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Ersteindruck: Exit – Der Tote im Orient-Express

EXIT – Das Spiel – Der Tote im Orient-Express von Inka und Markus Brand – erschienen im KOSMOS Verlag

Exit - Der Tote im Orient-Express - Box
Foto: KOSMOS Verlag

Mich wür­de eine Sta­tis­tik inter­es­sie­ren, die als The­ma "Gewalt­ver­bre­chen in Lang­stre­cken­zü­gen" hat – mit spe­zi­el­lem Fokus auf Tötun­gen im Ori­ent-Express. Gefühlt wird dort doch jeder zehn­te Fahr­gast ermor­det. Nur gut, dass auch jeder zehn­te Fahr­gast ein exzen­tri­scher Meis­ter­de­tek­tiv ist.

The­ma... so auch in die­sem aktu­el­len Exit-Fall. Die­ses Mal ist es das Jahr 1905 und der Meis­ter­de­tek­tiv heißt Achil­les Pus­sot. Unglück­li­cher­wei­se ist die­ser aber auf ein­mal spur­los ver­schwun­den. Wobei zumin­dest sein Notiz­buch noch auf­zu­fin­den ist. Und somit liegt es nun an den mit­fah­ren­den Hob­by-Detek­ti­ven, einer­seits die­ses ver­schlüs­sel­te Notiz­buch rich­tig zu lesen und ande­rer­seits den Mord an Edgar Rat­ching­ton aufzuklären.

Exit - Der Tote im Orient-Express - Abteile
ein­zel­ne Abtei­le war­ten dar­auf, durch­sucht zu werden

Illus­tra­tio­nen... sind bei die­ser Epi­so­de von Sil­via Chris­toph (Cover) und Claus Ste­phan. Letz­te­rer ist ja durch­aus bekannt und fest ver­wur­zelt in der Brett­spiel­sze­ne. Somit bleibt also das Kon­zept erhal­ten, dass die ein­zel­nen Exit-Fäl­le von ver­schie­de­nen Illus­tra­to­ren beglei­tet wer­den (ich bin mal gespannt, wann ein Kle­mens Franz ran darf). Wir fan­den die Illus­tra­tio­nen jeden­falls pas­send und unter­stüt­zend – also genau so, wie es sein soll.

Aus­stat­tung... der Kern der bis­he­ri­gen EXIT-Boxen bleibt natür­lich bestehen. So sind wie­der die bekann­ten Rät­sel-Kar­ten, Lösungs-Kar­ten und Hil­fe-Kar­ten am Start. Außer­dem natür­lich auch ein Regel­heft sowie die bekann­te Deco­dier­schei­be. Das Rät­sel­heft ist nun das gehei­me Notiz­buch von Achil­les Pus­sot. Im Lau­fe des Spiels kom­men wir mit zwei selt­sa­men Tei­len in Kon­takt, die ohne Vor­wis­sen nicht zu deu­ten sind. Neu sind dahin­ge­gen drei bei­lie­gen­de ver­schlos­se­ne Blät­ter, die für die Abtei­le ein­zel­ner Mit­rei­sen­den stehen.

Ablauf... ist natür­lich eben­so unver­än­dert zu den ande­ren EXIT-Spie­le von KOSMOS. So mache ich es mir ein­fach und nut­ze mei­nen Text aus einem vor­he­ri­gen Aben­teu­er:

"Die Grup­pe ver­sucht ein­zel­ne Rät­sel zu lösen, um wie­der­um an neue Rät­sel bzw. Lösungs­hil­fen zu gelan­gen. Dafür benutzt man die bei­lie­gen­de Deco­dier­schei­be. Für jedes Rät­sel-Sym­bol ist ein drei­stel­li­ger Zah­len­code ein­zu­ge­ben. Als Ergeb­nis erscheint die Num­mer einer Lösungs-Kar­te, die nun aus dem Sta­pel her­aus­ge­sucht und ange­schaut wer­den darf. Hat man alles rich­tig gemacht, bekommt man nun einen Hin­weis, wel­che Rät­sel-Kar­ten als nächs­tes ange­schaut wer­den dürfen.

Kommt man bei einem Rät­sel nicht wei­ter, dann kann man auch zu den Hil­fe-Kar­ten grei­fen. Die­se lie­fern im Extrem­fall nach zwei Tipps auch die kom­plet­te Auf­lö­sung eines Rät­sels, so dass man immer wei­ter machen und nir­gend­wo hän­gen blei­ben kann."

Neu ist, dass nun am Ende noch der Mord­fall auf­zu­klä­ren ist, um einen fina­len Code zu erhal­ten. So gibt es auch zwei fina­le Sto­ry-Enden. DER TOTE IM ORIENT-EXPRESS ist dadurch the­ma­ti­scher als die ande­ren Exit-Episoden.

Die Chan­ce auf einen Zweit­ein­druck... auch hier könn­te ich es mir ein­fach machen und den Text von einem vor­he­ri­gen Fall wie­der­ho­len. Ganz so ein­fach will ich es mir aber nicht machen.

