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Speed-Dating: Vendetta, Die Panda-Panik, Wer hat Mr. Reed getötet? und Tod auf der Jacht

Speed-Dating-09-24

Das heu­ti­ge Speed-Dating hät­te ich auch als Krim­mi-Din­ner ver­an­stal­ten kön­nen. Denn die­ses Mal steht die Auf­klä­rung von Ver­bre­chen im Vor­der­grund. Die fan­den bei VENDETTA im Mafia-Milieu statt, in DIE PANDA-PANIK ver­folg­ten wir eine tie­ri­sche Ent­füh­rung, dann gab es in TOD AUF DER JACHT ein paar Todes­fäl­le auf dem Gewäs­ser und dazwi­schen gin­gen wir noch der Fra­ge nach WER HAT MR. REED GETÖTET?

Ich selbst wür­de mich nicht unbe­dingt als Spe­zia­lis­ten für die­ses Gen­re bezeich­nen. So haben bei­spiels­wei­se Krim­i­mas­ter Steph oder auch die Brett­spiel­poe­tin Son­ja bestimmt deut­lich mehr Erfah­rung mit Spie­len die­ser Art. Trotz­dem kom­men die­se immer mal wie­der auf den Tisch. Und noch eine Sache ist wich­tig: die nach­fol­gen­den Erfah­run­gen basie­ren immer nur auf ein ein­ma­li­ges Durch­spie­len und sind somit zwangs­läu­fig Ersteinschätzungen.

Master of Crime: Vendetta von Verena Wiechens, Martin Student und Lukas Setzke – erschienen im KOSMOS Verlag 

Master of Crime - Vendetta - Box
Bild: KOSMOS

Der Titel ist ein­deu­tig: wir sind im Mafia-Milieu unter­wegs! Der nicht min­der kri­mi­nel­le Sohn unse­res Don ist erschos­sen wor­den und wir sol­len nun her­aus­fin­den, war­um es so weit gekom­men ist und wel­che Per­so­nen dabei invol­viert waren. Unse­re Vor­ge­hens­wei­se ist ähn­lich zur Poli­zei: wir spü­ren die letz­ten Duft­mar­ken nach, befra­gen Weg­ge­fähr­ten und unter­su­chen Schau­plät­ze. Doch da wir mitt­ler­wei­le in den 2020er Jah­ren leben, bedeu­tet das auch, dass wir digi­ta­le Spu­ren ver­fol­gen müssen.

Die MASTER OF CRIME Serie ist ein Kind des Noc­tis Ver­la­ges, die mitt­ler­wei­le durch den KOSMOS Ver­lag ver­trie­ben wird. Wir ver­kör­pern dar­in nicht klas­si­sche Ermitt­lungs­rol­len, son­dern wech­seln die Sei­te, was den Geschich­ten eine neue Per­spek­ti­ve beschert. Dabei ist das Spiel­ma­te­ri­al erst ein­mal über­schau­bar. Auf uns war­tet ein Ermitt­lungs­pla­kat, eini­ge Umschlä­ge und ein dickes Kar­ten­deck, wel­ches auch dazu benutzt wird, uns die grund­le­gen­den Regeln zu ver­mit­teln. Sehr schnell wird uns klar gemacht, dass wir auch noch tech­ni­sche Hilfs­mit­tel benö­ti­gen. Denn ohne Inter­net aber auch Mail­pro­gramm und Tele­fon kom­men wir nicht wei­ter. Das fühlt sich erfri­schend lebens­echt an. Denn auf ein­mal über­prü­fen wir geo­gra­fi­sche Gege­ben­hei­ten und rufen auch mal eine uns vor­her unbe­kann­te Num­mer an. Einen nicht zu unter­schät­zen­den Teil unse­rer Zeit ver­brin­gen wir zudem auf Web­sei­ten, die das Noc­tis Team nur für die­sen Fall erstellt haben. Das scheint denen einen gro­ßen Spaß zu berei­ten, denn die­se sind meist umfang­rei­cher als not­wen­dig, was somit deut­lich die Immersi­on erhöht. Bei man­chen Fra­ge­stel­lun­gen steu­ern wir aber auch bekann­te Inter­net-Enzy­klo­pä­die an, um uns über all­ge­mein Hin­ter­grün­de zu informieren.

