fjelfras.de

Knapp daneben! von Andreas Kuhnekath-Häbler – erschienen bei Schmidt Spiele

Knapp daneben - Box
Foto: Schmidt Spiele

Nach­dem ich mich ges­tern ein wenig mit BRIKKS befasst habe, rücke ich nun ein Spiel in den Fokus, das mei­ner Mei­nung nach wesent­lich bes­ser in die "klein & fein"-Reihe von Schmidt Spie­le gepasst hät­te – nicht nur auf­grund des grif­fi­gen Namens. Statt­des­sen ist KNAPP DANEBEN! aber in einer Schmidt'schen Blech­do­se gelan­det – und die­se Spie­le wer­den erfah­rungs­ge­mäß in der Brett­spiel­sze­ne eher links lie­gen gelas­sen. Was aber ein Feh­ler wäre (und nicht unbe­dingt der ers­te), denn von den klas­si­schen in Essen erschie­ne­nen Roll-and-Wri­te-Spie­len hat mich KNAPP DANEBEN! am meis­ten über­zeugt. Des­we­gen darf es auch den Abschluss mei­ner Jeder-nur-ein-Kreuz!-Tri­lo­gie bil­den (und QWANTUM bil­de­te den Anfang).

The­ma... auch die­ses Roll-and-Wri­te-Spiel hat kein The­ma – und wie­der­um wird es nicht vermisst.

Gestal­tung... stammt von der VISID GmbH, die eigent­lich Exper­ten für Pack­a­ging Design sind. Da aber KNAPP DANEBEN in einer Blech­do­se daher kommt, passt das irgend­wie schon wie­der. Außer­dem muss man ehr­lich sein: sooo viel Design ist auch nicht vor­han­den. Trotz­dem wur­de aber auf vie­le Klei­nig­kei­ten geach­tet, was für "Fach­frem­de" oder Neu­ein­stei­ger so nicht immer selbst­ver­ständ­lich ist.

Knapp daneben - Übersicht
klas­sisch puristisch

Aus­stat­tung... in besag­ter Blech­box befin­den sich (neben viel Luft) fünf ver­schie­den­far­bi­ge Wür­fel, Blei­stif­te und ein dop­pel­sei­tig bedruck­ter Spiel­block. Ganz schön puris­tisch das Gan­ze, aber auch völ­lig ausreichend.

Ablauf... jeder Mit­spie­ler sucht sich zu Beginn eine Wür­fel­far­be aus. Danach wer­den 25 mal die Wür­fel gewor­fen und nach jedem Wurf ein Wert auf dem Spiel­blatt notiert. Doch wie bestimmt man den ein­zu­tra­gen­den Wert? Nun kommt die eige­ne Wür­fel­far­be ins Spiel. Denn man muss immer "sei­ne" Far­be mit einer ande­ren Far­be kom­bi­nie­ren. Ist man der schwar­ze Spie­ler, dann bil­de ich also die Sum­me aus dem Wert des schwar­zen Wür­fels mit einem der ande­ren Würfelwerte.

Knapp daneben - Spielsituation
nun wird eine 9 in schwarz oder blau eingetragen

Die­ser Sum­men-Wert wird auf dem Spiel­blatt ein­ge­tra­gen, wobei dabei die Far­be beach­tet wer­den muss. Denn das Spiel­blatt gibt Far­ben vor, die ein­ge­hal­ten wer­den müs­sen (in den roten Krei­sen dür­fen nur Wer­te ein­ge­tra­gen wer­den, die mit Hil­fe des roten Wür­fels bestimmt wur­den). Ziel ist es dabei, benach­bar­te Wer­te ein­zu­tra­gen. Denn am Ende wird für jeder Zei­le und Spal­te über­prüft, wie vie­le direk­te Nach­barn dort vor­han­den sind – und dann ent­spre­chend bepunktet.

