Kurz vor der anstehenden Sommerpause ist ein guter Moment, um noch einmal den aktuellen Spielejahrgang Revue passieren zu lassen. Somit möchte ich euch auch dieses Jahr gerne an meiner Abstimmung für den Deutscher Spielepreis 2017 teilhaben lassen. Glücklicherweise wählt man dabei fünf Spiele, so dass mein selbst gewähltes Top-Listen-Raster genau erfüllt wird. Außerdem folgender Appell: wer es bisher noch nicht gemacht hat, kann das bis zum 31. Juli noch selbst abstimmen! Macht das bitte, denn der Preis wird relevanter, je mehr Stimmen abgegeben wurden.
Da ich dieses Jahr zumindest schon einmal alle zum Spiel des Jahres nominierten (Erwachsenen-)Spiele ausprobieren konnte, bin ich also in dieser Hinsicht etwas breiter aufgestellt als im letzten Jahr. Trotzdem maße ich es mir nicht an zu behaupten, dass ich wirklich einen kompletten Überblick über den aktuellen Jahrgang habe. Glücklicherweise muss ich mit meiner subjektiven Sicht der Dinge diesen auch gar nicht haben. Das ein oder andere Spiel würde ich aber trotzdem gerne noch ausprobieren wollen (wie bspw. TEMPEL DES SCHRECKENS).
Unabhängig davon, hier nun meine Top-5-Liste des aktuellen Jahrgangs. Mir ist an einer solchen Auflistung wichtig, dass die Spiele verschiedenen Kategorien angehören. Ich würde jetzt bspw. nicht fünf Worker-Placement-Spiele aufzählen, sondern eben nur das, was mich am meisten überzeugt hat.
- TERRAFORMING MARS von Jacob Fryxelius erschienen im Schwerkraft-Verlag
- RAPTOR von Bruno Cathala und Bruno Faidutti erschienen bei Pegasus Spiele
- DAS ORAKEL VON DELPHI von Stefan Feld – erschienen bei H@ll Games
- BURGLE BROS. von Tim Fowers erschienen bei Fowers Games Inc.
- PAKU PAKU von Antoine Bauza erschienen bei Ravensburger
TERRAFORMING MARS hatte in der Brettspieleszene für ganz schön Aufruhr gesorgt – und das nicht nur, weil es auf der SPIEL in Essen nur einem ausgewähltem Publikum zum Kauf zur Verfügung stand. Glücklicherweise war das Spiel aber schon vorher vorbestellbar gewesen, so dass man sich mit einem guten Näschen schon frühzeitig sein Exemplar sichern konnte. Allerdings musste man sich dann fragen, ob man das Spiel lediglich wegen des Hypes darum gut fand – oder weil es wirklich gut ist? Die Antwort darauf ist aber einfach: es ist so gut! Für mich vor allem wegen der toll eingebundenen Thematik ein echtes Highlight. Da sehe ich gerne über den ein oder anderen vorhandenen Kritikpunkt hinweg. Denn wie im richtigen Leben können Ecken und Kanten Sachen erst so richtig interessant machen.
RAPTOR ist mein liebstes 2‑Personen-Spiel des aktuellen Jahrgangs. Auch hier überzeugt die thematische Einbettung inklusive einer tollen Ausstattung. Ich bin zwar eigentlich nicht so der Fan von Plastik-Minifiguren, aber hier passen die schon ganz gut. Allerdings überzeugt RAPTOR auch spielerisch. Und da eine Partie schnell gespielt ist, folgt meist auch eine Revanche mit vertauschten Rollen – was sich bei diesem asynchronen Spiel auch anbietet, da sich die Forscher wesentlich anders spielen als die Raptoren.
DAS ORAKEL VON DELPHI hätte vor fünf Jahren sicherlich ein wesentlich größeres Medienecho erzeugt – war damals Stefan Feld doch einer der "heißesten" Autoren. Dieses Prädikat führen aktuell allerdings wohl eher andere (bspw. Alexander Pfister). Jedoch bedeutet das fehlende Echo nicht, dass Stefan Feld es nicht mehr kann. Ganz im Gegenteil. DAS ORAKEL VON DELPHI ist für mich ein überzeugendes Euro-Spiel mittlerer Komplexität. Hier steht die Mechanik im Vordergrund ohne allerdings das Thema komplett zu vernachlässigen. So erfreue ich mich an einer neuen Variation, wie man Würfel mit Aktionen belegen kann – ohne dabei komplett dem Zufall überlassen zu sein.
