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kritisch gespielt: Revolte in Rom

Revolte in Rom von Stefan Feld – erschienen bei Queen Games

Revolte in Rom - Cover
Foto: Queen Games

Ste­fan Feld macht ein Spiel, Micha­el Men­zel die dazu gehö­ri­ge Gra­fik: das wäre eine Top-Mel­dung zu Beginn des neu­en Jah­res. Im Jahr 2005 lief ein sol­ches Pro­jekt aber eher unter dem Mot­to "Nach­wuchs­för­de­rung". Die betei­lig­ten Prot­ago­nis­ten und deren heu­ti­ger Sta­tus las­sen aller­dings ver­mu­ten, dass REVOLTE IN ROM kein völ­li­ger Rohr­kre­pie­rer gewor­den ist. Ganz im Gegen­teil: es ist eines mei­ner liebs­ten 2‑Per­so­nen-Spie­le und hat es auch in mei­ne Ste­fan-Feld-Top-Lis­te geschafft.

The­ma... besteht aus einem Duell um die Vor­herr­schaft über Rom. Geschickt soll man sei­ne Bezie­hun­gen zu mäch­ti­gen Per­so­nen ein­set­zen sowie die Gebäu­de Roms nut­zen, um sich einen bes­se­ren Ruf als sein Geg­ner zu erar­bei­ten. Mmmh na ja, passt schon irgend­wie. Das The­ma hät­te zwar auch ganz anders aus­se­hen kön­nen, es wird aber gut und stim­mig im Spiel umgesetzt.

Gra­fik... ist, wie schon geschrie­ben, von Micha­el Men­zel. Äußerst gelun­gen darf er sich auf einer Viel­zahl von Kar­ten aus­le­ben und man wird mit sat­ten Per­so­nen- und Gebäu­de­gra­fi­ken belohnt. Glanz­vol­ler habe ich Rom sel­ten illus­triert gesehen.

Revolte in Rom - Überblick
alea iac­te est

Aus­stat­tung... ist über­schau­bar und wie lei­der bei Queen Games nicht unüb­lich von viel Luft im Kar­ton umge­ben. Herz­stück sind 52 Kar­ten. Noch wich­ti­ger sind aber die jeweils drei Wür­fel für die Spie­ler (nebst einem Kampf­wür­fel) mit ent­spre­chen­den Wür­fel­schei­ben zum Able­gen sel­bi­ger. Papp­geld und Sieg­punkt­plätt­chen sind auch noch in der Schach­tel. So ner­vig die vie­le Luft im Kar­ton ist, so gut ist dahin­ge­gen wie­der die bei­lie­gen­de Regel, die eigent­lich kei­ne Fra­gen offen lässt und sehr über­sicht­lich gestal­tet ist (das war im Jahr 2005 noch nicht unbe­dingt Standard).

Ablauf... ist ein­fach aber durch­aus tri­cky. Der akti­ve Spie­ler wür­felt mit sei­nen drei Wür­feln und kann die­se nun auf die Schei­ben ver­tei­len. Liegt an einer die­ser Schei­ben eine Kar­te, dann wird die­se akti­viert. Liegt dar­an kei­ne Kar­te (oder will man die­se nicht akti­vie­ren) kann man die bei­den alter­na­ti­ven Schei­ben benut­zen. Bei der einen Schei­be bekommt man je Wür­fel­au­ge eine Sest­er­ze, bei der ande­ren kann man je Wür­fel­au­ge eine Kar­te vom Nach­zieh­sta­pel zie­hen, wobei man aller­dings immer nur eine Kar­te auf die Hand neh­men kann. Hat man genü­gend Ses­ter­zen gesam­melt, kann man wei­te­re Kar­ten aus­spie­len und somit wei­te­re Wür­fel­schei­ben beset­zen. Das ist auch des­we­gen rat­sam, da man zu Beginn sei­ner Run­de für jede unbe­leg­te Wür­fel­schei­be einen Sieg­punkt abge­ben muss.

Revolte in Rom - Siegpunkte
Froh ist, wer vie­le Lor­bee­ren hat – das weiß man schon seit Asterix

Inter­es­san­ter­wei­se ist das Spiel sofort been­det, wenn ein Spie­ler kei­ne Sieg­punk­te mehr besitzt. Und man kann sich den­ken, dass eini­ge Kar­ten im Spiel sind, die dafür sor­gen, dass der ande­re Spie­ler sei­ne Kar­ten ver­lie­ren kann (meis­tens über einen mit dem Wür­fel geführ­ten Kampf). Die ande­re Sieg­be­din­gung ist, dass sich kei­ne Sieg­punk­te mehr im Vor­rat befin­den. Dem­entspre­chend gibt es eini­ge Kar­ten, mit denen sich die­se ver­die­nen las­sen (in der Regel wer­den die­se über die Forums­kar­ten generiert).