Jeder, der ein wenig mit der Wahr­schein­lich­keits­ver­tei­lung von zwei Wür­fel­wer­ten ver­traut ist (und wer ist das nicht seit CAN'T STOP?), weiß nun, dass die Wer­te 7,8 und 6 öfters vor­kom­men als die Wer­te 2 und 12. Damit man trotz­dem auch die­se Kom­bi­na­tio­nen wählt, wird man für das Neh­men die­ser (sowie für die 3,4,10 und 11) mit Son­der­punk­ten belohnt.

Das gefällt mir nicht so gut: Eigent­lich sind es nur Äußer­lich­kei­ten, denn das Spiel­prin­zip gefällt mir aus­ge­spro­chen gut. Kom­men wir also zum Erb­sen zäh­len: Die rote Far­be auf dem Spiel­blatt ist etwas zu dun­kel gera­ten und passt somit nicht ganz zur knal­li­gen Wür­fel­far­be. Ähn­lich ist es mit der gel­ben Far­be. Das hat eini­ge mei­ner Mit­spie­ler am Anfang etwas irri­tiert. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber dar­an. Trotz­dem will ich es erwähnt haben, denn viel­leicht kann man die­sen klei­nen Man­gel in einer fol­gen­den Auf­la­ge beheben.

Knapp daneben - Luft
viel Luft in der Box

Ansons­ten ist natür­lich viel zu viel Luft in der Ver­pa­ckung. Hier hät­te eine klei­ne Box im Stil von QWIXX völ­lig aus­ge­reicht. Aller­dings kann man der Blech­box viel­leicht noch zu Gute hal­ten, dass man dar­in wun­der­bar zusätz­lich eine klei­ne Samm­lung ande­rer Spie­le mit­neh­men kann. Denn gera­de im Out­door-Bereich ist so eine Box schon sehr prak­tisch (und nicht immer hat man aus­rei­chend Platz zur Verfügung).

Das gefällt mir gut: KNAPP DANEBEN! erin­nert ein wenig an KNISTER (aka WÜRFELBINGO). Auch dort muss man 25 Wer­te ein­tra­gen und man jon­gliert mit den Wahr­schein­lich­kei­ten. Aller­dings gefällt mit KNAPP DANEBEN tat­säch­lich noch ein wenig bes­ser als KNISTER. Denn durch die indi­vi­du­el­len Wür­fel­far­ben gel­ten nun für jeden Spie­ler ande­re Wer­te und man hat auch eine grö­ße­re Aus­wahl an Wer­ten. Durch die far­bi­gen Fel­der ist man wie­der­um ande­ren Zwän­gen aus­ge­setzt, so dass man schon recht gut tak­tie­ren kann. Dabei ist man am Ende natür­lich auch dem Wür­fel­glück aus­ge­setzt. Aber man hat stets das Gefühl, dass man Ein­fluss aus­üben kann bzw. ganz bewusst bestimm­te Risi­ken ein­geht. Man fühlt sich nicht gespielt, son­dern glaubt, dass man selbst sein Glück schmiedet.

Der Weg zum Ziel ist dabei klar. Es gilt mög­lichst par­al­le­le Ket­ten auf­zu­bau­en. Doch wehe, es kom­men dann nur die "Rand­wer­te" wie 2 und 12 zur Aus­wahl. Aber für die­se besteht ein guter Aus­gleich über die Son­der­punk­te. Mehr noch, man kann auch ganz aktiv ver­su­chen, nur mit die­sen Wer­ten zu punk­ten. Das ist dann ein ganz ande­rer Ansatz, der aber auch funk­tio­nie­ren kann. Damit wird eine Spiel­tie­fe erreicht, die ich so auf dem ers­ten Blick nicht erwar­tet hat­te. Auf­grund der immer gerin­ge­ren Mög­lich­kei­ten, die Wer­te ein­zu­tra­gen, besitzt KNAPP DANEBEN! zudem einen sehr schö­nen Span­nungs­bo­gen. Am Anfang ist man noch recht frei bei der Wahl, am Ende fie­bert man bestimm­ten Wer­ten ent­ge­gen. Genau so soll ein Roll-and-Wri­te-Spiel sein.