Aus­gangs­punkt unse­rer Ermitt­lun­gen sind aber die Spiel­kar­ten bzw. die Inhal­te der Umschlä­ge. Das kön­nen dann Zei­tungs­ar­ti­kel, Fotos oder ande­re Infor­ma­ti­ons­schnip­sel sein, die wir nun inter­pre­tie­ren und ein­ord­nen müs­sen. Dabei sind auch immer mal wie­der Rät­sel zu lösen, deren Lösun­gen wir in eine Inter­net­ein­ga­be­mas­ke über­tra­gen müs­sen. Mit die­ser Mas­ke ist auch ein Hil­fe-Sys­tem ver­knüpft, um uns aus mög­li­chen Sack­gas­sen zu befreien. 

Wäh­rend unse­rer Ermitt­lun­gen lan­den wir zudem immer mal wie­der an Ent­schei­dungs­punk­ten, bei denen sich die wei­te­re Geschich­te ver­zweigt. Somit wer­den wir auch nicht alle vor­han­de­nen Kar­ten zu Gesicht bekom­men. Im Lau­fe unse­rer Ermitt­lun­gen sam­meln wir Erfah­rungs­punk­te, die spä­ter hel­fen, unse­re Leis­tun­gen in einer Ska­la ein­zu­ord­nen. Davon kann man sich natür­lich frei machen. Aller­dings spricht es schon das Beloh­nungs­sys­tem in unse­rem Kopf an, wenn wir Erfolgs­ster­ne aus­ma­len dürfen.

Für VENDETTA soll­te sich Zeit genom­men wer­den. Will alles gese­hen wer­den, dann sind vier Stun­den sicher die ein­zu­pla­nen­de Grö­ßen­ord­nung. Theo­re­tisch kann man auch eine Pau­se machen und den Spiel­stand spei­chern, aber wir haben VENDETTA in einem Rutsch durch­ge­spielt. Je grö­ßer das Team ist, des­to schnel­ler kann auch ermit­telt wer­den. Aber dann wird par­al­lel am Fall gear­bei­tet und es kann sein, dass wir selbst nicht mit­be­kom­men, was auf der ande­ren Sei­te des Tisches passiert.

Vier Stun­den klingt lang – es fühl­te sich aber deut­lich schnel­ler an. Denn beim Ermit­teln haben wir gar nicht gemerkt, wie die Zeit ver­ging, so tief steck­ten wir in der Ana­ly­se der Hin­wei­se. Dabei hat mir die Hand­lung übri­gens gar nicht so gut gefal­len, was aber am The­ma Mafia liegt. Mir per­sön­lich ist das etwas zu aus­ge­lutscht. Da gefällt mir das Set­ting von MASTER OF CRIME: STILLEBEN deut­lich bes­ser, weil wir dar­in einen Muse­ums­dieb­stahl durch­füh­ren. Trotz die­ser the­ma­ti­schen Vor­be­hal­te hat mich VENDETTA aber dar­in bestä­tigt, dass die MASTER OF CRIME Serie ein High­light der vie­len Ermitt­lungs­spie­le bil­det. Wir haben nicht das Gefühl, dass wir eine Geschich­te nur nach­spie­len. Nein, wir sind mittendrin!

Ich weiß nicht, was es in Mafia-Krei­sen bedeu­tet, wenn man eine Rose erhält. Aber von mir bekommt VENDETTA eine sol­che für das über­zeu­gen­de Spielerlebnis.

