TA-KE von Arve D. Fühler – erschienen bei Huch!

Bei japanischen Spieletiteln mache ich mir immer den Spaß, einen Freund nach deren Bedeutung zu fragen. Er lebte einige Zeit in Japan und hat mittlerweile auch eine Japanerin geheiratet. Dementsprechend kompetent sind deren Antworten auf meine Fragen. ta-ke (竹) heißt somit nach deren Meinung übersezt "Bambus". Allerdings hat das vorliegende TA-KE wenig mit Bambus am Hut (noch nicht einmal auf dem Hut). Es wurde noch spekuliert, ob es vielleicht ein Lesefehler ist und Bushi (武士), der Samurai, gemeint sein könnte (das erste Schriftzeichen liest sich auch taken, takeshi oder take). Wahrscheinlicher ist der Titel aber nur eine Lautmalerei zum englischen Wort "take"...
Thema... denn laut Boxtext sind die Spieler einflussreiche Shogune in Japan im ausgehenden Mittelalter. Als solcher holen wir uns nützliche Personen an unseren Hof, um mit deren Fähigkeiten die eigene Macht zu vergrößern. Wenn man ehrlich ist, ist das Thema aber komplett aufgesetzt. Meiner Meinung nach nicht schlimm, denn für ein abstraktes Spiel benötige ich kein Thema. Allerdings gibt das Thema eine schöne Steilvorlage für den gewählten Grafikstil.
Illustrationen... sind von der Fiore GmbH mit ihrem in Spielerkreisen sehr bekannten Namensgeber Christian Fiore, den man auch als Autor kennt und schätzt. Die Illustrationen im Spiel finde ich schön, aber nicht besonders Aufsehen erregend. Das Cover hingegen ist schlicht grandios! Schade nur, dass dieses positive Gefühl durch eine nicht sehr praktikable Wertungsleiste getrübt wird. Vorbildlich dagegen sind aber die vielen kleinen Erklärungshilfen über Symbole auf dem Spielplan.

Ausstattung... würde ich als "gehoben" bezeichnen. Denn die zentralen Spielsteine kommen als wertige Pokerchips in fünf Farben daher. Damit diese für eine anfängliche Auslage gemischt werden können, liegt sogar ein ausreichend großer Stoffbeutel bei. Ansonsten sind noch kleine Plastikmarker für die Wertungsleiste und die einzelnen Ablagestapel in der Box. Dort hat alles seinen Platz durch ein sinnvolles Tiefziehteil. Schade nur, dass sich dabei die kleinen Plastikmarker kaum aus den dafür vorgesehenen Mulden herausnehmen lassen.

Ablauf... ist einfach zu verstehen, aber anspruchsvoll zu spielen. Die Erfolgsformel vieler abstrakter 2‑Personen-Spiele trifft somit auch auf TA-KE zu. Der eigentliche Spielzug ist schnell gemacht: man nimmt sich einen Personen-Chip aus der mittleren Auslage und legt sich diesen in seinen eigenen Hof (auf die unterste Zeile). Dabei wird der Stapel, von dem der Personen-Chip genommen wird, mit einem kleinen Marker (dem "Geisterstein") markiert – und somit für den Gegenspieler bis auf weiteres blockiert.
Danach werten beide Spieler ihren Einfluss (= Siegpunkte) von der Personengruppe, die durch das Entfernen des Personen-Chips sichtbar und eben mit dem Geisterstein belegt wurde. Je mehr Personen dieser Gruppe man an seinem Hof hat, umso mehr Punkte kann man mit ihnen machen. Die Formel lautet: Anzahl der sichtbaren Personen in der mittleren Auslage * Persönlicher Einfluss im eigenen Hof. Da die Chips einen deutlich zu erkennenden farbigen Rand haben, kann man vorher schon gut planen, welche Person durch das Nehmen des Chips nun freigelegt wird. Ab hier beginnt also die Denk-Maschinerie!
Wenn zu Beginn alle Geistersteine auf den Chips liegen, werden diese wieder entfernt. Das bedeutet, dass die Auswahl immer eingeschränkter wird bis zu dem Zeitpunkt, bis alle fünf Stapel benutzt wurden. Erst dann hat man wieder eine volle freie Auswahl.
Die Personen-Chips haben aber natürlich noch eine zusätzliche Bedeutung und dienen nicht nur für unterschiedliche Wertungen. Denn jede Personengruppe hat noch eine Eigenschaft, die man zu Beginn seines Zuges nutzen kann. So lassen sich bspw. Geistersteine verschieben oder Chips auf andere Stapel versetzen. Problem daran ist, dass dann diese benutzen Personen-Chips bei der Berechnung der Wertungspunkte weniger wert sind (der Persönliche Einfluss als Multiplikator wird kleiner). Man ist also immer in dem Dilemma: soll ich die Person nutzen, auch wenn ich dann damit weniger Punkte erzielen kann?
Eine Partie TA-KE endet, wenn alle Stapel aufgebraucht wurden. Der Spieler mit den meisten Punkten darf sich dann Sieger nennen.