Der Solo­mo­dus ist natür­lich äußerst sim­pel, denn im Grund spielt man auch zusam­men nur ein Mul­ti-Soli­tär­spiel. Trotz­dem löst der Solo­mo­dus bei mir einen grö­ße­ren Reiz aus als dies bei­spiels­wei­se bei BRIKKS der Fall ist. Mit KNAPP DANEBEN! habe ich schon das ein oder ande­re Mal fünf Minu­ten über­brückt und mich dabei gut unter­hal­ten gefühlt. So könn­te ich mir KNAPP DANEBEN! auch gut als App-Umset­zung vorstellen.

Auch die gra­fi­sche Gestal­tung möch­te ich noch­mals geson­dert loben. Die­se ist natür­lich arg funk­tio­nal und hät­te ger­ne noch etwas fri­scher daher kom­men kön­nen. Aber auf der ande­ren Sei­te unter­stützt sie sehr gut den Spiel­ab­lauf und auch die Abrech­nung mit den gut durch­dach­ten ver­schie­de­nen Sum­men-Käst­chen ist vor­bild­lich gelöst.

Fazit: KNAPP DANEBEN! kommt recht unschein­bar daher, ist aber ein sehr guter Ver­tre­ter des Roll-and-Wri­te-Gen­re. Mei­ner Mei­nung nach hät­te es bes­ser in die "klein & fein"-Reihe von Schmidt Spie­le gepasst als BRIKKS, aber wahr­schein­lich woll­te man dort das neue Spiel von Wolf­gang Warsch unter­brin­gen. Auch hät­te ich mir KNAPP DANEBEN! sehr gut als Bestand­teil der QWIXX-Fami­lie vor­stel­len kön­nen, wobei der Titel QWAPP DANEBEN! komisch aus­sieht. Auf alle Fäl­le ist es ein klei­nes uner­war­te­tes High­light, wel­ches noch  zu sehr unter dem Radar fliegt. Mal schau­en, ob sich das in der nächs­ten Zeit noch ändert.

TitelKnapp dane­ben!
AutorAndre­as Kuhnekath-Häbler
Illus­tra­tio­nenVISID GmbH
Dau­er20 Minu­ten
Spie­ler­an­zahl1 bis 5 Spieler
Ziel­grup­pedane­ben lie­gen­de Würfelfreunde
Ver­lagSchmidt Spie­le
Jahr2018

Ich bedan­ke mich bei Schmidt Spie­le für die Bereit­stel­lung eines Rezen­si­ons­exem­plars. Ich bin mir sicher, dass durch die­se Bereit­stel­lung mei­ne Mei­nung nicht beein­flusst wur­de. Die Bespre­chung spie­gelt mei­ne gemach­te Erfah­rung wider.

2 Kommentare

  • Hal­lo. Wir spie­len KNAPP DANEBEN sehr ger­ne und bei jeder sich bie­ten­den Gelegenheit.
    Lei­der gibt es noch kei­ne ERSATZBLÖCKE.
    Zu bemän­geln hät­te ich die Wand­ge­stal­tung auf dem Spiel­blö­cke. Wäh­rend die Wür­fel die Far­ben gelb und rot haben, sind die­se bei­den Far­ben auf dem Block Oran­ge und braun. Das irri­tiert so sehr. Ich habe mir zwar Wür­fel in Oran­ge und Braun besorgt, den­noch macht sich das brau­ne (eigent­lich ja rote Feld) nicht gut neben einem schwar­zen Feld.
    Das soll­te wirk­lich geän­dert werden.

    Ansons­ten ein schö­nes Spiel.

    • Hal­lo Birgit,

      dass mit den Far­ben ist defi­ni­tiv unglück­lich – genau­so wie die Tat­sa­che, dass schein­bar immer noch kei­ne Extra­blö­cke nach­zu­kau­fen sind. Mein Tipp: schreib doch mal eine E‑Mail an Schmidt-Spie­le. Je mehr Feed­back den Ver­lag erreicht, umso grö­ßer sind die Chan­cen, dass sich etwas ändert.

      Vie­le Grü­ße, Tobias