Endlich, das Jahr 2020 ist vorbei! Ich hoffe, dass wir in einigen Jahren über die letzten denkwürdigen Monate lachen können – befürchte allerdings, dass wir alle noch ziemlich an den Auswirkungen knapsen werden. Ich persönlich bin glücklicherweise recht gut durch die Zeit gekommen. Allerdings müsste ich schon mit Scheuklappen durch die Welt laufen, um nicht die vielfältigen Probleme wahrzunehmen, die sich in der Gesellschaft gebildet bzw. verschärft haben.
Aber gut, dieses allgemeine Lamentieren konnten wir nun schon zur Genüge in den letzten Tagen lesen. Deswegen will ich damit gar nicht langweilen. Euch interessiert sicherlich mehr, wie ich das Jahr 2020 aus spielerischer Sicht wahrgenommen habe. Das war natürlich ähnlich speziell, weil viele lieb gewonnene Gewohnheiten nicht mehr galten. Im Januar habe ich allerdings noch die Spielwarenmesse in Nürnberg besuchen können. Im Nachhinein fühlt sich diese Veranstaltung etwas bizarr an. Ich kann mich noch daran erinnern, wie diffus die eigene Gefühlslage war. Man wusste noch wenig über das Virus und dessen Ausbreitung, aber man war schon etwas sensibilisiert. Sicherheitshalber hat man sich alle halbe Stunde die Hände desinfiziert, über die Personen mit Masken vor dem Gesicht hat man jedoch innerlich doch ein wenig gelächelt – vorschnell, wie sich gezeigt hat.
Mittlerweile habe ich hier zu Hause eine umfangreiche Maskensammlung liegen, bei denen natürlich auch die Spieleleidenschaft sichtbar wird. Neben einigen, die ich mit eigenen Motiven bedruckt habe, ist die L.A.M.A.-Maske natürlich der Hingucker. Qualitativ aber deutlich hochwertiger ist die Meeple-Maske des Hans im Glück Verlages, die ich durchaus empfehlen kann. Ich bin gespannt, was uns in dieser Beziehung im nächsten Jahr noch über den Weg laufe wird. Ich wundere mich übrigens, dass es noch keine PANDEMIC Masken gibt. An PANDEMIC LEGACY SEASON 1 fühle ich mich ohnehin das ganze Jahr erinnert. Da bestehen so erschreckend viele Parallelen...
Recht schnell fielen jedenfalls die ersten Veranstaltungen aus – und dann auch alle weiteren. Der negative Höhenpunkt war natürlich die Absage der SPIEL in Essen. Über die SPIEL digital als Ersatzveranstaltung habe ich meiner Meinung nach genug geschrieben. Das muss ich nun nicht alles wiederholen, sondern verweise auf meine eingerichtete Sonderseite. Die werde ich bald wieder von der Startseite verschwinden lassen, da die heiße Zeit mittlerweile vorbei ist. Da wenig Resonanz dazu kam, bin ich mir nicht sicher, ob ich mir diese Arbeit nochmals mache. Da hängt viel davon ab, wie die Situation im Herbst aussehen wird.
Wesentlich mehr Resonanz gab es zu unserem Beeple-Messe-Radio – und die war größtenteils positiv. Daran war ich auch ein wenig beteiligt, die Hauptarbeit haben aber andere gemacht. Deswegen auch nochmals an dieser Stelle meinen herzlichen Dank an die vielen Helfer im Hinter- und im Vordergrund. Ich habe dadurch noch ein wenig mehr in die Podcast-Technik reingeschnuppert und auch technisch ein wenig aufgerüstet. Trotzdem wird das sicherlich nicht mein Hauptspielfeld werden. Ich sehe mich in erster Linie als schreibender Kritiker. Das macht mir am meisten Spaß, das will ich machen. Deswegen habe ich mich auch gefreut, dass ich ein weiteres Mal bei der SPIEL DOCH! aktiv werden durfte. Das war aber ziemlich Nerven aufreibend, da auch in dieser Beziehung das Covid-19-Virus einige Planungen vereitelt hat. Alle Ideen waren auf einmal aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht mehr umzusetzen und deswegen musste improvisiert werden. Dabei habe ich wieder eine Menge gelernt und deswegen bin ich gespannt, ob es im nächsten Jahr dort weiter gehen wird.
Definitiv weiter gehen wird es bei Beeple. Dort werde ich noch etwas mehr Verantwortung übernehmen und im nächsten Jahr als einer von drei Sprechern fungieren. Das klingt ein wenig hochtrabend, aber im Endeffekt hat das eher eine administrative Bedeutung. Jemand muss schließlich nach außen als Ansprechpartner fungieren. Aber das Netzwerk und die dortige Community sind es definitiv wert, weiter gepflegt zu werden. Der dortige Austausch ist intensiv und fruchtbar und selbst mit dem Beeple Award fremdel ich nicht mehr all zu sehr. So bin ich auch mit den diesjährigen Auszeichnungen für DIE CREW, DER KARTOGRAPH und ROOTS recht zufrieden. Noch zufriedener bin ich allerdings mit meinen Vorhersagen zu den Spiel des Jahres Kandidaten. Da war ich selbst überrascht, wie gut dieses Jahr meine Glaskugel funktioniert hat.
