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kritisch gespielt: Spiele-Comic Krimi: Sherlock Holmes – Die Moriarty-Akte

Spiele-Comic Krimi: Sherlock Holmes – Die Moriarty-Akte von CED – erschienen bei Pegasus Spiele

Spiele Comic Holmes - Die Moriarty-Akte - Cover
Foto: Pega­sus Spiele

Nach gefühl­ter jah­re­lan­gen Dür­re ist das The­ma Sher­lock Hol­mes aktu­el­ler denn je. "Schuld" dar­an sind sicher­lich die genia­len Neu-Ver­fil­mun­gen der BBC mit Bene­dict Cum­ber­batch als Sher­lock. Jeden­falls lässt sich wohl wider­stands­los behaup­ten, dass Sher­lock Hol­mes (mitt­ler­wei­le wie­der) Bestand­teil der aktu­el­len Pop-Kul­tur ist. Dem­nach darf er auch nicht in Comics feh­len – idea­ler­wei­se in Comics, bei denen man zusam­men mit dem gro­ßen Idol ermit­teln kann. Wie z.B. im vor­lie­gen­den Spie­le-Comic: SHERLOCK HOLMES – DIE MORIARTY-AKTE.

The­ma... dass Meis­ter­de­tek­ti­ve einen Hang zum Bahn­fah­ren haben, wis­sen wir spä­tes­tens seit EXIT – DAS SPIEL – DER TOTE IM ORIENTEXPRESS. Auch Sher­lock Hol­mes nutzt die­ses Ver­kehrs­mit­tel von Lon­don nach Liver­pool – und natür­lich pas­siert auf der Fahrt ein Mord. Und wer im letz­ten Fall den ver­steck­ten Hin­weis gefun­den hat, der wun­dert sich auch nicht, dass Erz­feind Mori­ar­ty mit im Zug sitzt.

Spiele Comic Holmes - Die Moriarty-Akte - Begin
Über­ra­schung: ein Mord geschieht!

Illus­tra­tio­nen... sind nun von Guil­laume Bou­tan­ox, der die­ser Rei­he gut tut. Denn die Illus­tra­tio­nen wir­ken nun düs­te­rer, erwach­se­ner – und tref­fen somit bes­ser den Ton der Geschich­te (anders also als die eher kind­li­chen Dar­stel­lun­gen der Figu­ren im Vorgänger-Buch).

Aus­stat­tung... ist – Über­ra­schung – ein Buch. Aller­dings eines, bei dem man aktiv sein muss. Des­we­gen soll­te man immer auch einen Stift in der Nähe haben, um den Ermitt­lungs­bo­gen zu fül­len und sich Noti­zen zu machen. Lei­der ist für die­sen Spie­le-Comic der Ermitt­lungs­bo­gen noch nicht als Down­load­mög­lich­keit bei Pega­sus hin­ter­legt. Viel­leicht wird das noch nach­ge­holt, da das bei den ande­ren Comics bis­her so schön prak­tisch war.

Glück­li­che Besu­cher von Mes­sen oder ähn­li­chen Ver­an­stal­tun­gen sind Besit­zer eines spe­zi­el­len Lese­zei­chens. Die­ses zeigt den Stra­ßen­jun­gen Wig­gins, der einem dann im Zug beglei­tet und in der ein oder ande­ren Situa­ti­on behilf­lich sein kann. Wie das bei sol­chen Add-Ons der Fall ist: ohne die­se funk­tio­niert das Lösen der Auf­ga­ben natür­lich auch.

Ablauf... wie nun schon öfters beschrie­ben, erlebt man bei den Spie­le-Comics einen Aus­schnitt aus einer Sto­ry und muss sich dann ent­schei­den, wie die Geschich­te wei­ter gehen soll. Gesteu­ert wird das über Zah­len, mit denen die ein­zel­nen Comic-Aus­schnit­te ver­se­hen sind. Meist sieht man sich dabei erst an einem Tat­ort um und beginnt dann mit den Befra­gun­gen von Zeu­gen. Die Geschich­te ist dabei sehr strin­gent auf­ge­baut und man hat wenig Mög­lich­kei­ten zum Abschwei­fen. Am Ende eines Fal­les legt man sich auf einen Ver­däch­ti­gen fest und folgt dann wei­ter der Sto­ry – die dann einen neu­en Fall parat behält. Ins­ge­samt sind in SHERLOCK HOLMES – DIE MORIARTY-AKTE drei ein­zel­ne Fäl­le enthalten.