Mas­ter of Crime: Ven­det­ta | Vere­na Wie­chens, Mar­tin Stu­dent und Lukas Setz­ke | Jens Bring­mann und Valen­tin Kopetz­ki | 180 bis 240 Minu­ten | 1 bis 6 Per­so­nen | KOSMOS


Murdio Island: Die Panda-Panik von Kai Dorenkamp und Hans Pieper – erschienen bei Oetinger

Murdio Island - Die Panda-Panik - Box
Bild: Oeting­er

Eine ganz neue Kri­mi-Rei­he star­te­te Oeting­er in die­sem Som­mer. Auf Mur­dio Island wur­de aus Kos­ten­grün­den die Poli­zei abge­schafft und erstaun­li­cher­wei­se macht das nun Pro­ble­me – was anschei­nend durch­aus im Sin­ne des regie­ren­den Bür­ger­meis­ters ist. Soweit die etwas kon­stru­ier­te Rah­men­hand­lung. Schau­en wir uns aber doch mal die Mecha­nik die­ser Rei­he an.

MURDIO ISLAND: DIE PANDA-PANIK bezeich­net sich selbst als inter­ak­ti­ves Audio-Brett­spiel. Das passt schon, denn einer­seits haben wir 50 klei­ne Orts­kar­ten, 17 gro­ße Rät­sel­kar­ten sowie einen Spiel­plan, der mit sei­nem groß­flä­chi­gen Ras­ter als Abla­ge für die Orts­kar­ten dient. Aller­dings hilft uns das Mate­ri­al als sol­ches nicht wei­ter, denn wir benö­ti­gen auch noch eine App. Dort kön­nen wir dann Codes ein­ge­ben und bekom­men dann gut pro­du­zier­te Hör­spiel-Bei­trä­ge zu hören. Die­se ani­mie­ren uns dann, aus dem Ange­bot eine beschrie­be­ne Orts­kar­te her­aus­zu­su­chen und die­se auf dem Spiel­plan abzu­le­gen. Haben wir das rich­tig gemacht, wer­den wir mit dem nächs­ten pas­sen­den Ein­spie­ler belohnt. Ab und an müs­sen wir dann auch noch klei­ne Rät­sel lösen.

Das ist ein grund­so­li­des Gerüst, um dar­über einen Kri­mi­nal­fall erle­ben zu kön­nen. Aller­dings hakt es doch an eini­gen Details. Die Ein­spie­ler dau­ern meist viel zu lan­ge, weil sie nicht auf den Punkt kom­men. Statt­des­sen wird ver­sucht, Atmo­sphä­re zu schaf­fen, was aber auch nicht funk­tio­niert. Denn einer­seits sind die Dia­lo­ge mei­ner Mei­nung nach zu affek­tiert ein­ge­le­sen und zusätz­lich war der zur Ver­fü­gung gestan­de­ne Per­so­nen­kreis zu klein. Gefühlt muss­te eine Per­son drei Rol­len lesen, wes­we­gen der 50jähriger Mann genau­so klingt wie der 20jährige Poli­zei­schü­ler. Zudem bevor­zu­ge ich kur­ze und prä­gnan­te Ein­spie­ler, auf die ich mich dann kon­zen­trie­ren kann. Ja, auch die ADVENTURE GAMES haben teil­wei­se sehr lan­ge Text­pas­sa­gen. Aber dort habe ich noch ein Text­heft zur Ver­fü­gung und kann die­ses nut­zen, um schnell an die wich­ti­gen Infor­ma­tio­nen zu kom­men. Der­ar­ti­ges fehlt.

Ein Ver­gleich zu den ADVENTURE GAMES bie­tet sich an, weil sich das Vor­ge­hen ähn­lich anfühlt. Wir erkun­den einen Ort und ent­schei­den dann, wo wir wei­ter suchen wol­len. Aller­dings bie­tet uns DIE PANDA-PANIK viel zu sel­ten eine Alter­na­ti­ve. Unse­re neun­mal­klu­ge Beglei­tung gibt uns stän­dig vor, was wir nun machen sol­len. Dem fügen wir uns zwangs­läu­fig, da ohne­hin kaum ande­re Optio­nen bestehen. Wir füh­len uns meist in eine pas­si­ve Rol­le gedrängt, dabei wären wir doch viel lie­ber der akti­ve Teil. Die Rät­sel lockern ein klein wenig das zuschau­en­de Gefühl auf, sind aber auf einem so ein­fa­chen Niveau, dass sie sich eher wie unlieb­sa­me Wer­be­pau­sen anfüh­len, in denen eine Per­son mal schnell auf die Toi­let­te gehen kann.

