Shake That City von Mads Fløe und Kåre Torndahl Kjær – erschienen bei Board Game Circus
Wäre SHAKE THAT CITY das Spiel, was ich beim Wahrnehmen des Titel erwartet habe, dann hätte man den Spielspaß hinten auf der Box durch eine abgewandelte Richterskala darstellen können. So bleibt es allerdings bei den klassischen Angaben Spielzeit, Personenanzahl und Alter.
Thema... wir planen eine neue Stadt. Im Stile der Quadratestadt Mannheim wird dabei alles wohlfein geometrisch geordnet sein. Zusätzlich gilt es von uns auch bestimmte Grundsätze zu beachten: Einkaufsviertel wollen verkehrlich erschlossen sein, Wohnen und Industrie vertragen sich nicht und Grünflächen sind eigentlich überall gerne gesehen. Bleibt die Frage, warum bei der Planung ein großer Shaker zum Einsatz kommt. Welches überirdische Wesen sorgt für diese zufällig anmutende Bauleitplanung? Dazu wird leider nichts gesagt, sondern fatalistisch geschwiegen.
Illustrationen... wurden von Olga Kim in Szene gesetzt. Meines Wissens nach sind ihre Arbeiten für SHAKE THAT CITY die ersten in der Welt der Brettspiele. Ich bin gespannt, ob in Zukunft noch weitere Spiele von ihr gestaltet werden. Mit SHAKE THAT CITY hat sie zumindest schon einmal eine geglückte erste Visitenkarte abgeliefert.
Ausstattung… 200 pappige Stadtplättchen, 40 bunte Würfel, 28 Wertungsplättchen, 16 Baustellenplättchen als ein eigenes Modul, doppelseitig bedruckte Spieltableaus, Rundenleiste und Rundenmarker – aber nur eine Sache nehmen wir wirklich wahr: ein Shaker!
Dieser Shaker erinnert nicht grundlos an die Würfelpyramide aus CAMEL UP. Mit ein wenig handwerklichem Geschick und unter Zuhilfenahme von passenden Gummiringen zusammen gebaut, steht uns von nun an ein Konstrukt zur Verfügung, das sehr zuverlässig neun Würfel in einem 3*3‑Raster ausspuckt.
Ablauf… in 15 Runden puzzeln wir Stadtplättchen auf unser Tableau. Dabei achten wir einerseits auf die Erfüllung der zufällig bestimmten Wertungsplättchen am Rand, andererseits aber auch auf die Punktefähigkeiten der jeweiligen Stadtplättchen.
Welche Stadtplättchen uns zur Verfügung stehen, wird über den Shaker bestimmt. Die abwechselnde Bauleitung sorgt dafür, dass neun Würfel erscheinen. Dann wählt sie davon eine Farbe aus und nimmt sich die farblich passenden Stadtplättchen, um diese auf das eigene Tableau zu puzzeln. Wichtig dabei ist, dass die Anordnung der Würfel deckungsgleich beim Bau übernommen wird. Nun dürfen die Mitspielenden aus dem Angebot Würfel einer andere Farbe wählen und die entsprechenden Plättchen in ihre Stadt einbauen.
In den letzten drei Runden ist die von der Bauleitung gewählte Farbe nicht mehr gesperrt, so dass wir dann ein wenig mehr Freiheitsgrade erhalten – aber nur dann, wenn wir die Plättchen überhaupt einbauen können. Denn wir müssen immer die vollständige Anzahl an Plättchen nehmen, womit wir am Ende bei der Wahl der Farbe deutlich eingeschränkt sein können.
Das gefällt mir nicht so gut: in SHAKE THAT CITY betreiben wir spielerische Stadtplanung. Allerdings sollten wir aufpassen, dass dabei der Wortteil "-planung" nicht übermäßig betont werden. Denn wenn wir ehrlich sind, können wir gar nichts planen. Wir können lediglich hoffen und bangen, dass zur richtigen Zeit die richtigen Farbwürfel auftauchen (und das noch in der richtigen Ausrichtung des Rasters). Deswegen würde ich ein wenig schnippisch behaupten, wir betreiben in SHAKE THAT CITY keine Stadtplanung, sondern eine Stadtwette. Ich verfolge – angeleitet durch die unterschiedlichen Wertungen – einen Plan. Aber ich habe nichts in der Hand, um diesen Plan auch zielgerichtet verwirklichen zu können. Entsprechend ohnmächtig können wir uns am Ende fühlen, wenn so gar nichts mehr gelingen will.
