Deckscape – Hinter dem Vorhang von Martino Chiacchiera und Silvano Sorrentino – erschienen bei Abacusspiele
Ich habe ein wenig das Gefühl, dass die Zeit der großen "Zauberer" in der Öffentlichkeit vorbei ist. Vor einigen Jahren kannte wohl jeder einen David Copperfield. In den Jahren davor waren Siegfrid und Roy immer mal wieder im Fernsehen zu sehen – und heute? Irgendwas habe ich mal von den Ehrlich Brothers mitbekommen, die für mich aber ein ganz anderes Niveau haben (und damit meine ich kein höheres). Trotzdem bleibt es wohl ein Wunsch von vielen Besuchern auch mal HINTER DEM VORHANG zu stehen und die Lösung der ganzen Tricks zu sehen.
Thema... der große Zauberer Lance Oldman gibt eine letzte Show in New York – und wir haben dafür ein Ticket bekommen. Also ab in den Flieger und voller Vorfreude setzen wir über den großen Teich. Im Schatten der Freiheitsstatue findet dann die Show statt. Wie es der Zufall so will, werden wir sogar für einen Trick auf die Bühne gerufen ... und dann läuft HINTER DEM VORHANG so einiges schief.
Illustrationen… sind natürlich wieder von Alberto Bontempi, der bisher alle DECKSCAPE-Abenteuer gestaltet hat. Wie immer ist sein klarer und deutlicher Stil für die Darstellung der Rätsel hilfreich. Im Gegensatz zu DAS GEHEIMNIS VON ELDORADO gefallen mir dieses Mal auch die gezeichneten Personen besser.
Ausstattung… bleibt auch kaum verändert. Denn natürlich liegen in der Box wieder 60 großformatige und dicke Karten. Der Kartenstapel ist dabei durchnummeriert, so dass man am Ende das Spiel wieder in seinen Ursprungszustand zurück setzen kann.

Neu ist nun allerdings ein kleiner unscheinbarer Umschlag mit einer vielsagenden Fragezeichen-Abbildung. Diesen darf man erst zu einem späteren Zeitpunkt öffnen und dann hat man noch ein wenig zusätzliches Material zur Hilfe. Auch an anderer Stelle verbirgt sich noch eine Überraschung.
Ablauf… bleibt der gleiche, den ich mittlerweile oft genug beschrieben habe (bspw. beim Intitial-Test aber auch bei der Rettung Londons). Für alle Neulinge nochmals in aller Kürze: man spielt von Karte zu Karte. Auf diesen Karten sind meist Rätsel oder Aufgaben dargestellt, die es zu lösen gibt. Dabei hat man aber nur einen Versuch, da durch das Umdrehen der Karte gleich die Auflösung mitgeliefert wird.
Das gefällt mir nicht so gut: Weiterhin gilt, dass die grundsätzlichen Nachteile der DECKSCAPE-Reihe natürlich erhalten bleiben. Noch immer ist kein Antasten an die Lösung möglich und es besteht weiterhin die Gefahr, dass man beim Hochheben der Karte den Mitspielern die Lösung zeigt. Das alles ist bekannt und wird sich auch nicht mehr ändern. Wer damit nicht leben kann, der muss auf andere Exit-Spiele zurück greifen.
Einmal mehr zeigt sich auch, dass die Altersangabe "12+" völlig unpassend ist. Wir spielen DECKSCAPE mittlerweile vorzugsweise in der Familie – und da hat meine 7jährige Tochter überhaupt keine Probleme, sinnvoll mit zu spielen (ganz im Gegenteil). Weiterhin bleibe ich dabei, dass ich einen Fall nicht mit mehr als 4 Personen spielen würde. Die Angabe von bis zu 6 Personen stimmt theoretisch, allerdings gibt das System wenig Möglichkeiten einer aufgeteilten Gruppenarbeit. Denn oftmals müssen für die Lösung des einen Rätsels erst andere Aufgaben gelöst worden sein, so dass man kaum parallel an mehreren Rätsel sitzen kann.