Das war es im Grun­de genom­men auch schon. Die Wür­fel steu­ern also die Mög­lich­kei­ten der bei­den Spie­ler. Abwechs­lung wird durch die vie­len ver­schie­de­nen Kar­ten erzeugt, die häu­fig recht direkt den Kon­tra­hen­ten beein­flus­sen. Hier gilt: wer aus­tei­len kann, muss auch ein­ste­cken können.

Revolte in Rom - Spielszene
Das wuss­ten schon die Römer – Ohne Forum läuft es nicht rund

Das gefällt mir nicht so gut: Die Spiel­dau­er kann extrem unter­schied­lich sein. In Aus­nah­me­fäl­len kann eine Par­tie schon nach fünf Minu­ten been­det sein, manch­mal kann sich das Duell aber auch auf eine Stun­de aus­deh­nen (was dem Spiel nicht gut tut). Meis­tens bewegt es sich aber in einem Zeit­ho­ri­zont von 20 bis 30 Minuten.

Durch die zwei­te Sieg­be­din­gung kann es sich für einen Spie­ler nicht loh­nen, die letz­ten ver­blei­ben­den Sieg­punk­te aus dem Vor­rat zu neh­men, da dann trotz­dem der Kon­tra­hent gewon­nen hät­te. Die­ser Spie­ler muss also zuerst ver­su­chen, dem Geg­ner erst Sieg­punk­te abzu­neh­men, bevor er selbst wie­der neue hin­zu­ge­win­nen will. Das kann das Spiel ziem­lich in die Län­ge füh­ren. Im Ide­al­fall führt das zu umkämpf­ten und span­nen­den Par­tien, manch­mal kann es aber auch zu sehr zähen Ange­le­gen­hei­ten führen.

Man­che Spie­ler sehen die Abhän­gig­keit von den Forums­kar­ten zur Sie­punkt­ge­win­nung als zu stark an. Das emp­fin­de ich so nicht, denn ers­tens sind sechs Forums­kar­ten im Spiel (von ins­ge­samt 52 Kar­ten) und zwei­tens hat man auch über ande­re Kar­ten geziel­ten Zugriff auf die Kar­ten im Abla­ge- bzw. im Zugstapel.

Revolte in Rom - Legionär
Legio­nä­re sind zum Kämp­fen da – aller­dings nicht mit dem Schwert, son­dern mit dem Würfel

Das gefällt mir gut: REVOLTE IN ROM ist im Ide­al­fall ein kna­cki­ges Duell bei dem gehau­en und gesto­chen wird. Durch die Zufalls­fak­to­ren ist es natür­lich ein tak­ti­sches Spiel und nur begrenzt plan­bar. Aller­dings fin­den oft­mals sehr unter­schied­li­che Spiel­ver­läu­fe statt, so dass es auch auf Dau­er nicht lang­wei­lig wird.

Die Wür­fel wecken Emo­tio­nen und die erzähl­te Geschich­te ist stim­mig. Wurf­ma­schi­nen kön­nen geg­ne­ri­sche Bau­wer­ke zum Ein­stür­zen brin­gen, Wehr­tür­me erhö­hen aller­dings den jewei­li­gen Ver­tei­di­gungs­wert. Nero als Per­so­nen­kar­te ist so ver­rückt, dass er sich zwar aus dem Spiel nimmt, dafür aber auch eine geg­ne­ri­sche Bau­werks­kar­te mit zer­stört. Hier kön­nen im Ide­al­fall also Geschich­ten erlebt wer­den – das hät­te ich bei der doch eher mau­en The­men­ein­klei­dung nicht erwar­tet, spricht aber für die gute redak­tio­nel­le Arbeit und den inter­es­san­ten Mechanismus.

Fazit: Fakt ist, dass das Spiel sehr hohe Glücks­an­tei­le besitzt. Wel­che Wür­fel­wer­te wer­den gewor­fen? Wie ist die Ver­tei­lung der Kar­ten im Talon? Geht ein Kampf trotz rela­tiv nied­ri­ger Wahr­schein­lich­keit erfolg­reich für mich aus? Dadurch wer­den Emo­tio­nen geweckt und man wird im bes­ten Sin­ne unter­hal­ten. Stra­te­gie­spie­ler wer­den nicht befrie­digt, aber die Spie­ler, die ein kna­cki­ges Wür­fel­du­ell wol­len, wer­den mit REVOLTE IN ROM vor­züg­lich bedient – wenn man in Kauf nimmt, dass eini­ge Par­tien auch zu lang wer­den kön­nen. Bei uns jeden­falls bleibt es meis­tens nicht nur bei einer Par­tie und der Ver­lie­rer for­dert umge­hend Revanche.

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