Deckscape – Das Geheimnis von Eldorado von Martino Chiacchiera und Silvano Sorrentino – erschienen bei Abacusspiele
Eldorado ist nicht nur unter Schatzsuchern ein sagenumwobener Ort, auch als Spiele-Titel ist es äußert beliebt. Nachdem uns vor nicht all zu langer Zeit Dr. Reiner Knizia dorthin zu einem Wettlauf eingeladen hat, gilt es nun bei DECKSCAPE – DAS GEHEIMNIS VON ELDORADO endgültig den Goldschatz zu finden und zu heben. Doch der Weg dorthin ist rätselbehaftet.
Thema... nach jahrelanger erfolgloser Suche, hat unsere Abenteuergruppe es schon aufgegeben, Eldorado jemals zu finden. Ziemlich deprimiert sitzen wir im Flugzeug nach Hause – als dieses durch einen rätselhaften Unfall abstürzt. Mit Glück (und Fallschirmen) können wir uns retten. Nun sitzen wir aber im Dschungel fest und stehen vor noch mehr Rätseln. Allerdings sind wir dabei Eldorado so nah wie nie zuvor...
Illustrationen… sind wie bei allen bisherigen DECKSCAPE-Fällen von Alberto Bontempi. Für die Rätsel ist sein klarer und deutlicher Stil sehr hilfreich, allerdings fand ich die ein oder andere dargestellte Person irgendwie unglaubwürdig dargestellt. Aber das ist bekanntlich Geschmackssache.
Ausstattung… bleibt sich und dem Konzept treu. In der Box liegen weiterhin 60 großformatige und dicke Karten sowie ein kleiner Plan, den man erst im Spielverlauf öffnen darf. Der Kartenstapel ist übrigens durchnummeriert, so dass man am Ende das Spiel wieder in seinen Ursprungszustand zurück setzen kann. Da DECKSCAPE ein Exit-Abenteuer in Kartenform darstellen soll, sollte man noch für eine Uhr sorgen, um die gebrauchte Zeit zu notieren. Stift und Zettel sind natürlich bei dieser Art Spiel auch immer hilfreich.
Ablauf… habe ich mittlerweile oft genug beschrieben (bspw. beim Intitial-Test aber auch bei der Rettung Londons). Nochmals in Kürze: man bewegt sich von Karte zu Karte. Auf diesen sind meist Rätsel oder Aufgaben dargestellt, die es zu lösen gibt. Dabei hat man aber nur einen Versuch, da durch das Umdrehen der Karte gleich die Auflösung mitgeliefert wird.
Das gefällt mir nicht so gut: Die grundsätzlichen Nachteile der DECKSCAPE-Reihe bleiben natürlich erhalten. Es gibt kein Antasten an die Lösung und es besteht immer die Gefahr, dass man beim Hochheben der Karte den Mitspielern die Lösung gezeigt wird (was im Eifer des Gefechts gerne mal passiert). Das alles ist bekannt und wird sich auch nicht mehr ändern. Wer damit nicht leben kann, der muss auf andere Exit-Spiele zurück greifen.
Allerdings fielen mir bei DAS GEHEIMNIS VON ELDORADO noch ein paar andere Sachen auf, die mich gestört haben. So ist die Geschichte dieses Mal recht gradlinig, so dass nur sehr wenig parallele Handlungsstränge bestehen. Diese verschiedenen Handlungsstränge sind aber für größere Gruppen praktisch, da man sich dann ein wenig aufteilen kann. Das ist nun kaum möglich. Aus diesem Grund kann ich nicht empfehlen, eine Partie DAS GEHEIMNIS VON ELDORADO mit mehr als vier Personen zu spielen. Auch die Altersangabe "12+" finde unpassend. Aufgrund der überschaubaren Schwere der Rätsel und der Familien freundlichen Rahmenhandlung ist mir diese Altersangabe zu hoch.
Im vorherigen DECKSCAPE – RAUB IN VENEDIG gab es verschiedene Charaktere, die mit eigenem Spezialwissen und ‑können ausgestattet waren, um die auftretenden Rätsel zu lösen. Das war ein interessantes Konzept, weil somit auch die "Alphatier-Problematik" aufgelöst wurde. Leider hat es dieses Konzept nicht in DAS GEHEIMNIS VON ELDORADO geschafft. Dabei hätte sich das bei diesem Thema auch angeboten. Schade!