Immer wieder wünschte ich mir etwas anspruchsvollere Rätsel. So langsam habe ich mich aber damit abgefunden, dass es tendenziell eher leichter als schwieriger wird. Das finde ich zwar etwas schade, aber meine Kinder freuen sich zumindest darüber. Ein wenig mehr Herausforderungen fände ich aber schon wünschenswert – oder bin ich mittlerweile zu geübt?
Die Hintergrundgeschichte ist dieses Mal zwar auch wieder präsent, aber dann doch viel zu unglaubwürdig, um richtig tragen zu können. Die Autoren haben sich bei der Konzeption des Spiels Ratschläge eines echten Zauberers geben lassen. Diese Ratschläge haben sich wohl auch in den Rätseln gut wiedergefunden. Aber vielleicht hätte man sich auch noch Ratschläge bei einem Romanautor für eine halbwegs durchdachte Storyline einholen sollen.
Das gefällt mir gut: Wie schon geschrieben, spielen wir DECKSCAPE gerne in der Familie. Dafür sind die Rätsel angemessen und die Kinder sind immer voll dabei. Mehr noch: durch ihre unbedarfte Art sind sie teilweise der Schlüssel für die Lösung mancher Rätsel. So säße ich wohl jetzt noch rat- und erfolglos vor dem finalen großen Rätsel, wenn mir meine Kinder nicht geholfen hätten. Denn was für uns Erwachsene vielleicht ein wenig zu weit her geholt ist, kann für Kinder noch nachvollziehbar und verständlich sein.
Sehr begrüßenswert ist es, dass nun etwas Zusatzmaterial mit in der Box ist. Denn dadurch werden die Rätsel etwas variabler und man kann auch mehr experimentieren. Dieses Konzept darf gerne bei weiteren Fällen beibehalten werden.
Weiterhin bleibt der große Vorteil der DECKSCAPE-Reihe erhalten: nichts muss zerstört oder dauerhaft verändert werden. Somit kann man nach einer Partie anderen Menschen eine Freude machen und das Spiel weitergeben. Dafür muss man nur am Ende seiner Partie die Karten wieder in die richtige Reihenfolge bringen und schon kann eine zweite Gruppe das gleiche Abenteuer ebenfalls erleben.
Fazit: Ich bleibe dabei: ich mag die unaufgeregte Art der DECKSCAPE-Fälle. Bei HINTER DEM VORHANG war ich nun zwar etwas von der Geschichte enttäuscht, dafür waren aber die Rätsel etwas vielschichtiger. In der Summe passt das dann wieder. Meine Kinder haben mich zumindest schon nach dem nächsten Fall gefragt – und ich bin sicher: der wird kommen!
Titel | Deckscape – Hinter dem Vorhang |
Autor | Martino Chiacchiera & Silvano Sorrentino |
Illustrationen | Albero Bontempi |
Dauer | 60 bis 75 Minuten |
Spieleranzahl | 1 bis 6 Spieler (besser nur bis 4 Spieler) |
Zielgruppe | Zauberanfänger |
Verlag | Abacusspiele |
Jahr | 2019 |
Ich bedanke mich bei Abacusspiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
Ich habe es mit zwei Kindern 14 und 10 gespielt und die fanden es zu schwer. Ab sieben Jahren kann ich nicht nachvollziehen.
Danke für den hilfreichen Hinweis!
Das ist immer die Schwierigkeiten mit den Altersangaben von Spielen und beispielsweise ein Grund, warum ich kaum Kinderspiele bespreche (und auch in der Auflistung keine Altersangaben aufführe). Meine Kinder sind recht Spiel erfahren und haben vorher auch schon alle anderen Deckscape-Spiele gespielt. Vielleicht kommt daher diese Diskrepanz bei den Erfahrungen.
Viele Grüße,
Tobias