Wäh­rend des "Spie­lens" soll­te man sich immer auch genau die ein­zel­nen Bil­der anse­hen. Denn die­se zei­gen einer­seits natür­lich Indi­zi­en, ande­rer­seits sind aber auch eini­ge ver­steck­te Hin­wei­sen zu fin­den. Zusätz­lich sucht man auch Edel­stei­ne, da die­se einem am Ende hilf­reich bei der Lösung des Fal­les sein können.

Wie immer bei die­sem For­mat gilt: man muss schon ehr­lich zu sich selbst sein. Denn natür­lich könn­te man ein­fach mal quer blät­tern, um so viel­leicht eine gehei­me Infor­ma­ti­on zu bekom­men. Aber durch solch ein Ver­hal­ten nimmt man sich selbst den Spaß. Den Autoren ist das "Pro­blem" übri­gens bewusst – und sie haben dar­auf mit Humor (und einem schö­nen Quer­ver­weis auf den ers­ten Teil) reagiert.

Spiele Comic Holmes - Die Moriarty-Akte - Befragung
Zeu­gen­be­fra­gun­gen sind ein immer wie­der­keh­ren­der Ausgangspunkt

Das gefällt mir nicht so gut: Wie schon im ers­ten Teil, ist die Hand­ha­bung teil­wei­se etwas ner­vig. Stän­dig ist man am vor und zurück blät­tern. Denn anders als bei den meis­ten ande­ren Aben­teu­er­bü­chern die­ser Art kehrt man bei SHERLOCK HOLMES – DIE MORIARTY-AKTE oft­mals wie­der an bestimm­te Aus­gangs­or­te zurück. Das Goo­die-Lesens­zei­chen hat also durch­aus auch einen prak­ti­schen Sinn, denn neben dem Lese­bänd­chen habe ich auch mit meh­re­ren Lese­zei­chen das Buch durch­ge­ar­bei­tet (so fühlt es sich manch­mal an). Aller­dings kann­te ich das schon aus SHERLOCK HOLMES – DIE VIER FÄLLE und wuss­te dem­nach um die­se Schwä­che – die ich auch durch­aus in Kauf neh­me, wenn ich mich dabei gut unter­hal­ten fühle.

Eine Ska­la am Ende, die mein bis­he­ri­ges Tun in eine bewer­ten­de Kate­go­rien presst, turnt mich grund­sätz­lich ab. Was soll das? Da bin ich stolz und froh, dass ich die Fäl­le gelöst habe – und dann wird mir gesagt, dass ich es auch hät­te bes­ser machen kön­nen. Brau­che ich das? Nein! Ich will eine Geschich­te erle­ben und mich dar­an erfreu­en. Ganz schlimm fand ich eine sol­che fina­le Abrech­nung bei PANDEMIC LEGACY – SEASON 1. Hier ist es nicht ganz so aus­ge­prägt – hät­te aber trotz­dem auch ganz weg­ge­las­sen wer­den können.

Noch ein Tipp: ver­sucht, das Buch rela­tiv zügig durch zu spie­len. Ich hat­te den ers­ten Fall gelöst und dann zwei-drei Wochen Pau­se gemacht, um dann die Geschich­te wie­der auf­zu­neh­men. Das geht natür­lich, aber irgend­wie fehl­te mir da was. Ohne­hin soll­te man ver­su­chen, die ein­zel­nen Fäl­le am Stück zu lösen. Mal schnell so zehn Minu­ten vor dem Buch sit­zen und dort dann in drei-vier Tagen wei­ter­ma­chen – das wird schwie­rig. Also am Bes­ten immer so lan­ge spie­len, bis die ein­zel­nen Fäl­le abge­schlos­sen sind (was etwa 30 Minu­ten pro Fall in Anspruch nimmt).

Das gefällt mir gut: Im Ver­gleich zum ers­ten Teil der Rei­he fin­de ich die­ses Mal die Geschich­te wesent­lich inter­es­san­ter. Die­se ist strin­gen­ter erzählt und man fühlt sich somit etwas wie in einem klei­nen Film, den man mit­be­stim­men kann.

