Die Tavernen im tiefen Thal von Wolfgang Warsch – erschienen bei Schmidt Spiele
Was zeichnet ein Kneipenspiel aus? Dass es thematisch in einer Kneipe angesiedelt ist oder dass es in einer Kneipe spielbar ist? Den ersten Punkt erfüllen DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL bestens – den zweiten Punkt dafür aber überhaupt nicht. Selbst auf Bierbänken ist eine Partie nur bedingt angenehm zu spielen. Aus diesem Grund werde ich darauf verzichten, im weiteren Text das Wort "Kneipenspiel" zu benutzen. So kommt auch keiner in den Genuss gezwungener Wortspiele, die sich durch eine gewisse Ähnlichkeit von Kneipenspiel zu Kennerspiel anbieten könnten.
Thema... geht man von aktuellen Berufsbezeichnungen aus, dann wären wir Spieler wohl Geschäftsführer einer Szene-Lokalität im beschaulichen Tiefenthal. Unser Ziel ist es, die ganzen jungen Hipster mit Grünkern-Smothies anzulocken und am besten noch einen Lounge-Bereich einzurichten. Da wir uns bei DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL aber in einer anderen, früheren Zeit befinden, darf man gerne noch Bier und Schnaps anbieten, um damit reiche Gäste und im Idealfall auch Adelige anzulocken. Dabei sollte man darauf achten, die Taverne vernünftig auszubauen und auch die richtigen Gaukler für die Bespaßung der Gäste zu engagieren.
Illustrationen… sind wieder von Dennis Lohausen und bleiben natürlich seinem Stil treu. Warum wieder? DIE QUACKSALBER VON QUEDLINBURG lassen nicht nur aufgrund der Illustrationen grüßen (dazu später mehr). Auf alle Fälle wird man wieder mit einer sehr guten Symbolsprache bedient und auch der ein oder andere Gag darf bekanntlich nicht fehlen. Da mir der Lohaus'sche Stil ohnehin gefällt (ich bin erklärter Lohausen-Fanboy), bin ich mit der grafischen Arbeit somit sehr zufrieden. Und selbst Leute, die mit Lohausen nicht viel anfangen können, müssen sicherlich zugeben, dass die Cover-Gestaltung genial ist.
Ausstattung… ist ganz schön üppig und zum Teil auch fitzelig. Man sollte beim Auspacken unbedingt aufpassen, dass man nicht aus Versehen das ein oder andere kleine Stanzteil unbeabsichtigt entsorgt.
In der Box befinden sich dann eine Menge Karten, die man grob in Gäste-Karten und Upgrade-Karten ("Tavernen-Karten") unterteilen kann. Zusätzlich erhält jeder Spieler ein eigenes Tavernen-Tableau, das wiederum mit einigen anzulegenden Ausbauten versehen ist. In der Mitte wird für alle ein Klosterplan ausgelegt, der als Rundenzähler fungiert sowie eine zusätzliche Boni-Leiste enthält. Nicht zu vergessen sind noch eine Menge Würfel (teilweise in den Spieler-Farben).
Außerdem sind DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL modular aufgebaut. Modul 1 ist das Grundspiel. Für Modul 2 und 3 dreht man bspw. den Klosterplan um (nun auf die Winterseite – habe ich schon gesagt, dass ich Lohausen Fanboy bin?) und nimmt nun noch Schnäpse mit ins eigene Angebot. Modul 4 bietet unterschiedliche Startbedingungen an und Modul 5 bringt ein Gästebuch ins Spiel (mit vielen bekannten Unterschriften).
Ablauf… der Verlag selbst bezeichnet DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL als "Würfel-Einsetz-und-Kartendeck-Ausbau-Spiel". Damit ist doch schon alles gesagt, oder?
Okay, ein klein wenig ausführlicher will ich die Mechanik schon beschreiben. Zu Beginn einer jeden Runde bestücken die Spieler ihre Taverne mit Gästen. Diese befinden sich im eigenen Nachziehstapel (neben zusätzlichen Tavernen-Karten). Sobald alle Tische mit Gästen besetzt sind, wird mit dem Karten Nachziehen aufgehört. Aus diesem Grund sollte man auch im Spielverlauf weitere Tische erwerben, damit mehr Karten ins Spiel gebracht werden können. Bevor aber gekauft werden kann, muss jeder Wirt seine Würfel werfen (die allgemeinen vier weißen Würfel plus möglicherweise die in der eigenen Farbe). Von den allgemeinen Würfeln wählt man sich einen aus und gibt die anderen drei im Uhrzeigersinn weiter – und verfährt genauso mit den restlichen Würfeln. Somit ist also ein kleiner Würfel-Drafting-Mechanismus enthalten.
