Auch dieses Jahr wieder: meine positiven Überraschungen auf der SPIEL 2019 als Top-Liste

Ich gebe es zu: im Moment würde ich lieber am Spieletisch sitzen als vor dem PC. Denn natürlich habe ich aktuell das Gefühl, dass die brandneuen Zugänge alle gespielt werden müssen. Allerdings empfinde ich es auch als notwendig, dass man die vergangene SPIEL 19 ein wenig Revue passieren lässt. Diese Nachbetrachtung wird die nächsten Tage durch ein wahrscheinlich gar nicht zu kleines Fazit auf der Meta-Ebene enden. Vorher möchte ich aber in guter alter Tradition noch meine spielerischen Überraschungen auf der SPIEL 2019 präsentieren.
Dabei beschränke ich mich wieder auf Neuheiten, die ich hier bisher noch nicht im Vorfeld besprochen habe. Somit fallen natürlich alle Spiele meiner Vorfreude-Liste raus (auch wenn mich davon bspw. GLORY: A GAME OF KNIGHTS positiv überrascht hat). Ebenso werden KITCHEN RUSH und DER KARTOGRAPH aufgrund meines kleinen Berichts zum Pegasus Presse-Event nicht mehr vorgestellt, auch wenn mich beide Spiele nachhaltig überzeugt haben. Nach einem eher durchwachsenen Ersteindruck gewonnen hat übrigens TINY TOWNS – da war ich damals am Abend wohl doch zu müde gewesen.
Aber genug der einleitenden Worte. Welche Neuheiten haben es auf meine Top-Liste der SPIEL-Überraschungen 2019 geschafft? Hier ist das Ergebnis:
DIE CREW: REIST ZUM 9. PLANETEN von Thomas Sing (erschienen bei KOSMOS)
So richtig überraschend ist es wohl nicht, dass auch auf meiner kleinen Liste DIE CREW auftaucht. Warum "auch auf meiner Liste"? Es gibt da z.B. die viel aussagekräftigere Liste des FAIRPLAY Magazins – und die wird ebenfalls von dieser ominösen Crew angeführt.
Wie es sich für eine gut funktionierende Crew gehört, arbeitet sie Hand in Hand am gemeinsamen Erfolg. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, das DIE CREW ein kooperatives Spiel ist. Das ist heutzutage glücklicherweise nichts mehr besonderes. Besonders ist aber die Mechanik. Denn DIE CREW ist ein kooperatives Stichspiel – und das stellt doch einige Gewohnheiten mächtig auf den Kopf. Statt persönlich irgendwelche Stiche erzielen zu wollen, muss man nun dafür sorgen, dass zufällig auserkorene Mitspieler bestimmte Ziele erreichen (bspw. einen Stich zu machen, in der die blaue 2 enthalten ist). Dabei ist die Kommunikation selbstverständlich eingeschränkt, aber eben auch nicht vollständig unterbunden.
So entsteht ein ganz eigenes Spielgefühl, dass vor allem erfahrene Spieler anspricht. Ich bin gespannt, ob man damit auch Neulinge überzeugen kann, denn der Schwierigkeitsgrad ist nicht zu unterschätzen. Allerdings entwickelt DIE CREW auch eine ziemliche Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte.
PICTURES von Christian und Daniela Stöhr (erschienen im PD-Verlag)
Von der Crew hatte ich vorher schon positives gehört, weswegen ich es auch unbedingt mal spielen wollte. Von PICTURES hatte ich dahingegen keine echte Vorstellung. Beim Durchforsten der Neuheitenliste fiel es zwar auf, aber eher aus dem Grund, weil ich die Cover-Gestaltung als abgrundtief hässlich empfinde. Aber neugierig war ich schon, da man vom PD-Verlag eher andere Spiele-Genres erwartet.
Denn PICTURES ist im Gegensatz zum sonstigen Verlagsprogramm ein lustiges Kommunikationsspiel. Aus einer Auslage von 20 Fotos muss jeder eines davon mithilfe verschiedener Materialien umschreiben. Mal nimmt man dafür Schnürsenkel, mal Bausteine, kleine farbige Klötzchen, Symbolkarten oder Steine und Stöcke. Sinnigerweise geht eine Partie über 5 Runden, so dass jeder einmal mit diesen besonderen Materialien hantieren muss. Die wie immer auch verzichtbare Punktevergabe ist glücklicherweise einfach gehalten, so dass der Spielspaß im Mittelpunkt steht. Und dieser ist erfreulich hoch. PICTURES erfindet das Rad nicht neu, kombiniert aber schön die möglichen Mechanismen, Bilder durch bestimmte Arten beschreiben zu müssen.