Die Sto­ry ist her­kömm­lich und rela­tiv belang­los, stört aber auch nicht. Im Gegen­satz zu den Illus­tra­tio­nen. Da ich nir­gend­wo Anga­ben gefun­den habe, wer die­se erstellt hat, drängt sich durch den Stil und die Qua­li­tät der Ver­dacht auf, dass die­se KI-gene­riert sind. Denn oft­mals pas­sen die Beschrei­bun­gen nur grob zu dem, was uns der Text vor­her vor­ge­ge­ben hat. Man hat das Gefühl, dass die KI mit die­sem Text gefüt­tert wur­de, wobei die Sze­nen­be­schrei­bun­gen dann nur ansatz­wei­se umge­setzt wur­den. Wir waren uns oft­mals unsi­cher, wel­che Orts­kar­te wir nun eigent­lich benut­zen sol­len, weil die Infos immer nur grob dort zu fin­den waren. Das ist sehr scha­de, weil ich die­ses Spiel-Ele­ment durch­aus reiz­voll fin­de – auch, weil nicht alle Orts­kar­ten im Spiel­ver­lauf genutzt werden.

Im Gro­ßen und Gan­zen war somit DIE PANDA-PANIK eine Ent­täu­schung. Das Grund­kon­zept, eine Art ADVENTURE GAMES in unter einer Stun­de zu spie­len, ist aus­bau­fä­hig – an den Details muss mei­ner Mei­nung nach aber noch gewer­kelt wer­den. Zumin­dest DIE PANDA-PANIK erhält somit kei­ne Rose.

Mur­dio Island: Die Pan­da-Panik | Kai Doren­kamp und Hans Pie­per | ? | 45 bis 60 Minu­ten | 1 bis 4 Per­so­nen | Oetinger


Wer hat Mr. Reed getötet? – erschienen bei Hidden Games

Wer hat Mr. Reed getötet - Box
Bild: Hid­den Games

Auch WER HAT MR. REED GETÖTET? arbei­tet haupt­säch­lich mit Sound-Schnip­seln. Die­se sind aber glück­li­cher­wei­se deut­lich kür­zer und die ein­zel­nen Stim­men sind prä­gnan­ter. Bei­des trägt dazu bei, dass uns WER HAT MR. REED GETÖTET? im Ver­gleich zu DIE PANDA-PANIK deut­lich bes­ser gefal­len hat.

Zuge­ge­be­ner­ma­ßen bedie­nen bei­de Spie­le aber auch unter­schied­li­che Ziel­grup­pen. Denn im Ver­gleich zu DIE PANDA-PANIK ist WER HAT MR. REED GETÖTET? wesent­lich umfang­rei­cher und damit auch kom­ple­xer. Über 7 Sze­na­ri­en hin­weg gehen wir der titel­ge­ben­den Fra­ge nach. Dabei ergibt sich eine Spiel­zeit von etwa drei bis vier Stun­den. Zu Beginn eines jeden Sze­na­ri­os wer­den uns Fra­gen mit­ge­ge­ben, die wir dann beant­wor­ten sol­len. Für die­se Über­prü­fung wird kei­ne App oder Web­site benö­tigt, son­dern es liegt ein aus­führ­li­ches Lösungs­heft bei. Trotz­dem brau­chen wir einen Inter­net­zu­gang, da die ein­zel­nen Sound­schnip­sel über eine ein­fach zu bedie­nen­de Web­site zur Ver­fü­gung gestellt werden.

