Port Royal: Das Abenteuer beginnt… von Alexander Pfister – erschienen bei Pegasus Spiele
Nachdem Alexander Pfister schon seinem OH MY GOODS mit LONGSDALE IN AUFRUHR eine erste Hintergrundgeschichte spendiert hat, können wir nun auch bei PORT ROYAL tiefer in diesen Spiele-Kosmos einsteigen. Denn PORT ROYAL: DAS ABENTEUER BEGINNT... ist unter anderem eine Story-Erweiterung. In fünf Kapiteln wird uns ein tieferer Einblick in das abenteuerliche Leben in der Karibik gegeben. Historisch wahrscheinlich nicht all zu korrekt, aber sehr für den Spielspaß förderlich.
Und irgendwann wird es wohl notwendig sein, mal eine Art Stammbaum für die Kartenspiele von Alexander Pfister zu erstellen. Denn da gibt es bestimmt einige gemeinsame Verbindungslinien. So klingt TYBOR, als wäre diese ein entfernter Verwandter der nun auftretenden Tybuk-Brüder...
Thema... möchte ich gar nicht ausführlicher beschreiben – schließlich macht das schrittweise Erleben der Geschichte einen großen Reiz von PORT ROYAL: DAS ABENTEUER BEGINNT... aus.
Illustrationen... sind natürlich wieder von Klemens Franz und fügen sich stimmig in die bekannte PORT ROYAL Welt ein. Allerdings merkt man den Einfluss aktueller Stil-Diskussionen – es wird nun mehr Bart getragen (wenn man so die Expeditionsaufrufe vergleicht). 🙂
Ausstattung... neben 120 Karten fallen einem nun die farbigen kleinen Holzwürfel auf (jeweils fünf pro Spielerfarbe). Die Karten sind in verschiedene Kategorien unterteilt. Einerseits gibt es Charakterkarten und Kronenkarten, die als eine Art eigenes Spielertableau fungieren. Dann sind noch die Ereigniskarten wichtig, die als Buch gestaltet sind und in jeder Partie mit dabei sind. Die restlichen Karten sind die in fünf Kapitel unterteilten Geschichtenkarten und neue Spielkarten, die im Laufe der erzählten Geschichte zusätzlich ins Spiel kommen. Damit man alle Karten später wieder auseinanderhalten kann, sind sie rechts unten durchnummeriert.
Ablauf... gleich zu Beginn muss man eine wichtige Frage beantworten: Will man DAS ABENTEUER BEGINNT... kooperativ oder lieber kompetitiv spielen? Beides ist möglich – führt aber zu sehr unterschiedlichen Spielgefühlen.
Hat man sich für eine Art entschieden, erhält jeder Spieler neben seinen farbigen Holzklötzchen noch eine Charakterkarte zur Auswahl. Auswahl deswegen, weil die Karten doppelseitig bedruckt sind und man sich für eine Seite entscheiden muss. Auf diesen Charakterkarten sieht man eine Tür und drei Fenster. Diese Öffnungen dienen als Ablage für die Klötzchen und können im Verlauf der Partie freigeschaltet werden. Dabei wird dann auch eine Sondereigenschaft freigeschaltet, für die man normalerweise entsprechende Personen anheuern muss. Das fünfte Klötzchen wird auf die Kronenkarte gelegt. Darüber kann man weitere Siegpunkte generieren. Und noch eine Funktion hat die Charakterkarte: sie regelt das Starteinkommen.
Der eigentliche Spielablauf ist dann aus dem Basisspiel bekannt. Bevor aber die Zockerei beginnt, wird noch die aktuelle Geschichtenkarte vorgelesen und abgehandelt. Außerdem gilt es nun, Ereignisse zu beachten. Denn bei Zugbeginn wird immer eine Ereigniskarte aufgedeckt, die kleine Effekte in den folgenden beiden Phasen verursacht. Das besondere daran ist, dass sich diese Ereignisse geordnet wiederholen, da diese Karten nicht gemischt werden. Lediglich am Monatsende wird dieser Stapel um ein zufälliges Ereignis erweitert. Gewiefte Spieler stellen sich natürlich entsprechend auf diese Ereignisse ein.
Im Verlauf der Partie sind dann gewisse Aufgaben zu erfüllen. Gelingt einem das, wird man mit Geld oder Kronen belohnt. Außerdem kann man darüber die Holzklötzchen von der Charakterkarte entfernen, womit einerseits die Spezialfunktion freigeschaltet wird, aber auch ein Pokal offen gelegt wird. Dieser zeigt an, dass man mindestens zwei Aufgaben erfolgreich erfüllt hat – und ist eine zwingende Siegbedingung.
Das waren im Großen und Ganzen die erweiterten Elemente. Im kompetitiven Spiel wird einfach so lange gespielt, bis einer zwölf Siegpunkte erreicht hat. Im kooperativen Spiel wird dahingegen auf Zeit gespielt. Hat man bis zu einem festen Zeitpunkt nicht alle von der Spieleranzahl abhängigen Parameter erfüllt, dann soll man das aktuelle Kapitel noch einmal spielen (mit höherem Starteinkommen). Wenn man erfolgreich war, macht man natürlich mit dem nächsten Kapitel weiter.