Die somit erhaltenen Würfel setzt man nun auf seinem Tavernen-Tableau ein. Bei den Gästen bekommt man dafür Geld, auf anderen Feldern bekommt man Bier oder schreitet auf der Kloster-Leiste voran (wofür man nach und nach mit Boni belohnt wird). Mithilfe des Biers werden neue Gäste angeworben, für Geld wiederum kann man die Taverne ausbauen. Alle neu erworbenen Karten kommen übrigens auf den Nachziehstapel, so dass sie sofort in der nächsten Runde zum Einsatz kommen. Durch dieses Erwerben von Karten ist also auch noch ein Deckbuilding-Mechanismus im Spiel.
Gespielt wird über acht Runden. Am Ende erhält man Siegpunkte über die Gästekarten. Hierbei sind besonders die Adeligen lohnend. Diese bekommt man (neben einer Anwerbung mit viel Bier) immer dann in sein Deck, wenn man eine Aufwertung durchführt. Somit lohnen sich diese Tavernen-Ausbauten also doppelt.
Nicht jedes Detail habe ich nun aufgeführt. Aber ein grober Überblick sollte nun bestehen. Die verschiedenen Module geben DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL übrigens mehr Tiefe. Denn durch den Schnaps oder auch das Gästebuch ergeben sich zusätzliche Modifikationsmöglichkeiten.
Das gefällt mir nicht so gut: Ein gewisser Glücksanteil liegt auf der Hand: es werden Würfel geworfen und Karten kommen zufällig ins Spiel. Klar, dass hier auch ungünstige Kombinationen entstehen können. Das Spiel ist an für sich robust genug, um hier gewisse Durststrecken auszugleichen. Allerdings geht mir dabei teilweise der Spielspaß verloren. Wenn in den ersten zwei-drei Runden vornehmlich 3er und 4er gewürfelt werden, dann bremst das alle aus und eine Partie DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL wird ziemlich zäh. Genauso empfindet man auch, wenn man sich eigene Farbwürfel frei geschaltet hat, deren geworfene Werte dann aber partout nicht zur eigenen Auslage passen. Mir missfällt dabei am meisten, dass nicht von Anfang an für die unterschiedlichen Würfelwerte halbwegs gleichwertige Aktionsalternativen bestehen. So wird zu deutlich eine Spielweise vorgegeben und der Drafting-Mechanismus greift erst später.
Durch das Schnaps-Modul und die entsprechenden Gauklern wird man im Laufe der Partie flexibler, aber trotzdem finde ich diese große Glücksabhängigkeit vor allem am Anfang einer Partie in der Summe unbefriedigend. Mir dauert eine Partie DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL ein Ticken zu lange, um mit solchen Glückselementen gelassener umgehen zu können. Ja, es spielt im Kneipen-Milieu und da darf man auch eine gewisse Zockerei erwarten. Aber das Spiel bietet augenscheinlich so viele Möglichkeiten, die aber bei ungünstigen Verlauf erst zu spät aktiviert werden können. In der Summe sind mir DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL somit etwas zu aufgebläht für das, was es im Kern eigentlich ist.
So empfinde ich auch den Würfel-Drafting-Mechanismus als aufgesetzt. Vor allem in den ersten Runden ist oftmals recht eindeutig, welche Würfel zuerst genommen werden und welche nicht. Bei einer halbwegs normalen Verteilung hat das wiederum zur Konsequenz, dass ich ohnehin nur noch die Würfelwerte angeboten bekomme, die ich selbst weiter gereicht habe. Meiner Meinung nach hätte man somit auch komplett auf das Weitergeben der Würfel verzichten können. Denn die Auswirkungen sind überschaubar und haben eher den negativen Aspekt, dass sich dadurch die Spielzeit verlängert (weil man auf die Auswahl der Mitspieler warten muss). Natürlich kann man argumentieren, dass damit etwas die Glückskomponente ausgeglichen wird. Aber auch mit Drafting empfinde ich die Glücklslastigkeit schon als zu hoch, so dass es darauf nun auch nicht mehr ankommt.