Anfangs ist Mr. Reed übri­gens noch quick­le­ben­dig und bringt die bestehen­den Ver­hält­nis­se in der ame­ri­ka­ni­schen (!) Klein­stadt Haven­burg mäch­tig durch­ein­an­der. Das wird per­fekt optisch unter­stützt durch klei­ne Puz­zle-Tei­le, die wir nach und nach auf den Spiel­plan able­gen. Damit über­de­cken wir bei­spiels­wei­se ein Gebäu­de, des­sen Nut­zung sich in der Chro­no­lo­gie der Ereig­nis­se geän­dert hat. Durch die­se Ver­än­de­run­gen erhal­ten wir aber auch mal mehr mal weni­ger sub­ti­le Infor­ma­tio­nen. Zusätz­lich kön­nen wir auf die­sem Spiel­plan noch die Mar­ker für die ein­zel­nen Sound­schnip­sel ver­tei­len. Dadurch kön­nen wir die­se den ein­zel­nen Orten zuwei­sen, was eine gro­ße Hil­fe ist. Eben­falls hilf­reich ist die Über­sicht mit den Ver­däch­ti­gen und ein gut struk­tu­rier­ter Notizzettel.

Die­ser ist auch not­wen­dig, wenn der Fall nicht an einem Stück gespielt wird. Denn man­che Hin­wei­se kön­nen auch in nach­fol­gen­den Sze­na­ri­en noch wich­tig wer­den. Lei­der ist nicht aus­rei­chend in der Anlei­tung beschrie­ben, wie bei einem sol­chen Sze­na­ri­en­wech­sel vor­zu­ge­hen ist. Sol­len die Ermitt­lungs­kar­ten weg­ge­räumt wer­den oder in der Nähe ver­blei­ben? Glei­che Fra­ge gilt für die Puz­zle-Tei­le. Wir hat­ten die­se anfangs immer wie­der vom Plan genom­men, bis wir irgend­wann ver­stan­den haben, dass die­se lie­gen blei­ben sol­len. Denn ganz am Ende ist dann der kom­plet­te Plan über­deckt. Wäh­rend des Spie­lens wird sich immer wie­der auf Details aus älte­ren Sze­na­ri­en bezo­gen. Des­we­gen soll­ten nicht nur die Sound­mar­ker und Per­so­nen­kar­ten zur Hand sein, son­dern auch die Kar­ten aus den älte­ren Sze­na­ri­en, um noch­mals etwas über­prü­fen zu kön­nen. Sehr hilf­reich sind dabei übri­gens die Per­so­nen­kar­ten mit ihren sehr kur­zen Hör-Sequen­zen, die aber aus­rei­chen, um der Per­son eine Stim­me zuord­nen zu können.

Die ein­zel­nen Fra­gen zu den Sze­na­ri­en emp­fan­den wir als unter­schied­lich schwer. Mal lag die rich­ti­ge Ant­wort so deut­lich vor uns, dass wir schon an uns zwei­fel­ten ("so ein­fach kann die Lösung doch nicht sein!"). Bei ande­ren Fra­gen fan­den wir hin­ge­gen die Her­lei­tung aben­teu­er­lich und deren Auf­lö­sung zu weit her­ge­holt. Nur weil gesagt wird, dass Per­son A an Ort B ist lässt sich unse­rer Mei­nung nicht auto­ma­tisch her­lei­ten, dass die­se Per­son dort dann auch eine wich­ti­ge Funk­ti­on über­nom­men hat. Aber wer sonst? Also dann halt doch Per­son A. Sol­che nicht wirk­lich nach­voll­zieh­ba­ren Schlüs­se gab es mehr­mals. Wahr­schein­lich sind es in der Sum­me zu vie­le Hand­lungs­strän­ge, die jon­gliert wer­den wol­len. Nicht für alle reicht die kal­ku­lier­te Zeit und Mate­ri­al aus, so dass die Sto­ry manch­mal einen klei­nen Schluck­auf produziert.

Ger­ne hät­ten der Spiel­plan noch etwas mehr ein­ge­bun­den sein kön­nen. Schließ­lich wirbt der Ver­lag damit, dass WER HAT MR. REED GETÖTET? nun ein Brett­spiel ist. Vom Cha­rak­ter her ist es aber eher ein Hör­spiel-Kri­mi und das Spiel­brett mit den Puz­zle-Tei­len wirkt etwas auf­ge­setzt. Was durch­aus auch wört­lich zu neh­men ist, denn das gan­ze Kon­strukt sehr rut­schig und somit etwas ner­vig. Dabei gefiel uns aller­dings die Art der Infor­ma­ti­ons­ge­win­nung. Durch den Vor­her-Nach­her-Ver­gleich konn­ten wir uns Ereig­nis­se erschlie­ßen, die wich­tig für die Hand­lung sind.