Nicht ohne Grund hat das Spiel einen gut funktionierenden Solo-Modus. Denn Interaktion zwischen den Spielenden ist kaum vorhanden. Natürlich schaue ich gebannt auf die farbigen Würfel, wenn der Shaker hochgehoben wird und stöhne laut auf, wenn die Bauleitung dann eine Farbe für sich beansprucht, die ich auch gerne benutzt hätte. Aber das war dann die einzige Form von Interaktion – und ist dann sehr zufällig. Denn die Bauleitung wird meist nur an die eigenen Bedürfnisse denken. Nimmt sie mir eine Farbe weg, dann nicht wegen einer bösen Absicht, sondern aus Unkenntnis, was ich eigentlich so vor mich hinpuzzle. Mir fehlen somit konkurrierende Elemente, die dafür sorgen, dass ich an den Bauten meiner Mitspielenden teilhabe. So ist SHAKE THAT CITY lediglich ein weiteres Solitär-Puzzle.
Die Illustrationen als solches gefallen mir – insbesondere das Cover. Allerdings hätte ich mir schon gerne etwas mehr Abwechslung auf den Stadtplättchen gewünscht. Mir ist durchaus bewusst, dass ein Mehr an Variationen deutlich aufwändiger und damit leider auch teurer ist. Aber für das Auge wäre es eine Wohltat. So haftet all unseren Städten etwas steriles an, weil jedes Gebäude einer Art gleich aussieht. Und wo sind die Menschen? Wo ist das Leben in der Stadt?
Das gefällt mir gut: Der gar nicht so heimliche Star des Spiels ist der Shaker. Es macht riesigen Spaß, diesen zu benutzen! Alle wollen ihn anfassen, schütteln und rütteln und dann für Ahs und Ohs sorgen, wenn er hoch gehoben wird. Natürlich ist er lediglich ein Gadget und irgendwie hätte man seine Funktion auch anders lösen können. Aber er ist im besten Sinne verspielt.
SHAKE THAT CITY besitzt eine große Klarheit, die auch sehr überzeugend von der Anleitung vermittelt wird. Die einzelnen Gebäude-Wertungen sind gut aufbereitet und werden somit auch schnell verstanden. Außerdem wird noch eine Variante angeboten, die den Einstieg vereinfacht. In dieser wird geraten, erst einmal auf die Gebäude-Wertungen zu verzichten und lediglich die äußeren Wertungsplättchen zu beachten. Das reicht manchen Gruppen schon völlig aus, um trotzdem ausreichend gefordert zu werden. Mit etwas Übung können dann die Stadtplättchen hinzu genommen werden.
Ketzerisch könnte man behaupten, dass wir in SHAKE THAT CITY immer das Gleiche machen. Anschauen, was für Würfel ausliegen, und entsprechend puzzeln. Fünfzehn Runden, immer und immer wieder. Aber durch die rarer werdenden Bauplätze zieht dabei der Spannungsbogen merklich an und die gespielten Anzahl der Runden fühlt sich genau richtig an – schließlich sind die Spielzüge durch das gleichzeitige Puzzeln rasch abgehandelt. Zusätzlich werden von Haus aus noch einige Variationsmöglichkeiten angeboten. Die Rückseite des Tableaus verändert leicht die Gebäude-Wertungen der Parks und der Wohnhäuser. Außerdem sind noch zwei weitere kleine Module in der Box, die ebenfalls Abwechslung bieten.
Fazit: Da ich gerne spielerisch Städte plane, hat SHAKE THAT CITY grundsätzlich meine Sympathie. Allerdings empfinde ich andere Spiele in diesem Genre stärker. Die leichte Zugänglichkeit ist sicherlich ein großer Pluspunkt. Die fehlende Interaktion und der hohe Glücksanteil verhindern allerdings eine größere Begeisterung. Jedoch, dieser Shaker...
Titel | Shake That City |
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Autoren | Mads Fløe und Kåre Torndahl Kjær |
Illustrationen | Olga Kim |
Dauer | 20 bis 40 Minuten |
Personenanzahl | 1 bis 4 Personen |
Zielgruppe | geschüttelte Familienspielrunden |
Verlag | Board Game Circus |
Jahr | 2024 |
Hinweis | Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars! |
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