Die Ausstattung der Box ist bewusst karg: 60 Karten, ein kleiner Plan – das war es schon. Damit ist DAS GEHEIMNIS VON ELDORADO schön kompakt und man kann es gut mitnehmen. Trotzdem hätte ich mir für diese Ausgabe noch ein kleines Gimmick gewünscht. Denn so eine kleine Spiegelfolie wäre schon praktisch gewesen. Einerseits für die Lösung eines Rätsels (bzw. die Verifizierung der Lösung), andererseits auch für die angebotenen Hinweise. Denn diese sind in Spiegelschrift angegeben – und dabei haben Kinder ohne Hilfsmittel schon noch ihre Probleme.
Das gefällt mir gut: Die Stärke der DECKSCAPE-Reihe liegt meiner Meinung nach in der Unaufgeregtheit. Ähnlich wie beim Popcorn-Kino darf es gerne auch mal nur um die Unterhaltung gehen. Man erlebt eine nette Geschichte und rätselt gemeinsam über die Aufgaben. Da diese Rätsel in DAS GEHEIMNIS VON ELDORADO recht einfach sind, fühlt man sich auch nicht gestresst (wobei Hardcore-Exit-Fans wohl die Herausforderung fehlen wird). Mir macht das dahingegen einfach Spaß, ein wenig seine Hirnfunktionen anzuregen, ohne gleich ins hektische Grübeln zu geraten. Ich finde es jedenfalls angenehm, dass die Geschichte im Vordergrund steht und die Rätsel eher begleitende Beigabe sind.
Wieder gefällt mir der Humor der Reihe, der allerdings glücklicherweise dieses Mal nicht überdreht. Schön ist auch, dass wieder alternative Story-Enden angeboten werden. Ohnehin ist die Rahmenhandlung gut gewählt und thematisch ansprechend umgesetzt.
Zu guter Letzt bleibt der große Vorteil der DECKSCAPE-Reihe: es muss nichts zerstört oder dauerhaft verändert werden. Will man anderen Menschen eine Freude machen, dann bringt man am Ende seiner Partie die Karten wieder in die richtige Reihenfolge und eine zweite Gruppe kann das gleiche Abenteuer ebenfalls erleben.
Fazit: Vielleicht fehlt mir mittlerweile ein wenig der kritische Blick. Denn ich mag einfach die unaufgeregte Art von DECKSCAPE – DAS GEHEIMNIS VON ELDORADO. Ja, die Rätsel waren schon einmal anspruchsvoller und die Ideen innovativer. Trotzdem habe ich mich auch dieses Mal bestens unterhalten gefühlt – und darum geht es doch. Somit freue ich mich auf die weiteren Fälle. Vielleicht werden dann die Rätsel auch wieder etwas kniffliger.
Titel | Deckscape – Das Geheimnis von Eldorado |
Autor | Martino Chiacchiera & Silvano Sorrentino |
Illustrationen | Albero Bontempi |
Dauer | 60 bis 75 Minuten |
Spieleranzahl | 1 bis 6 Spieler (besser nur bis 4 Spieler) |
Zielgruppe | unerfahrene Rätsellöser |
Verlag | Abacusspiele |
Jahr | 2018 |
Ich bedanke mich bei Abacusspiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
Gibt es mehr von diesen unaufgeregten Exit Spielen(Am liebsten auch OHNE Zeitstress/Limit) wie du sie hier beschreibst? Auch ohne, dass man die Spielmaterialien zerstören muss und bitte auch ohne App. Würde mich freuen, wenn du was empfehlen könntest. Viele Grüsse.
Hallo Alexander,
bei diesen Eingangsparametern ist die Deckscape-Reihe schon ganz weit vorne. Mittlerweile gibt es dazu auch schon acht Fälle, die sich alle ein wenig voneinander unterscheiden (weitere Fälle).
Aber mittlerweile hat fast jeder Verlag seinen eigenen Escape-Ableger mit dem ein oder anderen Schwerpunkt. Wo auch nichts zerstört wird ist bspw. PSYCHIATRIE DES SCHRECKENS oder BREAK IN.
Allerdings bin ich bei der App-Geschichte nicht mehr ganz so skeptisch. Da kann ich definitiv die UNLOCK-Reihe empfehlen. Anfangs habe ich da einen großen Bogen darum gemacht – weswegen ich dazu auch noch nichts geschrieben habe – mittlerweile bin ich da offener. Der Vorteil daran ist, dass eben auch nichts zerstört wird und man diese auch gut über den Sekundärmarkt bekommt (und auch weiter geben kann). Zusätzlich haben die Rätsel mehr Tiefe, weil bspw. mit Sound gearbeitet werden kann.
Viele Grüße,
Tobias