Ins­ge­samt haben wir uns durch WER HAT MR. REED GETÖTET? gut unter­hal­ten gefühlt. Mir gefal­len aller­dings die ande­ren Pro­duk­te von Hid­den Games deut­lich bes­ser, so dass ich nun zwar weiß, wer Mis­ter Reed ermor­det hat – die­ses Wis­sen aber nicht aus­reicht, um eine Rose an das Spiel zu überreichen.

Wer hat Mr. Reed getö­tet? | 7 x etwa 30 bis 45 Minu­ten | 1 bis 4 Per­so­nen | Hid­den Games


Unsolved: Tod auf der Jacht von Frederic Moyersoen – erschienen bei AMIGO

Unsolved - Tod auf der Jacht - Box
Bild: AMIGO

Nach­dem alle vor­ge­stell­ten Spie­le immer ein digi­ta­les Hilfs­ge­rät benö­tig­ten, konn­te das Dating mit TOD AUF DER JACHT rein ana­log statt­fin­den. Denn dar­in erhal­ten wir zum Ermit­teln ledig­lich Bild­kar­ten auf die Hand. Der Clou ist dabei fol­gen­der: 30 Bild­kar­ten bil­den eine Basis, pro Kapi­tel kom­men dann noch sechs wei­te­re Kar­ten hin­zu. Die Box beinhal­tet drei Kapi­tel, die alle auf­ein­an­der auf­bau­en. Zusätz­lich zu den Kar­ten lie­gen noch form­schön drei Umschla­ge bei, mit denen das Mate­ri­al sor­tiert wer­den kann – und die auch die jewei­li­gen Lösun­gen präsentieren.

Die Anlei­tung lässt uns aus­su­chen, ob wir gemein­sam den Fall lösen oder ob wir geg­ne­ri­sche Teams bil­den wol­len. Da wir aber auch in der kom­pe­ti­ti­ven Vari­an­te einen gemein­sa­men offe­nen Kar­ten­pool bil­den, hemmt die Gegen­ein­an­der-Ver­si­on in mei­nen Augen den Spiel­fluss. Denn nun wird ver­sucht, heim­lich im Team die Infor­ma­tio­nen aus­zu­tau­schen, was zu merk­wür­di­gen Ver­ren­kun­gen führt. Mein Tipp lau­tet also: lie­ber gleich gemein­sam die Fäl­le lösen!

Das Spiel­prin­zip erin­nert sehr an die SHER­LOCK-Rei­he. Wir mischen alle Kar­ten eines Kapi­tels in einen Sta­pel und bekom­men nun häpp­chen­wei­se Kar­ten auf die Hand. Nach­dem wir die Kar­ten betrach­tet haben, kön­nen wir ent­schei­den, wel­che wir offen aus­spie­len und wel­che wir ver­deckt able­gen. Dabei dür­fen wir aber spä­ter noch über die abge­leg­ten Kar­ten reden, so dass wir uns die maß­geb­li­chen Inhal­te mer­ken soll­ten. Nach­dem wir alle Kar­ten gese­hen haben, müs­sen wir am Ende des Kapi­tels die glei­chen fünf Fra­gen beantworten:

  • Wer ist das Opfer? 
  • Wer ist für den Tod des Opfers verantwortlich? 
  • Wie ist das Opfer zu Tode gekom­men bzw. was ist die Tatwaffe? 
  • War­um muss­te das Opfer ster­ben (was sind die Hin­ter­grün­de oder Motive)?
  • Wel­che Hin­wei­se und Bewei­se spre­chen für euren Verdacht?

