Walker-Harding erschienen im KOSMOS Verlag

Imhotep - Das Duell - Cover
Foto: Kos­mos Verlag

Alle Jah­re wie­der ist nicht nur Weih­nach­ten, son­dern freue ich mich auch auf das 2‑Per­so­nen-Spiel von KOSMOS. Dem Ver­lag ist eine Spie­le-Rei­he gelun­gen, mit der man mehr als nur die eine Top-Lis­te fül­len könn­te. Ich beglei­te die Rei­he jeden­falls treu seit Jah­ren. Nicht alle Spie­le dar­aus haben mich begeis­tert, aber neu­gie­rig bin ich trotz­dem immer. So auch die­ses Jahr bei IMHOTEP – DAS DUELL. Das reiz­te mich auch aus dem Grund, da sich das ursprüng­li­che IMHOTEP schon recht gut zu zweit spie­len lässt. Wo also liegt dann der Mehr­wert einer eigen­stän­di­gen 2‑Per­so­nen-Vari­an­te?

The­ma... nach­dem Imho­tep flei­ßig als gro­ßer Bau­meis­ter des Alten Reichs in Ägyp­ten tätig war, gilt es die­sem nach­zu­ei­fern, wenn man wer sein will. Also tre­ten auch etwa 1000 Jah­re danach noch Ech­na­ton und Nofre­te­te zu einem gegen­sei­ti­gen Bau-Wett­streit an, bei dem Obe­lis­ken, Pyra­mi­den, Tem­pel und Grab­kam­mern errich­tet wer­den. Da aller­dings nur ein gemein­sa­mer Hafen besteht, wird sich ziem­lich schnell um die ankom­men­den Bau­ma­te­ria­li­en gestrit­ten. Nach eini­gen fie­sen tak­ti­schen Manö­vern gilt es die Fra­ge aller Fra­gen zu klä­ren: wer hat am Ende die meis­ten Ruh­mes­punk­te erreicht?

Imhotep - Das Duell - Hafen
es war­ten die Schif­fe zum Entladen

Illus­tra­tio­nen... sind im Gegen­satz zum gro­ßen Bru­der nun von Claus Ste­phan und spre­chen mich im Ver­gleich zu den ursprüng­li­chen Illus­tra­tio­nen doch deut­lich mehr an. Nun ist mehr Leben im Hafen und die Farb­ge­bung ist nicht mehr gänrz­lich im Braun­tö­ne-Aller­lei ver­or­tet. Trotz­dem ist die Sym­bol­spra­che wei­ter­hin klar ver­ständ­lich und alles erschließt sich einem beim erst­ma­li­gen Spie­len. Kurz und knapp: die gra­fi­sche Gestal­tung ist sehr gut gelungen!

Aus­stat­tung... ist funk­tio­nal gehal­ten. Die ein­zel­nen Bau­ma­te­ria­li­en kom­men nun als Lie­fer-Plätt­chen genau­so wie die Orts­ta­feln, dem Hafen-Tableau und den Boots­plätt­chen aus Pap­pe daher. Die zu set­zen­den Spiel­fi­gu­ren sind aus wer­ti­gem Holz (also nicht einem aktu­el­len Trend fol­gend aus so leich­tem Holz, dass man immer die Angst hat, sie bre­chen schon vom schie­fen Anse­hen aus­ein­an­der). Wei­ter­hin ist zu beach­ten, dass die Orts­ta­feln zwei­sei­tig bedruckt sind und dadurch unter­schied­li­che Wer­tungs­funk­tio­nen zur Ver­fü­gung stehen.

Imhotep - Das Duell - beidseitig
im Ange­bot des Mus­ter­haus­ka­ta­logs ste­hen jeweils zwei unter­schied­li­che Ortstafeln