Das gefällt mir nicht so gut: Die Trauben des Spielsieges hängen im kooperativen Modus recht hoch. Sprich: es ist sauschwer, schon im ersten Versuch erfolgreich zu sein. Das wiederum hat zur Folge, dass man ein Kapitel mehrfach durchspielen soll, um dann endlich mal mit der Story weiter zu kommen. Allerdings ist das nur leidlich spannend und viel eher ziemlich repetitiv. Wer also Wert auf eine schnelle Story-Entwicklung legt, der sollte lieber kompetitiv spielen – oder im kooperativen gleich mit höherem Starteinkommen beginnen.
Apropos Starteinkommen: durch die Charaktere wurde ein kleiner Kritikpunkt von mir am Grundspiel schon etwas etwas eingeschränkt. Gerne hätte diese Charakterbildung aber noch stärker ausgeprägt sein können. Zum Beispiel durch eine Spezialeigenschaft schon zu Beginn und durch die Freischaltung einer zweiten nach Auftragserfüllung (oder dann eine Verstärkung der Spezialeigenschaft).
Ohne zu viel von der Story erzählen zu wollen: der Cliffhanger am Ende hat mich massiv gestört. Ja, aufgrund des Titels der Erweiterung hätte ich vielleicht nichts anderes erwarten sollen, aber ich empfand dieses Nicht-Ende etwas unbefriedigend.
Nicht ganz glücklich bin ich auch mit den kleinen Holzklötzchen auf der Kronenkarte. Ich habe eigentlich keine Partie erlebt, bei dem nicht mindestens einmal bei jemanden das Klötzchen verrutscht war und dann kleine Diskussionen entbrannten, wo denn nun dieses Klötzchen vorher lag. Hier wäre wahrscheinlich eine Scheibe die bessere Wahl gewesen (wenn man diese Verwaltung nicht ganz anders regeln will).
Als häufiger PORT ROYAL Spieler haben wir anfangs übrigens oftmals vergessen, die nächste Ereigniskarte aufzudecken. Dieses neue Spielelement hat lange gebraucht, bis es wirklich ins Spieler-Blut übergegangen ist. Ich kenne ein paar Mitspieler, die von diesem Element genervt waren. Das sehe ich zwar anders, aber im gewissen Maß kann ich das auch nachvollziehen.
Das gefällt mir gut: Es ist faszinierend zu sehen, wie sehr sich doch das Spielgefühl von PORT ROYAL ändert, wenn man es kooperativ spielt. Auf einmal wird gemeinsam diskutiert, ob nicht doch ein höheres Risiko eingegangen werden sollte, weil man unbedingt noch einen Priester für Mitspieler X benötigt. Statt mit Neid auf die Auslage zu schauen, wird auf einmal besprochen, wer am besten welche Karte bekommen sollte. Doch Vorsicht, dass dabei nicht das Fell des Bären verteilt wird, bevor er erlegt wurde. Manche gemeinsamen Pläne gehen schnell in (Kanonen-)Rauch auf, wenn auf einmal das falsche Schiff aufgedeckt werden. Und schon gehen die Emotionen hoch!
Aber auch im kompetitiven Modus spielt sich PORT ROYAL anders. Verantwortlich dafür, sind die neuen Spielkarten mit interessanten Elementen. So führen nun einige Schiffe Symbole mit sich, die man sammeln und später eintauschen kann. Die Schiffe bekommen somit eine zusätzliche Dimension im Spiel und auch die neuen Spezialfähigkeiten der Personen öffnen neue Türen.
Die Ereigniskarten sind ebenfalls in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen. Am Anfang sind sie natürlich eine kleine Wundertüte. Allerdings kann ich mich recht schnell auf diese Ereignisse einstellen und sie zu meinen Vorteil nutzen. Dabei habe ich festgestellt, dass dadurch auch eingefahrene Spielweisen aufgelockert werden. Spieler, die bisher den Händler verschmähten, haben auf einmal vermehrtes Interesse an diesen, wenn durch die Ereignisse sich deren Wert erhöht.
Fazit: PORT ROYAL: DAS ABENTEUER BEGINNT... bringt frischen Wind in die Welt von PORT ROYAL – wesentlich mehr, als die erste (auch nicht schlechte) Erweiterung EIN AUFTRAG GEHT NOCH. Allerdings wird der Charakter von PORT ROYAL nicht beeinträchtigt. Es bleibt ein Zockerspiel par excellence. Durch diese Erweiterung ist man nun flexibler im anfänglichen Set-Up, da nun verschiedene Spielweisen möglich sind. Und glücklicherweise passt das Material der Erweiterung auch noch in die Box des Basisspiels hinein.
Titel | Port Royal: Das Abenteuer beginnt… |
Autor | Alexander Pfister |
Illustrationen | Klemens Franz |
Dauer | 30 bis 45 Minuten |
Spieleranzahl | 1 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | zockende Familienspieler |
Verlag | Pegasus Spiele |
Jahr | 2017 |
Ich bedanke mich bei Pegasus für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
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