Nicht wirklich glücklich bin ich auch mit zwei-drei kleinen Details. So empfinde ich die Funktion des Tellerwäschers als unbefriedigend. Damit hat man die Möglichkeit, einen Würfelwert um eine Augenzahl zu erhöhen. Aber warum geht das nicht in beide Richtungen? Manchmal würde ich liebend gerne aus einer 3 eine 2 machen und eben keine 4. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Tellerwäscher eine größere Flexibilität ermöglicht.
Zusätzlich bin ich mir der angebotenen Auswahl der Gäste unzufrieden. Dort stehen einem immer fünf Gäste zur Verfügung (wobei anfangs ein Platz für eine bestimmt Art Gast reserviert ist). Hat man hier unglücklich gemischt, können das ausschließlich Gäste sein, die man nur für relativ viel Bier anwerben kann. Dadurch kann es aber passieren, dass alle Spieler nicht so richtig in Schwung kommen, da eben keiner diese "teuren" Gäste anheuern kann. Bei dieser Auswahl wäre es mir also lieber gewesen, wenn verschiedene Gruppen entsprechend der Kosten bestehen würden, um eine vernünftige Verteilung sicher zu stellen. Oder aber es gäbe eine Funktion, mit der man die Auslage der Gäste manipulieren kann.

Zu guter Letzt ist das Material teilweise etwas zu klein und fummelig. Die Schnäpse sind wahrlich "Kurze" und nicht unbedingt des Grobmotorikers beste Freunde. Auch die Art der Aufwertungen sind zwar an für sich sinnig, aber nicht immer unkompliziert zu handhaben. Zusätzlich empfinde ich die Anordnung der Fässer bzw. Geldsäcke auf den aufgewerteten Kellerräumen als unglücklich – ganz davon abgesehen, dass es bei der ganzen Handhabung gerne mal passieren kann, dass die entsprechenden Holzklötzchen verrutschen. Hier wäre es vielleicht doch besser gewesen, wenn Geld und Bier nicht nur als imaginäre Währung vorhanden wären, sondern auch ganz real als Rohstoffe aus Pappe. Das haben sich – von der Problematik des Verrutschens unabhängig – ohnehin manche Mitspieler gewünscht. Denen war das Hantieren der Rohstoffe ausschließlich im Kopf auf Dauer zu anstrengend.
Das gefällt mir gut: Auch wenn die DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL ein ganz anderes Spiel sind, so ist es vom Spielgefühl ein wenig mit DIE QUACKSALBER VON QUEDLINBURG vergleichbar (und das nicht nur wegen der Alliterationen im Titel). Größtenteils wird simultan gespielt, über eine feste Rundenanzahl hinweg steigern sich langsam die eigenen Möglichkeiten und es werden definitiv Emotionen geweckt. Allerdings sind DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL weniger direkt. Alles baut sich langsamer auf und erst wenn es dem Ende zugeht, hat man das Gefühl, dass alles halbwegs planbar ist und flutscht. Doch dann ist das Spiel schon vorbei – was ich als gutes Zeichen werte. Denn genau diese Aufbauarbeit macht den Reiz aus und noch länger würden DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL nicht tragen.
Besonderen Spaß erzeugt der Ausbau der Taverne – was auch sehr gut durch das reale Umdrehen der einzelnen Abschnitte verdeutlicht wird. Saß da eben noch ein unbedeutender Hund im Weg, eilt nun eine weitere festangestellte Kellnerin durch die Taverne. Dieser Kniff ist nicht nur von visueller Natur, sondern eben auch haptisch durch das Umdrehen erlebbar. Die ganze Aufmachung von DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL lädt zum Spielen und Erleben ein – und kaum jemand kann sich diesem Reiz entziehen.
Durch die verschiedenen Module werden auch unterschiedliche Spielertypen angesprochen. Die Regel gibt nicht ohne Grund den Hinweis, dass geübte Spieler gleich mit den zusätzlichen Modulen 2 und 3 beginnen sollen. Diese Empfehlung trage ich vollauf mit. Das Grundspiel vermittelt gut den Spielablauf und zeigt die zu gehenden Wege auf. Die eigentliche Spieltiefe beginnt aber erst mit den Modulen 2 und 3. Der nun eingeführte Schnaps gibt mehr individuelle Möglichkeiten und der Wirt sorgt dafür, dass man nun darauf aus ist, Bier und Geld halbwegs ausgeglichen zu produzieren.
