Mine Deeper von Jonathan Lee – erschienen bei Korea Boardgames
Irgendwo las ich mal, dass in der Pandemie-Zeit (zwangsläufig) mehr zu zweit gespielt wird. Ich bin mir dabei allerdings nicht so sicher, dass diese Aussage stimmt. Denn meinem Empfinden nach wurde auch schon in der Zeit davor sehr viel zu zweit gespielt. Nicht ohne Grund hat fast jeder große Verlag mittlerweile reine 2‑Personen-Spiele im Portfolio – und dabei fallen dann auch schon mal ein paar Spiele aus der Reihe. In diese Kategorie passt nun auch MINE DEEPER.
Thema... als Bergleute tragen wir ein berufsspezifisches Duell aus. Allerdings geht nicht etwa darum, nun den größten Edelstein zu finden. Vielmehr wollen wir zuerst fünf Edelsteine aus einer Steilwand abbauen. Das Besondere ist, dass wir fast blind unterwegs sind und es somit eher aufs Köpfchen denn auf die Muskeln ankommt – und vor allem auf ein glückliches Händchen.
Illustrationen... stammen von Ottol und kommen nur so richtig auf dem Cover zu tragen, da das restliche Spielmaterial eher dezent illustriert ist.
Ausstattung... ist deutlich plastiklastiger, als ich das normalerweise toleriere. Denn gewöhnlich mache ich einen großen Bogen um solch ausgestattete Spiele. Allerdings geht es mir bisweilen eben auch wie so manch überzeugten Öko-Aktivisten: man kann sich dem Reiz nicht komplett entziehen. In diesem Fall baut man nämlich eine 3D-Wand auf, die über bewegliche Platten innerhalb eines 5*5‑Rasters verfügt. In die einzelnen Kammern der Wand legt man zu Spielbeginn jeweils ein Exemplar von unterschiedlichen Steinsorten hinein. Mit einer Schaufel drückt man im Spielverlauf auf der eigenen Seite gegen die Platte und auf der anderen Seite fällt dann ein Stein herunter. Damit man sich merken kann, wo dieser Stein vorher lag, besitzt man noch eine Übersicht, auf der man die so abgebauten Steine sammelt.
Ablauf... Ziel des Spiels ist es, zuerst die fünf roten Edelsteine zu finden. Das ist allerdings kein bloßes Stochern in der Feldwand, denn es gibt noch ein paar Regeln und Hinweise zu beachten. So dürfen nie zwei rote Steine direkt nebeneinander liegen. Die gelben und lila Steine wiederum geben an, dass direkt angrenzend entweder ein bzw. zwei rote Steine liegen. Baue ich also einen lila Stein ab, dann habe ich wichtige Infos zur Lage der restlichen Steine erhalten.
Über Logik und Deduktion versucht man nun also so schnell wie möglich das Spielziel zu erreichen. Wenn man den Schwierigkeitsgrad anziehen will, dann verzichtet man auf die Übersichten, so dass nun noch ein Memory-Effekt zu beachten ist.
Das gefällt mir nicht so gut: MINE DEEPER ist nicht komplett schlüssig aufgebaut. Ein gelber Stein bedeutet, dass direkt anliegend ein roter Edelstein liegt. Aber das bedeutet nicht im Umkehrschluss, dass neben jedem Edelstein auch ein gelber Stein liegen muss. Das hat am Anfang etwas verwirrt und wirkt auch ein wenig willkürlich. Allerdings ist das 5×5 Raster nun einmal zu klein, um darin wirklich sinnvoll vollständig alle Informationen abbilden zu können.
Ich hätte mich über ein paar Varianten gefreut, die das Spielprinzip noch etwas auflockern. Warum nicht eine Bombe verstecken, die einen zwei Züge aussetzen lässt. Oder ein Stück Zwergengold, so dass ich mir von gegenüber einen Edelstein klauen darf. Solche kleinen Spielereien also. Da diese aber fehlen, hat man bei MINE DEEPER schnell das Gefühl, alles schon erlebt zu haben. Der große Langzeitreiz ist somit nicht vorhanden.
Das gefällt mir gut: MINE DEEPER erinnert mich an die unzähligen Stunden, die ich am PC vor Minesweeper verbracht habe. Auch dort war Logik immer nur die eine Seite der Medaille – ohne das notwendige Glück kam man manchmal nicht weiter. So ist es auch bei MINE DEEPER. Natürlich sollte man schon ein wenig nachdenken, um dieses oder jenes ausschließen zu können. Im Endeffekt ist aber vieles davon abhängig, wo man mit der Suche nach den Edelsteinen beginnt. Bei einer Spieldauer von 5 bis 10 Minuten ist dieser hohe Glücksanteil allerdings auch angemessen.
Zumal es ohnehin nicht bei einer Partie bleiben wird. Denn mindestens eine Revanche-Partie muss gewährt werden. Wir spielen meist auf drei "Gewinn-Sätze" und dann ist auch gut für den Tag. Für mehr trägt MINE DEEPER nicht, aber mehr will es auch gar nicht sein.
Auch wenn ich mit der Ausstattung aufgrund des vielen Kunststoffs etwas hadere, so muss ich doch zugeben, dass mich das Material insbesondere bei den kleinen Details überzeugt. Nur beim ersten Zusammenbau dauert der Aufbau etwas länger, danach steht ruckzuck die Steinwand parat. Die kleinen Schäufelchen sind natürlich nicht wirklich nötig, erhöhen aber ungemein den Spielspaß, weil man damit ein wenig Blödsinn machen kann. MINE DEEPER hat einen hohen Aufforderungscharakter und dieser wird nicht enttäuscht.
Fazit: MINE DEEPER ist ein perfektes Spiel für die Regenpause in der Schule. Schnell aufgebaut, schnell Spaß gehabt – und dabei ein wenig die grauen Zellen angeregt.
Titel | Mine Deeper |
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Autor | Jonathan Lee |
Illustrationen | Ottol |
Dauer | 5 – 10 Minuten |
Personenanzahl | 2 Personen |
Zielgruppe | kombinierende Duellanten |
Verlag | Korea Boardgames |
Jahr | 2019 |
Hinweis | für die Besprechung wurde vom Verlag ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt |
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