Das gefällt mir nicht so gut: Ich habe es schon bei den Illustrationen kurz angesprochen: die Wertungsleiste ist graphisch verbockt! Dieser gewundene Weg sieht zwar schön aus, ist aber im Gebrauch ausgesprochen unpraktisch. Mitverantwortlich dafür sind die teilweise etwas zu klein geratenen Felder (der Markierungsstein liegt dann nicht eindeutig). Viel mehr Probleme machen aber die Brücken, die sogar aus zwei Wertungsfeldern bestehen. Liegen dort beide Wertungsmarker in der Nähe, wird es arg unübersichtlich und fördern eine fehlerhafte Handhabung. Hier hätte weniger grafischer Schnick-Schnak gut getan. Außerdem hätte sie gerne mehr Felder als die 120 Punkte umfassen können, da wie eigentlich regelmäßig diese Punkteanzahl überschritten haben, was dann wieder zu einem umständlichen Versetzen der Marker geführt hat. Diese sind dazu noch recht glatt und können leicht verrutschen – was bei den kleinen Wertungsfeldern alles andere als folgenlos ist. Wünschenswert wäre auch eine grafische Unterscheidung, wer denn nun der rote und wer der schwarze Spieler ist. Dies hätte man gut durch eine unterschiedliche farbliche Gestaltung der beiden Innenhöfe erreichen können.
Nicht ganz glücklich bin ich mit dem aufgesetzten Thema. Ja, es gibt dem Spiel einen Rahmen und sorgt für eine ansprechende Grafik. Es macht aber auch die Regel etwas schwerer lesbar, da in der Folge Begriffe gesucht und verwendet wurden, die das Lernen eines eigenen Vokabulars nötig machen. "Audienzsaal", "Innenhof", "Daimyo", "Ronin" usw. sind alles Umschreibungen, die ersteinmal verinnerlicht werden müssen. Kein großes Problem, aber ich habe dann bei den Erklärungen doch eher von den "orangenen Scheiben" als von Daimyo gesprochen. Das liegt vielleicht aber auch daran, dass ich kein Problem damit habe, wenn ein Spiel kein Thema hat, sondern durch eine gute Mechanik zu überzeugen weiß.

Das gefällt mir gut: Denn genau das macht TA-KE: es überzeugt durch eine tolle Mechanik! Das Grundprinzip ist herrlich einfach. Personen-Chip nehmen, bei sich ablegen, werten – der Nächste bitte! Aber welchen Chip sollte ich am besten nehmen? Welche Farbe kommt dann zu Wertung? Und soll ich vorher nicht doch lieber eine eigene Personen-Eigenschaft nutzen?
Das Ganze lässt sich sicherlich gut voraus berechnen (und das muss natürlich in einem gewissen Maß auch gemacht werden). TA-KE lässt sich aber auch ohne übermäßige Kopfrechnerei halbwegs aus dem Bauch heraus spielen. Durch den möglichen Einsatz der Personen-Eigenschaften ist auch nichts wirklich sicher. Benutzt mein Gegner nun seinen Ninja oder droht er nur damit?
Im Spiel läuft vieles darauf hinaus, eine große Wertung zu erzielen. Ich agiere demnach offensiv: ich sichere mir eine bestimmte Farbe und versuche, die Mittelauslage noch zu meinem Gunsten zu beeinflussen. Gleichzeitig versuche ich aber, genau dieses beim Mitspieler zu verhindern. Ich muss somit auch defensiv agieren: ich nehme mir eine Farbe, die ich vielleicht gar nicht unbedingt brauche, die aber für meinem Mitspieler wichtig gewesen wäre. So entsteht ein taktisches Geplänkel mit Drohgebärden, Bockaden und fiesen Zwickmühlen. Meist sind die Endstände doch recht nah beieinander, weswegen TA-KE auch bis zum Ende spannend ist.