TEAM 3 von Matt Fantastic und Alex Cutler (erschienen bei Abacusspiele)
Auch TEAM3 ist definitiv eher zur Kategorie Partykracher als zu den Strategiespielen zuzuordnen. Denn in diesem kooperativen Bauspiel müssen Baupläne aus Tetris-Bausteine in einer bestimmten Zeit nachgebaut werden. Der Clou daran ist folgender: die Person, die den Bauplan kennt, darf leider nicht darüber reden. Also gibt sie die bekannten Informationen über Handzeichen an eine zweite Person weiter. Diese zweite Person ist aber nur ein mündlicher Übermittler an die dritte Person, die letztendlich die Bausteine zusammen setzen muss. Allerdings hat die dritte Person natürlich auch ein Handicap: sie sieht nämlich nichts!
Die drei Affen des Covers sind somit also mit Bedacht gewählt. Von außen betrachtet ist TEAM3 eher unspektakulär. Wenn man es aber selbst mal spielt, dann erlebt man die damit verbundenen Nöte. Das Spiel trägt natürlich keinen Abend lang, aber zum Aufwecken der Gemüter ist es definitiv super geeignet.
Wir haben das Spiel übrigens auf der Preview-Night gespielt und haben damit den anwesenden SAT.1‑Reporter angelockt. Diesen haben wir natürlich gleich zum Mitspielen eingeladen – und somit waren wir am nächsten Tag auch im Bericht zu sehen. Schade, dass es genau dabei dann nicht geklappt hat.
MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES von Ulrich Blum (erschienen bei Ravensburger)
Was erwartet man von einem Lizenzspiel? In der Regel: nichts! Umso überraschter ist man dann, wenn ein solches Werk spielerisch zu überzeugen weiß. So ist es mir mit diesem Spiel passiert. Wobei man allerdings auch keine falschen Erwartungen haben sollte. MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES ist ein einfaches Familienspiel, dass überschaubare Entscheidungen abverlangt.
Aber MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES schafft es scheinbar sehr gut, das typische MINECRAFT-Gefühl zu vermitteln. Ich selbst kenne MINCRAFT nur als passiver Zuschauer, wenn ich dafür sorgen muss, dass die ausgemachte PC-Zeit eingehalten wird. Aber meine jüngeren Mitspieler fanden sich sogleich wieder in dieser Welt und waren begeistert. Verfaulte Kartoffeln gehören da ebenso dazu wie die Spitzhacke. Die Grafik fand ich zwar gewohnheitsbedürftig, aber natürlich ist sie stilecht und somit auch passend. Hoffentlich gelingt es MINECRAFT: BUILDERS & BIOMES über bekannte Anknüpfpunkte die Kids wieder mehr für Brettspiele zu interessieren. Schön wäre es. Ein stimmiger Anfang ist jedenfalls gemacht.
NINE TILES PANIC von Jens Merkl und Jean-Claude Pellin (erschienen bei Oink Games)
Bei Oink Games lohnt es sich immer am Messestand vorbei zu schauen. Bei kaum einen anderen kann man so schnell so viele Neuheiten kennenlernen wie dort. Am nachhaltigsten in Erinnerung blieb mir in diesem Jahr NINE TILES PANIC.
Dabei muss man aus neun Plättchen ein 3*3‑Raster zusammenbauen, bei dem keine Wege in Sackgassen enden dürfen. Das weiß ich deswegen so genau, weil ich beim ersten Mal nicht darauf geachtet habe und deswegen aus der nachfolgenden Wertung rausgeflogen bin. Diese Wertung belohnt unterschiedliche Aspekte, wobei immer die Person im Vorteil ist, die am schnellsten gebaut hat.
Ich habe keine Ahnung, wie nachhaltig NINE TILES PANIC wirkt. Aber die erste Partie auf der SPIEL hat schon jede Menge Spaß gemacht. Ich mag es einfach gerne, Wege auf Plättchen zu bauen. Hinzu kommt noch ein schön verrücktes Thema mit angreifenden Aliens und Menschen auf der Flucht. Ich habe mich nur gefragt, warum die Hunde wie Schweine aussehen...
Kommentar hinzufügen