Modul 4 gibt unterschiedliche Startvoraussetzungen vor. Das ist einerseits ganz nett, andererseits aber auch nicht unbedingt notwendig. Denn glücklicherweise gibt es mehrere unterschiedliche Wege, wie man DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL erfolgreich spielen kann. Es macht großen Spaß, diese unterschiedlichen Wege zu ergründen. So wird die Funktion des Mönches (Voranschreiten auf der Klosterleiste) anfangs gerne unterschätzt. Aber ist dieser erst einmal zu einem Bischof umgewandelt, kann er doch gehörig das eigene Spiel unterstützen.
Fazit: Auch wenn ich doch den ein oder anderen Punkt zu kritisieren habe, machen mir DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL durchaus Spaß. Das Thema ist jedenfalls gut getroffen (weswegen es auch einen Platz auf einer Top-Liste verdient hat). Man muss dauernd viele kleine Entscheidungen treffen und über allem stehen die auflodernden Emotionen beim Karten aufdecken und Würfel aussuchen. Allerdings habe ich beim Spielen immer das dumpfe Gefühl, dass das eigentliche Potenzial nicht vollends ausgeschöpft wurde. Somit lassen mich DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL leider auch etwas unbefriedigt zurück. Es ist in meinen Augen ein gutes, aber eben auch kein sehr gutes Spiel.
Titel | Die Tavernen im tiefen Thal |
Autor | Wolfgang Warsch |
Illustrationen | Dennis Lohausen |
Dauer | 60 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | kneipenafine Kennerspieler |
Verlag | Schmidt Spiele |
Jahr | 2019 |
Ich bedanke mich bei Schmidt Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
Mir ist nicht klar, was mit Drafting gemeint ist.
Danke für die gute und berechtigte Frage. Genau aus diesem Grund habe ich in der Zwischenzeit mein Glossar aufgebaut.
Wenn du also wissen willst, was Drafting ist, dann schau mal hier nach: https://www.fjelfras.de/wordpress/glossar/drafting/
Bei DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL hat man anfangs vier Würfel. Dann sucht man sich einen aus und gibt die restlichen drei weiter. Dafür bekommt man aber vom Nachbar selbst drei Würfel. Aus diesen sucht man sich wieder einen aus und gibt den Rest weiter. Usw. usw. Diese Mechanik nennt sich Drafting.
Ich habe für Vertreter dieses Genre sogar auch eine eigene Top-Liste erstellt. Die müsste ich vielleicht mal wieder updaten, gibt aber trotzdem ein Gefühl für dieses Genre: https://www.fjelfras.de/wordpress/blog/brettspiele/top-liste-drafting-spiele/
Hallo Tobias,
vielen Dank für diese (wie quasi immer) sehr unfangreiche, interessante und aussagekräftige Rezi!
Ich habe die Tavernen noch nicht gespielt, aber nicht zuletzt durch die atmosphärische Grafik Lust darauf bekommen (werde das Spiel wohl am ehesten zu zweit spielen).
Die gewissen Kritikpunkte, die ich von einigen Rezensenten (einschließlich Dir) gehört habe, verunsischern mich natürlich etwas..
Der "Solocharakter" stört mich dabei am wenigsten,
dagegen schon mehr der anscheinend erhebliche Zufallsaspekt, besonders zu Beginn der Partien.
Ist ja doof, wenn man dadurch rundenlang fast handlungsunfähig ist und/oder uneinholbar ins Hintertreffen gelangt.
Darum meine Frage: Hast Du zu Deinen Kritikpunkten schon Hausregeln ausprobiert?
> Könnte man ohne größere Umstände irgendwelche Stellschrauben leicht verändern, damit man zu Spielbeginn das "Pech" etwas ausgleichen/entschärfen könnte, so dass man immer etwas Sinnvolles tun kann?
> Hast Du die von Dir angedachte Möglichkeit, die Tellerwäscherfähigkeit auch aufs "Reduzieren" des Würfelwerts zu erweitern, schon getestet? Oder wird er dann vielleicht zu stark?
> Hast Du mal ausprobiert, inwieweit man die vorgegebene Auswahl der Gäste erweitern bzw. ausgeglichener machen könnte?
Vielleicht, indem man sie von vornherein in Gruppen (und entspr.Gruppenstapel, von denen man zieht) einteilt (das Thema erinnert mich an "Brügge"),
oder indem man, wenn mehrere gleiche/teure Gäste aufgedeckt werden, man (vielleicht ab der dritten "gleichen" Karte) die "doppelte"/zu teure Karte wieder in den Stapel einmischt und dafür eine neue Gästekarte aufdeckt?