Exit - Der Tote im Orient-Express - Opfer
Opfer müs­sen gebracht werden

Aller­dings bleibt mei­ne Fas­zi­na­ti­on für die Spie­le der Exit-Rei­he von KOSMOS unge­bo­chen. Ich habe bis­her nicht das Gefühl, dass sich Rät­sel wie­der­ho­len oder nur noch alter Wein in neu­en Schläu­chen prä­sen­tiert wird. In einer klei­nen Denk­pau­se habe ich die­ses Mal extra das Cover in genau­en Augen­schein genom­men – um fest­zu­stel­len, dass die­ses im aktu­el­len Fall zu mei­ner Über­ra­schung kei­ne beson­de­re Bedeu­tung hat. Dabei hat­te ich mich dabei sooo cle­ver gefühlt.

Als Schwie­rig­keits-Level wird "Pro­fis" ange­ge­ben. Kei­ne Ahnung, wie schwer es gewe­sen wäre, wenn wir nicht vor­her schon ande­re Fäl­le gespielt hät­ten. Wir hat­ten jeden­falls nicht das Gefühl, dass die Rät­sel nun wesent­lich schwe­rer waren als bei den bis­he­ri­gen "Fort­ge­schrit­te­nen-Fäl­len". Aller­dings ist das manch­mal auch von der guten oder schlech­ten Tages­form abhän­gig. Unse­re Grup­pe war jeden­falls ver­schie­den genug, um jeweils neue Gedan­ken­gän­ge in die Dis­kus­si­on ein­zu­brin­gen. So hat­te jeder das Gefühl, dass er aktiv zu den jewei­li­gen Lösun­gen bei­getra­gen hat.

Natür­lich besteht bei die­ser Spiel­form die Gefahr des "Alpha­spie­lers". Aller­dings sind die Rät­sel so kna­ckig, dass ich mir nicht vor­stel­len kann, dass eine Per­son alle Rät­sel ohne Feh­ler im Allein­gang lösen könn­te. Ansons­ten lohnt es sich natür­lich, die Rol­len im Spiel wei­ter­zu­ge­ben (Wer bedient die Codier­schei­be? Wer liest die Rät­sel zuerst vor?).

Exit - Der Tote im Orient-Express - Fehlversuch
klas­si­scher Fehl­ver­such – aber man will auch gefor­dert werden

Nach wir vor begeis­tert bin ich von der Mecha­nik mit den Rät­sel- und Hil­fe­kar­ten. Wir haben defi­ni­tiv bei man­chen Rät­seln mehr als einen Anlauf benö­tigt und die­ses Mal sogar erst­mals zu einer Hil­fe­kar­te gegrif­fen. Aber genau die­ses anfäng­li­che Sto­chern im Nebel macht ein gutes Rät­sel-Spiel aus. Ich will gefor­dert wer­den, krea­tiv den­ken zu müs­sen und auch mal was ver­rück­tes auszuprobieren.

Ent­schei­dend dabei ist, dass das Mate­ri­al auch zer­stört wer­den kann. Ich weiß, dage­gen gibt es immer noch gewis­se Wider­stän­de und ich will die­se auch nicht ein­fach als unsin­nig bei­sei­te wischen. Aber ich weiß vor­her, dass bestehen­des Mate­ri­al zer­stört wird und man eine Box somit nur ein­mal spie­len kann (zumin­dest dann, wenn man vor­her nicht alles kopiert). Ich habe damit immer immer noch kein Pro­blem, denn das wuss­te ich vor­her und kann gut damit leben. Vor allem des­we­gen, weil durch die­se "Zer­stö­run­gen" die Rät­sel eine zusätz­li­che Dimen­si­on und Tie­fe bekom­men, die mir ande­re Exit-Spie­le (bspw. die DECK­SCAPE-Fäl­le) nicht geben konnten.

Beson­ders gut gefal­len an DER TOTE IM ORIENT-EXPRESS hat uns die über­zeu­gen­de the­ma­ti­sche Ein­bet­tung. Wohl jeder kennt den berühm­ten Kri­mi von Aga­tha Chris­tie – und schon immer woll­te man so cle­ver sein wie Her­cu­le Poi­rot. Nun kann man sich dar­in ver­su­chen. Neben der Lösung von manch kna­cki­gem Rät­sel macht vor allem das Über­prü­fen der Ali­bis Spaß. Man spinnt sich einen Hand­lungs­ver­lauf zusam­men und hat ein rie­si­ges Hoch­ge­fühl, wenn sich die­ses am Ende als die rich­ti­ge Lösung her­aus­stellt. So müs­sen span­nen­de Kri­mi-Aben­de sein!

TitelEXIT – Das Spiel – Der Tote im Orient-Express
AutorInka und Mar­kus Brand
Illus­tra­tio­nenSil­via Chris­toph und Claus Stephan
Dau­er60 bis 90 Minuten
Spie­ler­an­zahl1 bis 4 Spieler
Ziel­grup­peHob­by­de­tek­ti­ve mit Rätsel-Vorbildung
Ver­lagKOSMOS
Jahr2017

Wich­ti­ger Hin­weis: Dies ist ein Erst­ein­druck nach weni­gen gespiel­ten Par­tien! Sehr sub­jek­tiv und durch­aus auch abhän­gig von Tages­lau­ne, Mit­spie­lern und sons­ti­gen Ein­flüs­sen. Bei grund­sätz­li­chem Inter­es­se emp­feh­le das Lesen "rich­ti­ger" Rezen­sio­nen oder noch bes­ser: ausprobieren!

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