Über das Anse­hen der Kar­ten müs­sen wir einen Tat­her­gang kon­stru­ie­ren. Im ers­ten Kapi­tel ler­nen wir dabei die meis­ten Per­so­nen ken­nen und ver­su­chen, einen umfas­sen­den Gesamt­ein­druck zu bekom­men. Da am Ende des ers­ten Kapi­tels ledig­lich sechs Kar­ten durch neue Kapi­tel-Kar­ten ersetzt wer­den, ken­nen wir dann in den nach­fol­gen­den Kapi­teln den Groß­teil der Kar­ten. Nun gilt es, die Infor­ma­tio­nen neu zu ord­nen und viel­leicht auch anders zu werten.

Anders als bei der SHER­LOCK-Rei­he wird bei der Kar­ten­ge­stal­tung kom­plett ohne Text auf den Kar­ten gear­bei­tet (außer den LED-Anzei­ge von Uhren). Zusätz­lich ent­spricht die Per­spek­ti­ve eigent­lich immer die eines beob­ach­ten­den Men­schen. Es exis­tiert also kei­ne Drauf­sicht oder bspw. die Abbil­dung eines Plans zu sehen. Dadurch ist die Sicht recht ein­ge­schränkt und es fehlt manch­mal eine benö­tig­te Erkennt­nis-Tie­fe. Wir müs­sen somit mehr inter­pre­tie­ren, was durch­aus die Dis­kus­si­on anheizt. Ich wür­de das Spiel­ge­fühl von TOD AUF DER JACHT mit INSTACRIME ver­glei­chen, wel­ches aber deut­lich beschränk­ter ist, weil dort die Kar­ten nicht reih­um wei­ter­ge­ge­ben, son­dern nur beschrie­ben werden.

Nach­dem wir das ers­te Kapi­tel gespielt hat­ten, lie­ßen wir übri­gens gleich noch die ande­ren bei­den Kapi­tel fol­gen. Die­sen waren im Ver­gleich zum ers­ten Kapi­tel rasant gespielt, weil wir schon inten­siv über die ers­ten 30 Bil­der gespro­chen hat­ten und wir uns nur noch auf die neu­en Bil­der kon­zen­trie­ren konn­ten. Die­ses Vor­ge­hen haben wir als Vor­teil emp­fun­den, zumal so auch bes­ser die Viel­schich­tig­keit der Geschich­te wahr­ge­nom­men wer­den konn­te. Die­se hat sicher­lich auch ihre Schwä­chen und bei einer Detail-Her­lei­tung waren wir ande­rer Mei­nung (was aber auch an dem vor­han­de­nen Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum lag). Im Gro­ßen und Gan­zen haben wir uns aber gut unter­hal­ten gefühlt, was nicht nur an unse­ren erfolg­rei­chen Ermitt­lungs­er­geb­nis­sen lag. Beson­ders gut haben uns die Illus­tra­tio­nen gefal­len, die ihren eige­nen Stil haben und zwar viel, aber auch nicht zu viel zei­gen. Die Alters­an­ga­be 16+ emp­fand ich durch das The­ma pas­send, auch wenn sicher­lich vie­le jün­ge­re Kin­der heut­zu­ta­ge lei­der schon mit mehr Gewalt­dar­stel­lun­gen in Berüh­rung gekom­men sind.

Aller­dings emp­fan­den wir das SHER­LOCK-Sys­tem im direk­ten Ver­gleich stär­ker. Das Mate­ri­al dort ist einer­seits noch kom­pak­ter, ande­rer­seits aber auch viel­fäl­ti­ger. Zusätz­lich sind die Fäl­le noch etwas dich­ter und vor allem die Fra­ge­run­de am Ende über­ra­schen­der. Somit reicht es für TOD AUF DER JACHT nicht ganz für eine Rose.

Unsol­ved: Tod auf der Jacht | Fre­de­ric Moy­er­soen | Fio­re GmbH | 3×45 Minu­ten | 1 bis 6 Per­so­nen | AMIGO


Hin­weis: für die Bespre­chung wur­den von den Ver­la­gen Rezen­si­ons­exem­pla­re zur Ver­fü­gung gestellt

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