Da ich das Spiel und seine Mechanismen ja noch nicht kenne, weiß ich nicht, ob meine Ideen Unsinn sind.. aber ich könnte mir vorstellen, dass man mittels Hausregeln (oder sogar vom Autor nachgereichten Varianten?) die von Dir genannten Nachteile abmildern könnte. Was denkst Du dazu?
Ob die bald erscheinende Erweiterung wohl auch da Lösungen anbieten wird?
LG! Daniel
Über Erfahrungen mit Hausregeln kann ich nicht fundiert berichten. Wir haben mal bei der Tellerwäscherin auch ein Ableveln nach untern erlaubt, aber durchgesetzt hat sich die Regel bei uns nicht. Was auch daran liegt, dass wir das Spiel nicht so oft spielen. Wir hatten aber auch nicht das Gefühl, dass wir unbedingt an dem Spiel arbeiten müssen. Wenn wir es spielen (was tatsächlich immer mal wieder der Fall ist), dann wissen wir um die Schwächen und können gut damit leben. Wenn wir keine Lust auf die Schwächen haben, dann spielen wir eben etwas anders.
Zumal es auch nicht so ist, dass man durch unglückliche Zufälle abgehängt sein wird – das trifft dann nämlich alle gemeinsam und sorgt dann für ein unrundes Spiel für alle. Durch das Würfeldrafting sind alle gemeinsam daran beteiligt, genauso sieht es mit der Gästeauslage aus. Unglückliche persönliche Kartenkombinationen in einer Runde bedeuten, dass man in der nächsten Runde dann eine starke Kombination hat. Also das passt schon alles ganz gut zusammen. Trotzdem sind alle von dir angedachten Varianten gute Möglichkeiten, ein wenig am Spiel zu feilen – wahrscheinlich mit den gewünschten Effekte. Ich sehe das System als robust genug an, dass es das Schrauben daran erlaubt. Wichtig ist, dass ihr daran Spaß habt. Aber probiert es trotzdem erst einmal nach den eigentlichen Regeln aus. Denn vielleicht empfindet ihr das alles auch ein wenig anders. Ich kenne viele Leute, für die DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL ein echtes Highlight sind.
Zudem bin ich sehr auf die angekündigte Erweiterung gespannt. Vielleicht passt diese noch das ein oder andere "Problemchen" an. Aber wirklich notwendig ist das nicht. DIE TAVERNEN IM TIEFEN THAL haben ihren eigenen Charakter – und den dürfen sie gerne behalten.
P.S. Noch eine Frage: Gewinnt man nach ein paar Partien den Eindruck, dass das Spiel eigentlich nur ein langweiliges, repetitives Vor-sich-hin-Optimieren (nur halt mit zunehmend höheren Multiplikatoren und optimierten Kettenreaktionen o.Ä.) beinhaltet?
Das wäre dann nämlich eher nichts für mich;
ich wünsch' mir schon einen gewissen Abenteuer- oder zumindest "Tavernen-Aufbau-" Charakter. 🙂
Also Abenteuer-Feeling wird nicht auftreten. Dafür fehlen die Story-Karten, die dann vielleicht eine Kneipenschlägerei mit ins Spiel brächten.
Aber ich finde schon, dass es einen schönen Aufbau-Charakter hat. Zumal man auch genügend Möglichkeiten hat, andere Wege zu gehen. Setze ich lieber auf einen schnellen Ausbau der Tische oder lieber auf andere Bereiche? Insbesondere mit den verschiedenen Modulen ergibt sich somit eine große Bandbreite. Hinzu kommt noch, dass der Glücksanteil dafür sorgt, dass man sich immer neu orientieren muss. Ich würde es also nicht als repetitives Vor-sich-hin-Optimieren bezeichnen, sondern als ein variables Was-kann-ich-aus-den-Gegebenheiten-machen mit besonderem Thema und noch schönerer Optik.
Tobias, wirklich vielen, vielen Dank für Deine beiden ausführlichen Antwortkommentare, in denen Du konkret auf meine Fragen und Gedanken eingegangen bist. Du hast mir dadurch viele wichtige, neue Eindrücke zu dem Spiel vermittelt, viele meiner Bedenken entschärft und mir insegsamt SEHR geholfen. Herzlichen Dank!
LG, Daniel