Ablauf... ist wie­der ein­fach, aber alles ande­re als tri­vi­al. An zwei anein­an­der lie­gen­den Sei­ten eines 3*3‑Rasters lie­gen sechs Boo­te aus, die jeweils mit drei Lie­fer-Plätt­chen auf­ge­füllt sind. Nach und nach set­zen die bei­den Duel­lan­ten nun ent­we­der eine Figur inner­halb des Ras­ters, oder aber sie ent­lee­ren ein anlie­gen­des Boot. Die­se Akti­on kann man aller­dings nur durch­füh­ren, wenn in der ent­spre­chen­den Rei­he bzw. Spal­te des Boo­tes min­des­tens zwei Spiel­fi­gu­ren ste­hen. Nun lädt die dem Boot nächst­ge­le­ge­ne Spiel­fi­gur das am wei­tes­ten vom Hafen ent­fern­te Plätt­chen auf dem Boot aus. Das ist wich­tig, da wir das anfangs falsch gespielt haben (näm­lich in dem die Posi­tio­nen im Hafen-Ras­ter 1:1 auf die Boo­te über­tra­gen wur­den). Erhal­te­ne Plätt­chen wer­den nun von den Spie­lern sofort an ihre Orts­ta­feln ange­legt. Dort brin­gen sie ent­spre­chend ihrer Orts-Funk­ti­on am Ende der Par­tie (wenn nur noch ein bela­de­nes Boot im Hafen liegt) eine bestimm­te Anzahl von Sieg­punk­ten. Zusätz­lich gibt es noch bestimm­te Akti­ons-Plätt­chen, die man erst sam­melt und spä­ter als alter­na­ti­ven Spiel­zug aus­spie­len kann. Die­se kom­bi­nie­ren meist meh­re­re Aktio­nen und brin­gen die nöti­ge Wür­ze in IMHOTEP – DAS DUELL.

Imhotep - Das Duell - Gebäude
Ach­tung infan­ti­ler Scherz: mal schau­en wer den längs­ten hat – also Obelisken

Das gefällt mir nicht so gut: Mit eini­ger Erfah­rung wird eine Par­tie IMHOTEP – DAS DUELL recht destruk­tiv. Es geht weni­ger dar­um, wie man selbst die meis­ten Punk­te machen kann, son­dern eher dar­um, wie man über­mä­ßi­ges Punk­ten des Mit­spie­ler ver­hin­dern kann. Hat­te man anfangs ein tol­les Spiel­ge­fühl, weil man sei­ne Orte wach­sen und gedei­hen ließ, so ist man spä­ter mehr dar­auf aus­ge­rich­tet, dem Mit­spie­ler nichts zu gön­nen. Lei­der ist die­ses Spiel­ge­fühl nicht mehr ganz so befrie­di­gend wie in den anfäng­li­chen Partien.

Die­ses destruk­ti­ve Spiel­ge­fühl wird auch durch die Regel geför­dert, wie die Boo­te geleert wer­den. Wie schon im Ablauf beschrie­ben, haben wir das anfangs falsch gespielt. Bei uns war immer die Posi­ti­on des Plätt­chen-Neh­mens fest mit dem Ras­ter ver­knüpft. Ste­hen also von den zwei Figu­ren die eine am Anfang und die ande­re am Ende einer Reihe/Spalte, dann haben die­se auch die bei­den äuße­ren Lie­fer­plätt­chen des Boo­tes bekom­men und das mitt­le­re wur­de ent­sorgt. Die rich­ti­ge Regel sagt aber, dass dann das mitt­le­re Plätt­chen zu neh­men ist und das am Hafen lie­gen­de ent­sorgt wird. Somit ist also noch mehr geg­ne­ri­scher Ein­fluss mög­lich, was aber auch zu noch mehr destruk­ti­ven Spiel führt. Wir sind am Ende tat­säch­lich wie­der dazu über­gan­gen, nach der "fal­schen" Regel zu spie­len, weil sich somit für uns das Spiel weni­ger frus­tig anfühlte.

Bei der Aus­stat­tung kann IMHOTEP – DAS DUELL natür­lich nicht mit dem gro­ßen Bru­der und des­sen hap­tisch so schö­nen Holz­stei­ne mit­hal­ten. Muss es auch gar nicht, schließ­lich ist es "nur" der klei­ne Able­ger. Trotz­dem wäre zumin­dest ein klei­ner Wer­tungs­block schön gewe­sen – ein klei­nes Gim­mick, was eigent­lich jedem Spiel gut tut und lei­der noch zu sel­ten ver­brei­tet ist. Zusätz­lich habe ich mein Exem­plar noch ein wenig auf­ge­pimpt. Denn ich habe nun noch einen Beu­tel geor­dert, um Lie­fer­plätt­chen aus die­sem zie­hen zu kön­nen. Das ver­hin­dert, dass ich anfangs erst alle Lie­fer­plätt­chen auf die Rück­sei­te dre­hen muss. Außer­dem fin­de ich es immer wie­der schön, wenn ich etwas aus einem Beu­tel zie­hen kann.

