Skull King – Das Würfelspiel von Manfred Reindl – erschienen bei Schmidt Spiele
Die Zeit der "großen Verwürfelung" von Brettspielen ist eigentlich vorbei. Trotzdem passiert es immer wieder, dass Würfeladaptionen von bekannten Spielen auf den Markt kommen. Bei SKULL KING hat mich das gewundert, da mir nicht sofort in den Sinn kam, wie man aus einem nicht uninteressanten Kartenstichspiel ein Würfelspiel konzipieren kann. Nun weiß ich es. Bin ich aber glücklich über das Ergebnis?
Thema... sollte man lieber nicht hinterfragen. Nach historisch nicht belegter Meinung des Verlages, sollen die Piraten damals dieses Spiel gespielt haben, um bei einem Würfel-Wettstreit die "wirklich wichtigen Entscheidungen" zu treffen. Kann man eben so glauben, wie die Aussage "mit ein bisschen Glück und Geschick" – denn letzteres ist nicht wirklich vonnöten und vom ersteren braucht man mehr als reichlich!
Grafik... ist von Eckhardt Freytag, der leider kürzlich viel zu früh von uns gegangen ist. Wie so oft, schaffte er es auch in diesem Spiel, seinem ganz eigenen opulenten Grafikstil treu zu bleiben. Ich würde jetzt nicht jedes Spiel so gestaltet sehen wollen, aber zu SKULL KING (insbesondere dem Kartenspiel) passt dieser Stil ganz gut. Noch schöner und stimmiger von Freytag illustriert ist aber z.B. DIE KUTSCHFAHRT ZUR TEUFELSBURG.
Ausstattung... ganz der Erwartung entsprechend sind natürlich eine Menge Würfel im Spiel, die in diesem Fall bedruckt sind. Bei diesem Verfahren frage ich mich immer, wie lange dieser Druck auf den Würfeln hält. Aber hier kann man bestimmt einem Branchenriesen wie Schmidt Spiele vertrauen, dass sie wissen, was sie tun (und eine Prägung würde den Kaufpreis immens in die Höhe treiben). Außerdem habe ich noch nichts Gegenteiliges gehört. Ansonsten sind noch ein Beutel und Sichtschirme enthalten, die für den Spielablauf notwendig sind. Die Sichtschirme zeigen vorbildhaft auch die Verteilung der einzelnen Würfelseiten und deren Anzahl im Spiel.
Ablauf... ist in gewisser Weise altbekannt (aus meiner Empfehlung WIZARD oder eben dem eigentlichen SKULL KING Kartenspiel): die Spieler müssen ansagen, wie viele Stiche sie in der aktuellen Runde gewinnen werden. Schafft man das gut, wird man mit Siegpunkten belohnt. Problem daran ist, dass man vor dieser Ansage lediglich seine Würfel kennt, aber nicht deren Wert. Die Würfel werden vorher aus einem Beutel gezogen und hinter seinem Sichtschirm versteckt. Nach erfolgter gleichzeitiger (!) Ansage der Stichvorhersagen, sucht sich jeder Spieler einen Würfel für die aktuelle Runde aus und wirft offen diesen zur Wertbestimmung.
Die verschiedenen Farben geben natürlich die Wahrscheinlichkeiten für die einzelnen Werte vor – aber eben auch nur die Wahrscheinlichkeiten. Ansonsten besteht wieder Farbbedienpflicht – es sei denn, man hat Sonderkarten ... äh ‑würfel zur Verfügung. Da nun einzelne Werte doppelt vorkommen können, gewinnt immer der Spieler den Würfelstich, der den höchsten Wert zu erst erwürfelt hat.
Die Sonderwürfel kennt man aus dem Kartenspiel. Hier gibt es wieder die Besonderheit, dass der höchste Würfel (lila) zwar den zweithöchsten (grau) besiegt, selbst aber wieder vom dritthöchsten (rosa) geschlagen werden kann. Das alles wird mit Bonuspunkten belohnt.
Noch eine Besonderheit ist im Spiel: würfelt man eine weiße Flagge (die auf den Sonderwürfeln und den gelben Würfeln vertreten ist), dann hat diese immer den Wert 0 und ist immer das niedrigste Würfelergebnis. So kann es also selbst mit dem lila Würfel in statistisch 1/3 aller Fälle vorkommen, dass man den Wert 0 würfelt. Und 1/3 ist nicht gerade wenig.
Aus diese Komposition soll das Spiel seinen Reiz entwickeln – nur kam dieser bei mir überhaupt nicht an.
Die Chance auf einen Zweiteindruck... ist dementsprechend niedrig – um nicht ehrlicherweise zu sagen: never ever!
Die Grundidee mag reizvoll klingen, aber für mich widerspricht sie allen Eigenarten, die ich an einem guten Stichspiel als spielenswert empfinde. Für mich haben Stichspiele ihren speziellen Reiz darin, dass ich einerseits meine eigenen Karten optimal einsetzen muss und dabei andererseits die meiner Mitspieler halbwegs vernünftig einschätze. Das funktioniert beim vorliegenden SKULL KING WÜRFELSPIEL aber überhaupt nicht. Im Endeffekt ist es ein reines Glückspiel, was wer wann würfelt. Die vorher gemachten Einschätzungen werden hinfällig, wenn die Würfel erbarmungslos mit ihrer Eigenschaft des nicht beeinflussbaren Ereignisses zuschlagen. Natürlich gehen dabei die Emotionen hoch, natürlich ist es auch in gewisser Weise spannend zu sehen, ob der lila Würfel nun eine weiße Flagge oder einen Totenkopf anzeigt – aber mir persönlich geht dabei der Spaß eines Stichspiels verloren. Möchte ich Würfel-Emotions-Spiele spielen, dann mache ich das. Will ich Stichspiele spielen, dann mache ich das. Ich will aber keine Pseudo-Stichspiele mehr spielen, die im Endeffekt nur auf Glück basieren.
Ich möchte aber nicht verschweigen, dass andere Gruppen mit diesem Spiel scheinbar großen Spaß gehabt haben. Die haben sich also nicht an der Unplanbarkeit gestört und sich voll auf das Würfelerlebnis eingelassen. Für mich ist das SKULL KING WÜRFELSPIEL aber ein No Go! geworden. Allerdings auch wiederum schön, dass es Spiele noch schaffen, zu spalten. Das dürfte es ruhig öfters geben.
Wichtiger Hinweis: Dies ist ein Ersteindruck nach wenigen gespielten Partien! Sehr subjektiv und durchaus auch abhängig von Tageslaune, Mitspielern und sonstigen Einflüssen. Bei grundsätzlichem Interesse empfehle das Lesen "richtiger" Rezensionen oder noch besser: ausprobieren!
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