Qwantum von Anna Oppolzer, Stefan Kloß und Reinhard Staupe – erschienen im Nürnberger-Spielkarten-Verlag
Nach langem Überlegen habe ich beschlossen, eine neue Kategorie einzuführen. In "Jeder nur ein Kreuz!" möchte ich von nun an Roll-and-Write-Spiele bündeln. Die nächsten drei Beiträge werden demnach auch nur Spiele dieser Kategorie behandeln. Sinnvollerweise fange ich auch gleich mit einem Spiel an, bei dem keine Kreuze notiert werden sondern Zahlenwerte. Es gibt aber durchaus einen Grund, warum ich mit QWANTUM beginne, auch wenn sich dieser erst die nächsten Tage offenbaren wird.
Thema... QWANTUM wird als Teil der Spielefamilie von QWIXX und QWINTO beworben. Was haben diese drei Spiele unter anderem gemeinsam? Richtig, es gibt kein Thema!
Gestaltung... ist von Oliver Freudenreich. Wie man es von ihm gewohnt ist, kommt alles frisch und klar daher. Allerdings gab es bestimmt auch schon anspruchsvollere Aufgaben.
Material... ein Block, sieben Würfel, eine kurze Anleitung und vier Bleistifte. Wer meint, das alles schon zu kennen, der sollte allerdings mal einen genaueren Blick auf sechs der sieben Würfel werfen. Diese zeigen zwar die bekannten Werte von 1 bis 6 – allerdings nicht gleich verteilt und es unterscheiden sich jeweils die Farbzuordnungen zu den einzelnen Zahlen. So ist jeder Würfel unvergleichbar zu den anderen. Nur der siebte Würfel kommt farblos und klassisch verteilt daher.
Ablauf... der aktive Spieler würfelt alle Würfel. Ist er mit dem Ergebnis nicht zufrieden, kann er einmal beliebig viele Würfel neu werfen. Danach sortiert er die vier Farben und zählt die entsprechenden Werte zusammen. Zu dieser Summe muss aber immer noch der Wert des weißen Würfels hinzu addiert werden. Nun kann sich der aktive Spieler eine Farbe aussuchen und den entsprechenden Wert im farbigen Bereich seines Blockes notieren. Für alle anderen Spieler (inklusive des aktiven Spielers) stehen nun die drei anderen Werte für ein einmaliges Notieren des Wertes zur Verfügung.
Beim Übertragen der Werte auf den Block gilt es folgende Regeln zu beachten. Die ersten vier Werte einer Farbzeile müssen aufsteigend sein. Dann haben sie ihren Maximalwert erreicht und müssen von nun absteigend notiert werden. Sobald eine senkrechte Spalte komplett gefüllt ist, erhält der Spieler sofort den zweitniedrigsten Wert dieser Spalte als Punkte gutgeschrieben. Die Partie endet, wenn ein Spieler alle Felder gefüllt hat bzw. wenn ein Spieler fünf Fehlwürfe hat (weil er als aktiver Spieler keine Werte eintragen konnte).
Das gefällt mir nicht so gut: Der Glücksanteil ist schon erheblich. Ein solcher ist für ein Würfelspiel an für sich nicht unerwartet, aber bei QWANTUM empfand ich diesen Anteil doch etwas zu hoch. Das Spielprinzip gaukelt einem mehr Einfluss vor, als man ihn dann am Ende tatsächlich hat. Das liegt vor allem daran, dass man ganz schwer beurteilen kann, welche Zahlen mit welchen Farben einem überhaupt zur Verfügung stehen. Hier wäre es vielleicht besser gewesen, wenn man mit "farbreinen" Würfeln spielen würde, weil man dann ein besseres Gefühl für die Würfel und ihre Werte entwickeln kann. So hatte man ganz oft das Gefühl, dass man eher gespielt wird als wirklich aktiv die Werte beeinflussen kann.
Die gute Spielregel warnt die Spieler sehr deutlich, dass man nicht zu sehr auf hohe Werte spielen soll. Auch wenn theoretisch 33 Punkte pro Farbe möglich ist, so sind Werte jenseits der 15 eher selten zu erwarten. Fast alle Gruppen wollten das aber so anfangs nicht einsehen – was vielleicht auch an den hohen Punktwerten der Cover-Grafik liegt (wonach man sich unbewusst orientiert). Hat man diese Erfahrung schmerzhaft gemacht, wird ab diesem Moment auf viel niedrigeren Werte-Niveau gespielt. Das bedeutet, dass recht schnell die einzelnen Reihen gefüllt werden und mächtig auf Tempo gedrückt wird. Somit wird es aber für die Spieler, die trotzdem das Risiko mit den hohen Werten eingehen wollen, nochmals schwerer, da diese dann so gut wie nie mehr als drei Spalten gefüllt bekommen und dann punktetechnisch noch weiter abgeschlagen sind. Es ergibt somit überhaupt keinen Sinn, wirklich auf hohe Werte zu spielen – und damit verliert QWANTUM deutlich an Reiz.
Das gefällt mir gut: Die Merkmale der QWIXX-Familie bleiben erhalten: "Einer wirft und alle partizipieren" (mit Vorteilen für den aktiven Spieler) findet sich in QWANTUM genauso wieder wie "man trägt Werte in Farb-Zeilen ein". Das alles funktioniert und macht auch Spaß. So wird also die Familie um ein weiteres eigenständiges Mitglied ergänzt. Dabei ist spannend zu sehen, welche Variationen noch möglich sind.
Fazit: Dem Problem von QWANTUM kann man leicht einen Namen geben: QWIXX. Denn auch wenn QWANTUM funktioniert, es hat nicht die herausragende spielerische Qualität eines QWIXX. Gerne spielt man mal zum Kennenlernen ein paar Runden – aber langfristig wird es ein QWIXX nicht vom Thron stoßen. Dafür fehlt der Reiz, durch unterschiedliche Herangehensweisen eine Partie zu beeinflussen. QWANTUM ist eindimensionaler und schwerer zu durchschauen – und somit im Zweifelsfall eher zweite denn erste Wahl.
Titel | Qwantum |
Autor | Anna Oppolzer, Stefan Kloß und Reinhard Staupe |
Grafik | Oliver Freudenreich |
Dauer | 15 bis 20 Minuten |
Spieleranzahl | 2 bis 4 Spieler |
Zielgruppe | Würfelfreunde |
Verlag | Nürnberger-Spielkarten-Verlag |
Jahr | 2018 |
Ich bedanke mich beim Nürnberger-Spielkarten-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Ich bin mir sicher, dass durch diese Bereitstellung meine Meinung nicht beeinflusst wurde. Die Besprechung spiegelt meine gemachte Erfahrung wider.
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