Mein heimliches Spiel des Jahres 2020 war allerdings THE KING'S DILEMMA – vor allem durch die besonderen Umstände. Denn wir haben dieses einzigartige Werk über Videokonferenzen gespielt. Und diese Abende waren echte Highlights! Somit konnte ich es mit weit entfernten lieben Menschen zusammen spielen, die sonst nicht verfügbar gewesen wären. Zusätzlich konnte ich somit überhaupt ein Spiel genießen, das ich in meinen normalen Gruppen wahrscheinlich nicht auf den Tisch gebracht hätte. Somit ein Beispiel dafür, dass digitale Brettspielumsetzungen auch Vorteile haben. Ich habe vorher schon rechte gerne nebenbei ein paar Online-Partien gespielt. Aber durch die besonderen Umstände wurde das im letzten Jahr etwas intensiviert. Wobei ich auch das große Glück habe, dass in der Familie gerne und viel gespielt wird. Das Besprechen von Spielen wurde im letzten Jahr zwar etwas erschwert, aber es war nicht unmöglich. Und zur Not dauert es eben etwas länger, bis ich mir eine fundierte Meinung gebildet habe.
Somit bin ich zuversichtlich, dass ich auch im nächsten Jahr das ein oder andere Spiel hier im Blog vorstellen kann. All zu große Veränderungen wird es dabei nicht geben. Hier und dort werden kleine (Design-)Anpassungen durchgeführt. Mein kleines Glossar wird bestimmt auch weiter anwachsen und selbst mit der gendergerechten Sprache werde ich sicherer. Formulierungen mit Gendersternchen werde ich dabei vermeiden. Aber ich versuche schon seit längerer Zeit, geschlechterneutraler zu schreiben, ohne dass es direkt ins Auge fällt. Da besteht allerdings noch Verbesserungspotenzial.
Dann hoffe ich natürlich, dass zum Ende des nächsten Jahres vielleicht wieder die ein oder andere Präsensveranstaltung stattfinden kann. An Events vor dem Herbst glaube ich derzeit nicht und ohnehin wird man sich von Besuchermassen vorerst verabschieden müssen. Deswegen gehe ich u.a. auch nicht davon aus, dass der Tag der Brettspielkritik stattfinden wird. Dessen Absage tat mir schon im letzten Jahr weh, aber vielleicht wird auch für dieses Format eine digitale Umsetzung ins Auge gefasst. Die fehlenden Veranstaltungen und Reisen hatten aber auch ihr Gutes. Denn endlich habe ich es geschafft, ohne Unterbrechung beim Wochenrätsel von H@ll 9000 mitmachen zu können und somit die möglichen 52 Punkte einzufahren. Ich mache bei deren Spielerei schon seit Jahren mit und spätestens im Sommer verpasste ich dann durch die Ferien bedingt die ein oder andere Wochenaufgabe. Nun aber war dank mangelnder Mobilität endlich eine lückenfreie Teilnahme möglich. Man muss nur immer das Positive in der Gesamtsituation suchen! Dieses hätte ich gerne auch mehr bei meinen Aphorismen des Monats im Mittelpunkt gesehen. Allerdings sind diese im Jahr 2020 doch vermehrt zu politischen Statements geworden, weil ich all zu oft nur Kopf schüttelt die Welt beobachtet habe.
Am Anfang dieses Beitrages konnte man schon eine weitere kleine Neuerung bewundern. Patrick Schombert hat seine Karikatur-Künste walten lassen und für mich einen kleinen Avatar gezeichnet. Dieser wird wohl hauptsächlich bei Beeple zum Einsatz kommen, aber vielleicht wird er auch immer mal wieder woanders zu finden sein. Mal schauen, wann er mein Masken-Logo ersetzen kann. Dieses bleibt aber weiterhin aktiv, so lange es die Pandemie erfordert, Masken zu tragen – immer mit der dringlichen Bitte begleitet, dass dies nachgemacht wird. Wir als Brettspielende sind es gewohnt, sich an Regeln zu halten. Denn wir alle wissen, dass ohne Regeln ein Spiel nicht funktioniert. Also macht das bitte auch im realen Leben. Die Solidargemeinschaft dankt! Mit wenig Aufwand, kann man viel erreichen, wenn man sich zurück hält. Wir sollten nämlich nie die Schwächeren der Gesellschaft vergessen. Aus diesem Grund bin ich auch froh gewesen, dass wir bei unserer Beeple-Oster-Auktion wieder etwa 1.500 Euro an Spenden für die an die Deutsche Kinderkrebsstiftung bzw. noch etwas präziser für das Waldpiratencamp einsammeln konnten.
Zu guter Letzt hat sich auch nichts an meinem Selbstverständnis als Kritiker geändert. Dieser Blog ist lediglich ein kleines Hobby-Projekt, dass ich allein aufgrund des Spaß an der Sache mache. Wenn das Geschreibsel hier jemand liest, freue ich mich natürlich. Aber mir ist es letztlich egal, ob das nun 10, 20 oder 100 Personen sind. Deswegen werde ich auch weiterhin nur die Spiele besprechen, die mich persönlich interessieren. Das können kleine Kartenspiele sein, aber auch mal das ein oder andere Expertenspiel. Trotz mancher Anfragen werde ich nichts als Auftrag machen. Auch wird es keine Gewinnspiele, Affiliate-Links oder sonstigen Firlefanz geben. Wichtig ist mir, dass ich in keine Abhängigkeiten gerate. Wenn ich keine Lust mehr habe, dann könnte ich von heute auf morgen aufhören. Das wird im Normalfall nicht passieren, aber wie wir im letzten Jahr gelernt haben, können unerwartete Veränderungen schneller eintreten, als uns das lieb ist.
Somit: bleibt gesund habt eine gute Zeit! Der Rest ist Spielen.
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