Spiele Comic Holmes - Die Moriarty-Akte - Brief
ein­zel­ne Indi­zi­en kön­nen genau­er unter die Lupe genom­men werden

Das A und O die­ses Kri­mi-Spie­le-Comics sind die rät­sel­haf­ten Fäl­le, die mir aus­ge­spro­chen gut gefal­len haben (viel­leicht auch des­halb, weil ich dies­mal alle beim ers­ten Ver­such rich­tig gelöst habe). Die Hin­wei­se auf die Lösung sind dabei viel­fäl­tig. Mal muss man sich genau die Umge­bung (Bil­der) anschau­en, mal sind die Tex­te rele­vant. Der Comic gibt dem gan­zen also eine wei­te­re Dimen­si­on hin­zu, die so in rei­ner Text­form eines Buches nicht mög­lich wäre.

Auch die ver­schie­de­nen Detek­tiv-Cha­rak­te­re kom­men in die­sem Teil bes­ser zur Gel­tung – was natür­lich maß­geb­lich an Mori­ar­ty liegt. Spielt man die­sen, kön­nen die ein­zel­nen Zeu­gen­be­fra­gun­gen ganz anders ver­lau­fen. Auch gibt es durch ihn nun alter­na­ti­ve Enden der Geschich­te, so dass die­se zusätz­li­che Ermitt­lungs­fi­gur einen tat­säch­li­chen Mehr­wert dar­stellt (im Gegen­satz zur eher mar­gi­na­len Unter­schei­dung zwi­schen Hol­mes und Watson).

Spiele Comic Holmes - Die Moriarty-Akte - Lösung
die Lösun­gen lesen nur die, die auch die Lösun­gen lesen wollen

Gut gefal­len hat mir auch die Art und Wei­se der Auf­lö­sung der Fäl­le. Die­se ist ein­deu­tig und sicht­bar am Ende des Buches plat­ziert, so dass man nicht zufäl­lig unbe­kann­tes Wis­sen erlan­gen kann. Sehr gut fin­de ich, dass nun auch die klei­nen Zwi­schen­rät­sel auf­ge­löst wer­den. Das hät­te ich mir im ers­ten Teil auch gewünscht (da fra­ge ich mich teil­wei­se immer noch, wie dort das ein oder ande­re Räs­tel zu lösen ist).

Fazit: So endet auch das Fazit mit einem Ver­gleich zum ers­ten Teil (SHERLOCK HOLMES – DIE VIER FÄLLE). Denn der nun vor­lie­gen­de zwei­te Teil der Rei­he über­zeugt mich mehr. Die klei­nen Ände­run­gen (ande­rer Gra­fik­stil, bes­se­re Sto­ry-Line, bedeut­sa­me­re Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten der Ermitt­ler sowie die voll­stän­di­ge Auf­lö­sung aller Rät­sel) ver­bes­sern deut­lich den ohne­hin schon guten Gesamt­ein­druck. Ich wer­de die­ser Spie­le-Comic-Rei­he somit sicher­lich wei­ter treu blei­ben – zumal für den April auch ein neu­es Gen­re (SPIELE-COMIC NOIR) ange­kün­digt ist. Ich bin gespannt!

TitelSpie­le-Comic Sher­lock Hol­mes – Die Moriarty-Akte
AutorCED
Illus­tra­tio­nenGuil­laume Boutanox
Dau­er30 bis 45 Minu­ten pro Fall
Spie­ler­an­zahl1 Spie­ler
Ziel­grup­peRät­sel­freun­de
Ver­lagPega­sus
Jahr2017

 

Ich bedan­ke mich bei Pega­sus für die Bereit­stel­lung eines Rezen­si­ons­exem­plars. Ich bin mir sicher, dass durch die­se Bereit­stel­lung mei­ne Mei­nung nicht beein­flusst wur­de. Die Bespre­chung spie­gelt mei­ne gemach­te Erfah­rung wider.

2 Kommentare

  • Ich kann nicht von mir behaup­ten, dass ich alle ver­steck­ten Hin­wei­se gefun­den habe. Des­we­gen bin ich vor­sich­tig mit der Antwort.
    Aller­dings darf man auch nicht den spe­zi­el­len Humor die­ser Spie­le-Comic-Rei­he außer Acht las­sen. Im Rit­ter-Aben­teu­er gibt es ganz bewusst auch sol­che "erfun­de­nen" Num­mern, die ein­fach mit dem Leser spie­len. Wobei, Nr. 81 zielt doch ganz klar dar­auf ab, dass man die­se Num­mer gar nicht regu­lär fin­den kann (und ver­weist schön auf den ers­ten Fall). Bei den ande­ren bei­den von dir genann­ten Num­mer kann ich mir ähn­li­ches vor­stel­len. Viel­leicht mal direkt bei Blue Oran­ge nachfragen