Ein großes Lob nochmals an die tolle Ausstattung. Wahrscheinlich hätte man TA-KE auch mit deutlich weniger wertigen Material auf den Markt bringen können. Aber wie schon bei KAMISADO wurde neben der Optik auch der Haptik großen Wert beigemessen. Die Chips sind klasse und auch die restliche Ausstattung weiß zu überzeugen (allerdings auch mit kleinem Verbesserungspotenzial).
Fazit: Ich bin zugegebenermaßen nicht der ganz große Fan von abstrakten 2‑Personen-Spielen, weswegen es TA-KE nicht einfach hat in meiner Gunst. Lieber mag ich kleinere schnelle Spiele (wie z.B. OKIYA) oder welche mit überraschenden versteckten Informationen (wie z.B. RAPTOR). Trotzdem hat mich TA-KE durchaus überzeugen können. Ein KAMISADO wird es bei mir nicht vom Thron stoßen (dort liebe ich das Kampangenspiel und die zusätzliche räumliche Dimension), aber für ein spannendes Duell kommt es sicherlich noch öfters auf den Tisch.
| Titel | TA-KE |
| Autor | Arve D. Fühler |
| Illustrationen | Fiore GmbH |
| Dauer | 20 bis 30 Minuten |
| Spieleranzahl | 2 Spieler |
| Zielgruppe | abstrakte Denker |
| Verlag | Huch! |
| Jahr | 2017 |
Ich bedanke mich bei Huch! für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.











Kompliment 🙂
Ich lese wirklich viele Rezensionen und war beeindruckt,wie gut und kurz Du dieses Spiel erklärt hast.
Ich bin ein Fan von Denkspielen und sehe es genauso wie Du. Kamisado ist einmalig und leider in meinen Augen zu wenig beachtetes Spiel.
Okiya mag ich auch sehr, deshalb empfehle ich Dir Gobblet, aber es gibt z.Zt.nur in dieser grauenhaften Kinderform.
Vielen Dank auch für die einzigartige Würfelschalenempfehlung, so ist Würfeln in der Kneipe möglich.
Die Farbe ist schön. Welche ist das? Bei Ebay kann ich sie nicht wiederfinden.
Ich antworte mal hier, da es vielleicht auch noch andere interessiert:
Die Farbe der fotografierten Würfelschale ist "grau". Die kommt bei ebay dunkler rüber, als es dann in natura der Fall ist. Ich besitze aber auch noch "grün" und "lila".
Ansonsten vielen Dank für das Lob und danke für den Gobblet-Tipp! Das werde ich mir mal ansehen.
Danke für die gute Rezension. Wir haben Ta-Ke nun einige Male gespielt. Etwas bleibt unklar: Wenn alle Stapel mit Geisterstein belegt sind, muss der Spieler, der als nächstes an der Reihe ist, abräumen (falls er keine Aktion mit Geisterstein ausführt). Kommt er danach noch an die Reihe oder ist sein Spielzug damit beendet? Falls er nur abräumen darf, hat unter Umständen immer derselbe Spieler alle Stapel zur Verfügung und der andere muss ständig abräumen. Wie legt ihr die Spielanleitung aus?
Die SpielerInnen sind immer abwechselnd am Zug. Beginnst du deinen Zug und alle Stapel sind mit Geistersteinen belegt, kannst du entweder eine Geistersteinaktion ausführen oder alle Steine abräumen und dann deinen Zug ausführen.
Viel Spaß dabei.
Arve