BURGLE BROS. ist der Vertreter der kooperativen Spiele in dieser Liste. Ähnlich wie bspw. FLASHPOINT wird dabei das Genre nicht neu erfunden – aber thematisch und auch grafisch überzeugt es mich voll und ganz. Wer schon immer im Stil von Ocean's Eleven einen trickreichen Einbruch durchführen wollte, der kann das zusammen mit den BURGLE BROS. tun. Nur sollte man dabei aufpassen, was für Beute man aus dem Tresor holt. Leider wurde die deutsche Ausgabe lediglich über die Spieleschmiede finanziert und ist deswegen schwer erhältlich. Und vielleicht ist es dadurch sogar von mir fälschlicherweise mit Punkten für den Deutschen Spielepreis bedacht worden – ist mir aber egal, denn ich finde es gut!
PAKU PAKU steht exemplarisch für die vielen tollen "kleinen" Spielen dieses Jahrgangs. Da hätte ich sicherlich auch guten Gewissens KINGDOMINO, CARAMBA oder DEJA-VU nennen können. Aber im Endeffekt hat mir dieses Panda-Würfelspiel am besten gefallen, weil der tolle Twist zwischen "schnell würfeln" und dann "mit ruhiger Hand einen Geschirrstapel aufbauen" großen Spielspaß erzeugt. Und wie im richtigen Leben besteht manchmal auch Lust auf Fast Food – da kann man bei Paku Paku bedenkenlos reinhauen.
Da fehlen bestimmt noch ein paar große Namen. Als Gewinn-Favorit sehe ich bspw. GREAT WESTERN TRAIL an, was mich aber vom Thema z.B. nicht ganz so überzeugt hat wie TERRAFORMING MARS. Sowieso habe ich wohl noch nie den späteren Gewinner gewählt, so dass ich mich schon jetzt bei den Machern vom Schwerkraftverlag für mein Votum entschuldige. 😉
Auch die verschiedenen EXIT-Spiele haben mir teilweise großen Spaß gemacht (hier besonders die EXIT-Reihe von Kosmos). Allerdings habe ich schon ein Problem damit, dieses einmalige (intensive) Erlebnis mit wiederholbaren Spielen gleich zu setzen. Ich möchte dabei gar nicht das Fass aufmachen, ob das nun vollwertige Spiele sind oder nicht. Da ich aber durchaus das reproduzierbare Spielvergnügen belohnen will, kamen für mich dieses Spiele nicht in die Auswahl.
Rückblickend gab es auch einige tolle Erweiterungen (z.B. ORLEANS HANDEL & INTRIGE oder ROLL FOR THE GALAXY – DER GROSSE TRAUM), die ich natürlich auch nicht gewählt habe.
Bei der Wahl zum Kinderspiel habe ich doch noch einmal mitgemacht – auch wenn ich nicht mehr als drei-vier Neuheiten gespielt habe. Dabei hat uns ZAUBEREI HOCH DREI von Michael Palm und Lukas Zach (erschienen bei Pegasus Spiele) am besten gefallen. Allerdings bin ich weiterhin mit diesem Wahlverfahren nicht ganz glücklich. Alles andere als ein Sieg von ICE COOL würde mich wundern – weil dieses sich auch gut von Erwachsenen spielen lässt. Denn meiner Meinung nach werden in dieser Kategorie eher die Spiele gewählt, von denen Erwachsene denken, dass sie auch mit Kindern Spaß machen. Im Bereich Kinderspiel hat da für mich die Jury zum Kinderspiel des Jahres oder auch der Kinderspieltest des BDKJ eine höhere Relevanz – auch wenn das dieses Jahr wohl deckungsgleich sein wird.
Sodele, dass also ein kurzer Rückblick auf meine Lieblinge des aktuellen Jahrgangs. Und nun geht es ab in den Sommerurlaub!
Hallo Tobias,
Nach deinem Bericht, muss ich wohl doch mal Paku Paku spielen.
Die anderen Spiele habe ich gespielt. Paku Paku hatte mich durchaus gereizt, aber ich habe es dann doch wieder aus dem Auge verloren, weil es in der Spielekategorie ja einfach viel auf dem Markt gibt.
Danke also für deine Erinnerung.
Viele Grüße
Rebekka
Mach das, insbesondere mit sogenannten "Gelegenheitsspielern" kann man mit PAKU PAKU sehr viel Spaß haben.