Imhotep - Das Duell - Liefer-Plättchen
alle Funk­tio­nen wer­den schnell verstanden

Das gefällt mir gut: IMHOTEP – DAS DUELL hat einen sehr leich­ten Ein­stieg. Das Spiel­prin­zip ist genau­so schnell ver­stan­den wie die ein­zel­nen Wer­tun­gen. Hin­zu kommt die anspre­chen­de Auf­ma­chung sowie die kla­re Gra­fik. Man ist also ohne Umschwei­fe sehr schnell in einer Par­tie drin. Zu Anfang kann man sich noch ein wenig trei­ben las­sen, da einem vie­le Mög­lich­kei­ten offen ste­hen. Je län­ger aber eine Par­tie dau­ert, umso mehr zieht der Span­nungs­bo­gen an. Nun will man bestimm­te Plätt­chen unbe­dingt haben und fie­bert somit den fina­len Boots­lee­run­gen entgegen.

Somit ist eine Par­tie IMHOTEP – DAS DUELL alles ande­re als banal. Denn der sehr kna­cki­ge Mecha­nis­mus ist schnell ver­in­ner­licht und dann beginnt der tak­ti­sche Wett­kampf. Jede Ent­schei­dung ist gewich­tig – und kann trotz­dem vom Mit­spie­ler ent­schei­dend beein­flusst wer­den. Dabei ist der Mecha­nis­mus aller­dings auch nicht zu ver­kopft, so dass kei­ne minu­ten­lan­gen Denk­or­gi­en die Fol­ge sind. Man kann näm­lich schlicht nicht fünf Züge im Vor­aus berech­nen. Schließ­lich kann man nicht wis­sen, wel­che Lie­fer-Plätt­chen in wel­cher Rei­hen­fol­ge nach­ge­zo­gen wer­den. Für mich bleibt somit noch eine spie­le­ri­sche Leich­tig­keit erhal­ten, die mir an vie­len rei­nen Tak­tik-Duel­len fehlt.

Loben möch­te ich auch noch die gege­be­ne Varia­bi­li­tät durch die beid­sei­ti­gen Orts­ta­feln. Die­se ver­än­dern das Spiel­ge­fühl, das aller­dings nur in ange­neh­men Nuan­cen. Die jewei­li­ge Cha­rak­te­ris­tik der Orte bleibt bestehen, trotz­dem hat man aus­rei­chend Mög­lich­kei­ten, den Auf­bau immer wie­der etwas anders zu gestalten.

Imhotep - Das Duell - Detail
ein klei­ner Bru­der, der was kann!

Fazit: IMHOTEP – DAS DUELL macht sehr vie­les rich­tig. Es fängt das Spiel­ge­fühl von IMHOTEP ein, ohne wie eine ver­zicht­ba­re Kopie zu wir­ken. Nun muss man sich nicht mehr fra­gen, war­um der Mit­spie­ler einem in die Sup­pe spuckt – schließ­lich sind kei­ne ande­ren "Opfer" im Spiel. Konn­te man bei IMHOTEP hof­fen, sich irgend­wie der Auf­merk­sam­keit zu ent­zie­hen und zum Sieg duch­zu­schlüp­fen, so muss man beim DUELL schnell ein­deu­tig Far­be beken­nen. Trotz aller tak­ti­schen Fines­sen, bleibt dabei eine spie­le­ri­sche Leich­tig­keit erhal­ten. Man muss sich aber bewusst sein, dass man mit mehr Erfah­rung zum destruk­ti­ven Spiel neigt, was dann ein Spiel­ge­fühl ent­ste­hen lässt, dass nicht jedem gefällt.

TitelImho­tep – Das Duell
AutorPhil Wal­ker-Har­ding
Illus­tra­tio­nenClaus Ste­phan
Dau­er20 – 30 Minuten
Spie­ler­an­zahl2 Spie­ler
Ziel­grup­petak­tie­ren­de Familienspieler
Ver­lagKOSMOS
Jahr2018

Ich bedan­ke mich bei KOSMOS für die Bereit­stel­lung eines Rezen­si­ons­exem­plars. Ich bin mir sicher, dass durch die­se Bereit­stel­lung mei­ne Mei­nung nicht beein­flusst wur­de. Die Bespre­chung spie­gelt mei­ne gemach­te Erfah­rung wider.

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